Article21. März 2023

Neu im Kino: 3 Filme, die wir euch diese Woche ans Herz legen

Neu im Kino: 3 Filme, die wir euch diese Woche ans Herz legen
© Pathé Films

Auf einer Reise rund um unseren Globus sehen wir diese Woche extreme Abfallwüchse bis in die entlegensten Orte unseres Planeten («Matter Out of Place»), den Balanceakt einer Solotänzerin des Zürcher Opernhaus Balletts nach dem Mutterschaftsurlaub, zurück in den Berufsalltag («Becoming Giulia») und die Rassentheorie in der Kolonialzeit Afrikas, eine Episode der deutschen Geschichte, die bisher eher marginal in filmischen Stoffen behandelt wurde («Der vermessene Mensch»).

1. «Matter Out of Place»

Der Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter führt uns in atemberaubenden Bildern um die Welt des Abfalls.

Ein Bagger auf einer Wiese in Solothurn macht den ersten Stich. Danach folgt ein Zweiter und ein Dritter. Zwei Männer in Helm besprechen das gelockerte Erdgut. Beim Gespräch und mit dem weiteren Material was der Bagger auf die Erdoberfläche befördern wird, wird klar: Diese Wiese war früher eine Abfallgrube und auch in der sauberen Schweiz hat man den Müll jahrzehntelang einfach vergraben. Der Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter führt uns aber nicht nur die Abfallentsorgung in der Schweiz vor, sondern zeigt uns die extremen Abfallauswüchse bis in die abgelegensten Orte auf.

Dabei verzichtet der Wiener Regisseur Geyrhalter wie bei ihm üblich auch bei diesem Film auf Kommentare, Off-Stimme oder Musik. Gemäss seiner Methode will er die Räume und Menschen selbst wirken lassen. Dies funktioniert gerade bei diesem Thema sehr gut, da er spektakuläre Bilder zeigt und besonders der Abfall und die Natur visuell interessante Kontrastpunkte setzen: Ein kristallklarer Bergsee kontrastiert von einem plastikverschmutzten Strand.

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2. «Becoming Giulia»

Eine Mutter gewordene Primaballerina des Zürcher Opernhauses tanzt sich auf die Bühne zurück.

Einige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes kehrt die Solotänzerin Giulia Tonelli 2019 ins Ballettensemble des Zürcher Opernhauses zurück. Sie hat Tanz und Bühne schmerzlich vermisst. Doch Familie und Beruf im Alltag zu vereinen, erweist sich als diffiziler Balanceakt. Ihren emotionalen Bedürfnissen und Verpflichtungen als Ehepartnerin und Mutter gerecht zu werden und ihre Ziele als Tänzerin weiterhin zu verwirklichen, bedeutet für Tonelli, sich ein Stück weit neu zu erfinden.

Die Schweizer Filmemacherin Laura Kaehr begleitet eine Solotänzerin des Zürcher Opernhaus Balletts nach dem Mutterschaftsurlaub zurück in den Berufsalltag. Die Langzeitstudie thematisiert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, lässt gleichzeitig aber auch hinter die Kulissen eines knallhart durch den Wettbewerb bestimmten Theaterbetriebs blicken. Kaehr verzichtet auf Voiceover und Kommentar, die Kamera (Felix von Muralt, Stéphane Kuthy) verfolgt Tonelli meist aus grosser Nähe. Im Verweis auf die gesellschaftspolitische Position von Frauen ist «Becoming Giulia» das feinfühlige Porträt einer Künstlerin, die beeindruckend mutig ihren Weg sucht.

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3. «Der vermessene Mensch»

Lars Kraume behandelt mit seinem neuen, bildgewaltigen Epos einen Teil der deutschen Geschichte, der bisher kaum Einzug ins Kino gefunden hat: die Kolonialzeit in Afrika.

Berlin 1896: Alexander Hoffmann (Leonard Schleicher) ist Student der Ethnologie. Er möchte in die Fussstapfen seines Vaters treten, auch Alexander von Humboldt ist eines seiner grossen Vorbilder. Vorerst muss er aber seinem Professor (Peter Simonischek) bei dessen Forschung assistieren. Dabei geht es um das Volk der Nama und Herrero, das einheimisch im damaligen «Deutschland-Westafrika», einer deutsche Kolonie unter Kaiser Wilhelm II, ist. Im Rahmen der internationalen Völkerschau, bei der Menschen verschiedener Regionen der Welt in Berlin «zur Schau gestellt» wurden, kommt auch eine Delegation der Nama und Herero, die die Studenten untersuchen.

Regisseur Lars Kraume interessiert sich für historische Stoffe. Zuletzt hat er sich mit «Das schweigende Klassenzimmer» in die 1950er-Jahre in die DDR begeben. Jetzt reist er ans Ende des 19. Jahrhundert zurück und thematisiert wieder eine Episode der deutschen Geschichte, die bisher eher marginal in filmischen Stoffen behandelt wurde. Zum Hauptthema des Films macht Kraume die Rassentheorien, die man zu der Zeit verbreitete, um kolonialistische Überzeugungen und damit verbundene Schandtaten, die auf die militärische Vernichtung ganzer Völker hinausliefen, zu rechtfertigen.

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Welche weiteren Filme ab sofort neu im Kino zu sehen sind, erfährst du hier.

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