Review24. Januar 2018

«Three Billboards Outside Ebbing, Missouri»: Schmerz lag ihnen im Blut

«Three Billboards Outside Ebbing, Missouri»: Schmerz lag ihnen im Blut
© 20th Century Fox

Martin McDonagh hat es wieder getan. Nach «In Bruges» und «Seven Psychopaths» hat er mit «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» abermals ein Werk vorgelegt, das es unglaublich elegant versteht, Humor mit Drama zu vermengen. Zudem bietet er etwas, das im heutigen Kino so unendlich kostbar ist: Er erzählt seine Geschichte, ohne vorhersehbar zu sein.

Dieser Beitrag ist gesponsert von KOSMOS – Das Kulturhaus an der Ecke Langstrasse/Europaallee in Zürich

Kritik von Peter Osteried

© 20th Century Fox

Eine Mutter schlägt zurück

Eine Frau mietet drei Werbeschilder entlang einer Straße an, die nach Ebbing, Missouri, führt. Sie lässt dort drei Sätze plakatieren: „Beim Sterben vergewaltigt. Keine Verhaftungen. Was soll das, Chief Willoughby?“ So möchte sie auf das Schicksal ihrer Tochter, aber auch auf Ermittlungen, die im Sande verliefen, aufmerksam machen. Damit sorgt sie aber auch für Aufruhr in der kleinen Stadt, in der der Sheriff (Woody Harrelson) ein angesehener Mann ist. Sie macht sich damit nicht nur Freunde und löst eine Kettenreaktion aus, nach der in Ebbing nichts mehr ist, wie es einmal war…

Zwischen Sympathie und Abscheu

Martin McDonagh erschafft eine echte Kleinstadtatmosphäre, vor allem lebt dieses Örtchen aber von seinen Bewohnern. Hier zeigt sich auch die meisterliche Kunst des Autors, der es versteht, jede einzelne Figur mit guten und schlechten Merkmalen auszustatten. Bei ihm sind es eben nicht nur Figuren, die agieren, es sind echte Menschen, die jeder für sich einen Grund für das haben, was sie tun. Entsprechend hegt man mal Sympathie, empfindet dann aber auch wieder Abscheu, was schon mit der Hauptfigur der trauernden Mutter beginnt.

Bitterböses Filmvergnügen im KOSMOS!

Die wunderbar schwarze Komödie «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» läuft ab Donnerstag, 25. Januar im KOSMOS, dem neuen Kulturhaus an der Ecke Langstrasse/Europaallee in Zürich. Als zeitgemässer Ort für Stadtflaneure, Wissenshungrige, Geistesarbeiterinnen und Filmliebhaber umfasst KOSMOS sechs modernste Kinosäle, ein Veranstaltungsforum mit Bühne, ein grosses Bistro, eine Bar mit Klub und ein Buchsalon mit Shop und Café.

Frances McDormand spielt sie mit einer konstanten Aura des Schmerzes, wofür sie das Mitgefühl des Publikums erhält. Doch ihre Taten sind alles andere als moralisch aufrecht. Auch das ist eine der Stärken des Films: Weil man über die Taten der Protagonisten diskutieren kann. Verständlich sind sie alle, aber auch entschuldbar?

McDonagh spielt auf der Gefühlsklaviatur

Bis zu einem gewissen Punkt glaubt man, erkannt zu haben, worauf McDonagh hinauswill. Dann leitet er eine Kehrtwende ein, nach der nichts mehr zu erahnen ist. Das ist ein immenser Reiz, weil sich dadurch eine Spannung aufbaut, die heutzutage nicht mehr vielen Filmen in dieser Form inne ist. Zudem bedient er grandios die Gefühlsklaviatur. Es gibt Momente, da lacht man, nur um im nächsten Augenblick etwas wirklich Trauriges zu sehen. McDonagh wechselt mühelos zwischen beiden Disziplinen hin und her und lässt es dabei so leicht und mühelos erscheinen, während dies in Wahrheit eine der größten Herausforderungen ist, denen sich ein Geschichtenerzähler stellen kann.

Dieser Film lebt vom Schmerz seiner Figuren, aber auch von einer simplen, jedoch umso humanistischeren Botschaft: Dass wir alle unsere Fehler haben, aber danach streben sollten, uns über sie zu erheben.

Unsere Cineman-Sternewertung: 5 von 5 ★

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