Article7. August 2017

Heiss, heisser, Locarno Festival

Heiss, heisser, Locarno Festival

Wer hätte vor 70 Jahren gedacht, dass das Locarno Festival auch heute noch so viele Leute in die Südschweiz zieht und begeistert. Wahrscheinlich nur ganz wenige. Die Filmvorführungen auf der Piazza Grande – mit einer Kapazität von rund 8000 Menschen – sind mittlerweile zum Herzstück des Filmfestivals gewachsen. Doch nicht nur Filmfans kommen in Locarno auf ihre Kosten. Ich war vor Ort und erzähle euch, warum sich ein Besuch des Festivals lohnt.

1. Die Qual der Filmwahl

Beim Besuch von Filmfestivals stellt man sich jeden Morgen die Frage, welche Filmvorführungen lohnenswert sind. Bei so vielen Filmen ist diese Aufgabe gar nicht so einfach. Glücklicherweise deckt das Festival nahezu alle Genres und Gattungen ab. Festivals sind aber auch da, um den eigenen Filmhorizont zu erweitern. Daher rate ich, einfach mal in einen Kinosaal zu sitzen, ohne sich vorher über den Film informiert zu haben. Notfalls kann man sich immer noch im Dunkeln aus dem Saal schleichen.

2. Weltpremieren in Anwesenheit von Crew und Cast

Was unterscheidet ein Filmfestivalbesuch von einem gewöhnlichen Gang ins Kino? Nun, der Hauptunterschied liegt wohl in der Eventisierung. Bei einem Filmfestival wird nicht nur der Film vorgeführt, sondern rund um den Film ein Programm gestaltet. Häufig werden bei Festivals Filmpremieren (Welt-, internationale, Schweizer- etc.) gezeigt, so auch in Locarno. Meistens sind dann auch die Filmschaffenden selbst anwesend, die nach dem Film bei einem "Q&A" Auskunft über ihr Schaffen geben. Dieser nach dem vorgeführten Film organisierte Dialog zwischen Publikum und Künstlern wird von vielen Besucherinnen und Besuchern geschätzt.

3. Hollywoodstar Adrien Brody lässt grüssen

Jedes Jahr besuchen auch weltweit bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler das Festival. In der aktuellen Ausgabe erhielt Adrien Brody den Ehrenpreis Leopard Club Award. Einen Tag nach der Übergabe des Preises fand die Veranstaltung "Conversation with Adrien Brody" statt, bei welcher der US-Schauspieler über seine bewegensten Momente im Leben gesprochen hat. Prominente Personen sind aber nicht nur auf der Bühne zu sehen, sondern auch in den Gassen und Restaurants der Stadt. So sollte man nicht überrascht sein, wenn plötzlich ein bekannter Schauspieler oder Regisseur neben einem auf der Piazza Spaghetti isst. Die Nähe zwischen Publikum und Filmschaffenden zeichnet das Festival in Locarno aus.

4. Italienische Küche und kühles Bad

Für einige Festivalgänger ist das Filmeschauen nur Nebensache. Während einige wegen dem herrlichen Wetter nach Locarno fahren, gehen andere aufgrund der köstlichen Speisen dort hin. Doch an manchen Tagen steigen die Temperaturen in Locarno in eine Höhe, die nicht mehr angenehm ist. Daher flüchten viele Personen ins Wasser. Glücklicherweise liegt der Lago Maggiore nur wenige Gehminuten von allen Kinosälen entfernt. Daher mein Tipp: Zwischen den Filmen kurz die Badehose anziehen, ins Wasser springen und dann am See eine Pizza essen.

5. Magische Momente auf der Piazza Grande

Wenn die tagsüber heisse Luft am Abend langsam abkühlt, wird das Filmprogramm umso wärmer. Das Highlight des Tages sind definitiv jeweils die beiden Filmvorführungen unter freiem Himmel auf der Piazza Grande. Mit 8000 fremden Menschen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort Filmwerke visionieren und gemeinsam lachen, weinen, erschrecken etc. ist wohl einzigartig auf dieser Welt. Dreht man sich während dem Film um, beobachtet kurz die in der Geschichte versunkenen Gesichter, schaut dann hoch zu den Sternen und fragt sich, wo man gerade ist und was man dort macht, dies lässt vermutlich auch Nicht-Cineasten nicht kalt. Und auf der Piazza werden immer noch Filme ohne Second Screen geschaut, also wie vor ca. zehn Jahren. Herrlich!

Aftermovie – 60 Stunden Festival in 6 Sekunden

Die Jubiläumsausgabe läuft noch bis zum 12. August 2017. Werdet ihr noch nach Locarno ans Festival reisen oder wart ihr bereits dort? Welche Erfahrungen habt ihr am Festival gemacht? Erzählt uns von davon.

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