Critique19. Februar 2021

DisneyPlus-Kritik «Flora und Ulysses»: Mein Eichhörnchen, der Superheld

DisneyPlus-Kritik «Flora und Ulysses»: Mein Eichhörnchen, der Superheld
© Disney+

Als die 10-jährige Flora nach einem Zwischenfall mit einem Saugroboter einem Eichhörnchen Mund-zu-Mund-Beatmung gibt, stellt sich heraus, dass sie einem Superhelden das Leben gerettet hat. Eine frische Disney-Kinderkomödie, die sich liebevoll mit den zahlreichen Macken seiner Hauptfiguren beschäftigt und ernstere Themen wie die Trennung der Eltern thematisiert.

Filmkritik von Gaby Tscharner

Die 10-jährige Flora (Matilda Lawler), eine selbsternannte Zynikerin, leidet unter der Trennung ihrer Eltern Phyllis und George (Alyson Hannigan und Ben Schwarz) und findet Trost in ihrer Liebe für Comics und deren Superhelden. Als eines Tages der Saugroboter ihrer Nachbarin Tootie (Nancy Robertson) verrücktspielt, in den Garten saust und dort ein Eichhörnchen in sein Inneres saugt, leistet Flora dem Nager erste Hilfe und rettet ihm das Leben. Dieser Zwischenfall stattet den süssen Ulysses mit den übernatürlichen Kräften eines Superhelden aus, mit denen er den liebenswerten, aber mit Problemen beladenen Menschen in Floras Leben hilft.

Der Star dieses Films ist die talentierte und charismatische Matilda Lawler, die unsere Aufmerksamkeit während des ganzen Films halten kann.– Cineman-Filmkritikerin Gaby Tscharner

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«Flora & Ulysses» basiert auf dem preisgekrönten Kinderbuch von Kate DiCamillo und einem Drehbuch von Brad Copeland, der vor allem durch die schräge Kult-TV-Serie «Arrested Development» bekannt ist. Diese Kombination hält, was sie verspricht. Der Film ist nicht in einer fiktiven Disney-Welt eines Kinderpopstars oder einer Schule für Zauberer angesetzt. Flora ist in jeder Beziehung ein ganz gewöhnliches Mädchen, das ein Leben hat, wie viele andere 10-jährige auch.

Flora verbringt ihre Wochenenden gerne mit der Familie, doch plötzlich ist alles anders. Ihre Eltern haben sich getrennt und sind mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Kein Wunder, beschreibt sich das Mädchen als Zynikerin. «Mach dir keine Hoffnung, beobachte», ist ihr etwas altkluges Motto, aber überzeugen kann sie uns damit nicht wirklich. Schliesslich glaubt die clevere 10-Jährige insgeheim noch immer an die Magie ihrer Comicbuch-Welt und wird vor ihrem geistigen Auge oft von Incandesto, einem von ihrem Vater kreierten Superhelden, begleitet.

Floras Optimismus ist vielleicht etwas angeschlagen, aber Rettung naht in Form eines Eichhörnchens. Nach seinem Zwischenfall mit dem Staubsaug-Roboter schreibt Ulysses plötzlich poetische Nachrichten auf Mamas Schreibmaschine, vorwiegend darüber, wie hungrig er ist. Es scheint, als fliege er durch die Welt, wenn auch nur um dem Chaos und der Verwüstung zu entfliehen, die er in Floras Zimmer, einer Donut-Bäckerei und generell auf der Suche nach Futter anrichtet. Er ist so ungeschickt, dass wir uns manchmal fragen, ob Ulysses wirklich Superkräfte hat, oder ob sich Flora diese nur einbildet. Egal. Hauptsache ist, Ulysses Streiche lenken Flora von ihren eigenen Problemen ab.

«Flora & Ulysses» macht deutlich, dass wir keine Superhelden brauchen, um unseren Weg zu finden.– Cineman-Filmkritikerin Gaby Tscharner

Floras Mutter Phyllis ist eine egozentrische Schriftstellerin von Liebesromanen, die seit der Trennung unter einer Schreibblockade leidet. Ihr Vater ist ein sympathischer, aber unreifer Mann, der sich lieber in einem sinnlosen Job im Laden für Büromaterial abrackert, als seiner Leidenschaft, dem Zeichnen von Comic-Büchern, nachzugehen. Im Gegensatz zur literarischen Vorlage ist Phyllis nicht der Bösewicht dieses Films.

Die versierte Schauspielerin Alyson Hannigan, die ihr Talent in Filmen wie «American Pie» und TV-Serien wie «How I Met Your Mother» unter Beweis gestellt hat, stellt die Mutter zwar fehlerhaft, aber vielschichtig dar. Ihre anfängliche Abscheu für Ulysses ist zwar nervig, aber Phyllis Handlungsbogen erlaubt ihr, sich am Ende des Films zu rehabilitieren. Der Erzschurke dieser Geschichte, wie in so vielen Disney-Filmen, ist der Tierfänger. Miller (Danny Pudi) hat Ulysses und allen anderen Eichhörnchen den Kampf angesagt. Aber vielleicht nicht ohne Grund. Er glaubt, Ulysses Superkräfte seien auf die Tollwut zurückzuführen und nicht darauf, dass er speziell ist.

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Etwas forciert fühlt sich Floras Sidekick, der gleichaltrige Nachbarsjunge William (Benjamin Evan Ainsworth) an, der an hysterischer Blindheit und einem aufgesetzten britischen Akzent leidet. Mal abgesehen von einem offenen Ohr für Floras Probleme hat William kaum eine Funktion in dieser Geschichte, ausser der unvorteilhaften Tatsache, dass seine temporäre Behinderung Ulysses Gelegenheit bietet, ihn vor Unfällen zu retten. Der Star dieses Films ist die talentierte und charismatische Matilda Lawler, die unsere Aufmerksamkeit während des ganzen Films halten kann. Ihre Natürlichkeit im Umgang mit einem vom Computer animierten Eichhörnchen, das während der Dreharbeiten gar nicht existierte, ist bemerkenswert.

Ob Ulysses nun wirklich Superkräfte hat oder nicht, ist völlig nebensächlich. Allein die Magie seiner Präsenz bewirkt, dass jedes Mitglied von Floras Familie seinen Lebenszweck findet. «Flora & Ulysses» macht deutlich, dass wir keine Superhelden brauchen, um unseren Weg zu finden. Nur die Bereitschaft, uns selbst helfen zu wollen.

3.5 von 5 ★

«Flora & Ulysses» läuft ab dem 19. Februar auf Disney+.

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