Critique2. März 2021

DisneyPlus-Kritik: «Black Narcissus»: Seichte Unterhaltung auf dem Dach der Welt

DisneyPlus-Kritik: «Black Narcissus»: Seichte Unterhaltung auf dem Dach der Welt
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Dem ersten Trailer nach hätte man bei der dreiteiligen Miniserie «Black Narcissus» eine Horror-Geschichte nicht unähnlich einer Staffel von «American Horror Story» erwartet. Aber die Adaption von Rumer Goddens Roman aus dem Jahr 1939 ist alles andere als eine Gruselgeschichte.

Serienkritik von Peter Osteried

Im Jahr 1934 will die Nonne Schwester Clodagh zusammen mit einigen ihrer Kolleginnen im Palast Mopu im Himalaya eine neue Schule errichten, nachdem Mönche im Jahr zuvor mit dieser Aufgabe gescheitert sind. Clodagh ist überzeugt, dass sie Erfolg hat, weil sie diesen Erfolg braucht – um sich zu profilieren, um sich als jemand zu fühlen, der etwas Wichtiges getan hat. Aber die Höhenluft, die Einsamkeit, der kulturelle Zusammenstoss mit den Einheimischen macht dieses Unterfangen zu einer immensen Herausforderung.

Schon 1947 wurde der Stoff von Michael Powell und Emeric Pressburger verfilmt und erhielt gar zwei Oscars, auf Preise darf die neue Miniserie wohl nicht hoffen. Gerade die Kameraarbeit ist mondän, flach, ausdruckslos – ganz anders als Jack Cardiffs Oscar gekrönte Kamera im alten Film.

Diese Produktion der BBC wirkt einfach blutleer, bemüht, aber nie überzeugend.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

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Diese Produktion der BBC wirkt einfach blutleer, bemüht, aber nie überzeugend. Dabei ist der Stoff auch heute noch interessant, nicht nur wegen der Umstände, in denen sich die Figuren wiederfinden, sondern auch der inneren Konflikte wegen. Gerade Schwester Clodagh ist an sich eine faszinierende Figur, ambitioniert und von ihrem Ego getrieben, voller Stolz, aber dennoch höchst religiös, weswegen sie sich ihrer eigenen Lust auch umso mehr schämt.

Das ist starkes Material für eine Schauspielerin, das Drehbuch macht aber nichts daraus, weswegen auch Gemma Arterton in der Hauptrolle seltsam blass bleibt. Man hat bei ihr schon gesehen, was sie zu leisten imstande ist, wenn das Material gut ist, aber hier passt sie sich dem Drehbuch an. Sie bleibt unscheinbar.

Die Erzählweise ist unendlich trist. Entsprechend langweilig gestaltet sich diese Miniserie, die die Geduld ganz gewaltig strapaziert.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Inhaltlich fällt «Black Narcissus» damit in sich zusammen, formal ist das Ganze auch alles andere als ansprechend, die grösste Kardinalssünde jeder Geschichte ist aber, wenn sie nicht zu unterhalten versteht. Diese Miniserie ist eine Lektion in Langsamkeit. Das kann man als bedachtes Aufbauen der Geschichte und filigraner Einführung der Figuren hoch loben, die Wahrheit ist jedoch, dass die Erzählweise unendlich trist ist. Entsprechend langweilig gestaltet sich diese Miniserie, die die Geduld ganz gewaltig strapaziert.

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Ein schöner Versuch, aber wer Goddens Geschichte in all ihrer Pracht erleben will, kommt nach wie vor nicht am Powell-Pressburger-Film vorbei.

1 von 5 ★

«Black Narcissus» wird ab dem 5. März 2021 auf Disney+ zum Abruf bereitstehen.

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