Critique31. März 2021

Disney-Plus-Kritik «Fosse/Verdon»: Brillantes Künstlerpaar

Disney-Plus-Kritik «Fosse/Verdon»: Brillantes Künstlerpaar
© Disney+

«Fosse/Verdon» taucht ein in die glamouröse New Yorker Broadway-Szene der 50er- bis 70er-Jahre. Im Zentrum steht die aussergewöhnliche Beziehung zweier herausragender Showgeschäft-Persönlichkeiten: Bob Fosse und Gwen Verdon. Die stark besetzte Mini-Serie porträtiert diese höchst kreative Verbindung emotional gewichtig, untergräbt aber die Leistungen von Verdon.

Serienkritik von Björn Schneider

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Bob Fosse (Sam Rockwell) und Gwen Verdon (Michelle Williams) aufeinandertreffen. Er, der visionäre Regisseur für Film und Theater. Sie, die idealistische Tänzerin, die am Broadway zum grossen Bühnenstar wird. 1960 heiraten die Beiden und in den kommenden Jahren feiern sie grosse Show-Erfolge. Doch ihre gemeinsame Zeit ist ebenso geprägt von Schmerz und Trennung. Dennoch bleiben sie bis zu Fosses Tod 1987 freundschaftlich und künstlerisch eng verbunden.

Die Serie konzentriert sich zu sehr auf die Leistungen Fosses.– Cineman-Filmkritiker Björn Schneider

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«Fosse/Verdon» ist eine acht Episoden umfassende Mini-Serie, die sich der (beruflichen wie privaten) Partnerschaft der beiden Hauptfiguren ausführlich widmet. Sie porträtiert die kreative Verbindung dieser zwei genialen Künstlerpersönlichkeiten in Form von Rückblenden über mehrere Dekaden.

Schon die erste Folge bietet einige der legendärsten Choreographien und Szenen, die Fosse und Verdon gemeinsam kreierten (z.B. aus «Cabaret»). Die ikonische Musik («Big Spender») und die Titelsongs versetzen umgehend auch akustisch in diese legendäre Zeit. Eine von gewaltigen Publikumserfolgen dominierte Phase in der Geschichte der US-Bühnen- und Theaterkunst, die Fosse und Verdon entscheidend mitgeprägt haben.

Ihre emotionalen Stärken spielt die Produktion in den melodramatischen Momenten und Streit-Szenen aus, die das Besondere im Verhältnis von Fosse und Verdon gekonnt herausarbeiten.– Cineman-Filmkritiker Björn Schneider

Aus Fosses Genialität macht die Serie keinen Hehl. Sie zeigt den obsessiven Workaholic als begnadetes Multitalent in verschiedensten Disziplinen: als Regisseur, Choreograph – und als Cutter. Es ist den Machern hoch anzurechnen, dass sie Fosses Fähigkeiten im Schneideraum thematisieren, denn dieser Umstand wird bei der Betrachtung seiner Lebensleistung gerne übersehen.

Rockwell verleiht seiner ambivalenten Figur Tiefe und überzeugt mit einer ungezwungenen Darbietung. Ihm in nichts nach steht die ausdrucksstarke Michelle Williams, die jedoch gegen eine dem Drehbuch geschuldete Ungerechtigkeit anspielen muss: Die Serie konzentriert sich zu sehr auf die Leistungen Fosses. Verdons Beiträge zu Welterfolgen wie etwa «Chicago», die sich eben nicht nur auf das Tanzen beschränkten, hätten mehr herausgearbeitet werden müssen. Darüber hinaus bedient «Fosse/Verdon» einige abgegriffene Klischees, etwa jene vom schmierigen und rein Gewinn-orientierten Hollywood-Produzenten.

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Ihre emotionalen Stärken aber spielt die Produktion in den melodramatischen Momenten und Streit-Szenen aus, die das Besondere im Verhältnis von Fosse und Verdon gekonnt herausarbeiten: Es war eine von grosser Liebe und Respekt füreinander aber auch von unterschiedlichen Ambitionen bestimmte, intensive Beziehung.

3.5 von 5 ★

«Fosse/Verdon» ist ab dem 2. April auf Disney+ verfügbar.

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