Interview21. Oktober 2021

Interview mit Colin Firth und Stanley Tucci - «Es ist eine sehr subtile Geschichte»

Interview mit Colin Firth und Stanley Tucci - «Es ist eine sehr subtile Geschichte»
© Elite Film AG

Sie lernten sich einst bei einer HBO-Produktion kennen, und seitdem sind Colin Firth und Stanley Tucci untrennbar. Eine Freundschaft über die Ozeane hinweg, der eine ein Kind aus Peekskill in New York, der andere aufgewachsen im englischen East Hampshire. Manch einer mag denken, dass ihre Beziehung auf dem Bildschirm nur ein Marketingsspiel ist, aber ihre Freundschaft hält schon seit 20 Jahren. Hier sind sie in einem der schönsten Filme dieses Herbstes zu sehen. Unter dem Titel «Supernova» spielen sie ein Paar, das am Rande der Krankheit steht. Wir haben mit den beiden gesprochen.

(Durchgeführt von Theo Metais)

«Das erste Mal trafen wir uns am Set von Conspiracy für HBO», sagt Stanley Tucci. Ein 2001 veröffentlichter Fernsehfilm über die Ereignisse der Wannseekonferenz, die zu der «Endlösung der Judenfrage» ansatzweise führten. Seitdem bewundern und respektieren sich die beiden Schauspieler gegenseitig. Zwei wunderbare Freunde wie Montaigne und La Boétie. «Weil er es war, weil ich es war». Die Formel passt gut zu ihnen. Und am Vorabend einer schrecklichen medizinischen Diagnose machen sich Colin Firth und Stanley Tucci auf den Weg und stellen ihre wahre Freundschaft in den Dienst einer Liebe auf der Leinwand, die Sam und Tusker verbindet.

Der Film beobachtet genau diese grossen Gefühle und wie sie sich von den alltäglichsten Situationen prägen.– Colin Firth

«Die Dreharbeiten zu einem neuen Film sind ein bisschen wie der erste Schultag. Man fühlt sich allein und extrem nervös. Und zu wissen, dass man mit einem seiner besten Freunde mit diesem Mass an Intimität spielen wird, körperlich und emotional, ist sehr beruhigend (...). Das bereichert letztlich den Film» erzählt Stanley und Colin fährt fort: «Stanley und ich haben einige glückliche Momente und dunkle Zeiten hinter uns. Dadurch fühlt man sich natürlich wohler und kann entspannter sein, wir mussten nichts vorspielen.»

Interview mit Colin Firth und Stanley Tucci - «Es ist eine sehr subtile Geschichte»
© Elite Film AG

«Die Metapher des Himmels ist sehr elegant» sagt Colin Firth. Wenn wir schon über den Himmel sprechen, dann ist es wahr, dass die Planeten für den britischen Filmemacher Harry Macqueen, der sich mit einem der vielleicht elegantesten Duos des modernen Kinos zusammengetan hat, in einer Reihe stehen. Das Projekt spiegelt sie wider und die beide erzählen uns, wie es zustande gekommen ist. «Mein Agent hat mir das Drehbuch geschickt. Ich habe es gelesen und fand es absolut grossartig. Wir lernten uns kennen, dann sah ich seinen ersten Film, der mir sehr gefiel. (...) Dann habe ich das Drehbuch heimlich an Colin geschickt, ohne Harry davon zu erzählen. Er liebte es, und wir trafen uns alle.» «Ich war bereit, vorzusprechen», lacht Colin Firth, «(...) aber die einzige Entscheidung war, welche Rolle wir spielen würden. Ursprünglich hatten wir vor, die entgegengesetzten Rollen zu spielen.»

Ich habe das Drehbuch heimlich an Colin geschickt, ohne davon Harry zu erzählen...– Stanley Tucci

Und hier sind sie auf dem Weg zu ihren Erinnerungen, um die Menschen zu treffen, die ihr Leben geteilt haben. In der Wärme ihres Vans klappen sie manchmal nachts eine Himmelskarte auf und Stanley Tucci bestaunt die Konstellationen. «Es ist eine sehr subtile Geschichte, die sich letztlich nicht so sehr auf ihre Homosexualität konzentriert. Es ist vor allem eine Liebesgeschichte, eine zarte Geschichte, und das macht sie sehr berührend». Am Rande einer vorzeitigen Demenzerkrankung kämpft das Paar darum, genügend Zeit zu finden. Ihre Reise erinnert an die grossen Einweihungsepen, wenn sie die schwindelerregende Weite der Ebenen im Nordwesten Englands durchqueren.

Interview mit Colin Firth und Stanley Tucci - «Es ist eine sehr subtile Geschichte»
Colin Firth und Stanley Tucci blicken in den Himmel. © Elite Film AG

Wie soll man also über das Unaussprechliche und Unbenennbare sprechen, wenn die Krankheit immer weiter um sich greift und die Zeit knapp wird? Vielleicht ist es Colin Firth, der sich am besten ausdrückt: «Ich glaube, dass man sich nur mit Zurückhaltung in Gefühle und in die grosse Liebe stürzen kann. (...) In meinem eigenen Leben stelle ich fest, dass zwei Menschen, wenn sie sich streiten, am Ende über das GPS und die Klimaanlage im Auto streiten, einfach weil die wirklichen Probleme selten diskutiert werden. Die kleinen Dinge des täglichen Lebens sind manchmal mit verdeckten Problemen verbunden. Der Film beleuchtet genau diese grossen Gefühle und wie sie in den alltäglichsten Situationen eingebettet sind.» Stanley schlussfolgert: «Ich glaube, es war kein Platz für Melodrama. Sie ist streng, subtil und poetisch zugleich.»

Am 7. September im Kino. Mehr Informationen über «Supernova».

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