Review19. Januar 2021

Netflix-Kritik «Night Stalker»: Der Blick in den Abgrund

Netflix-Kritik «Night Stalker»: Der Blick in den Abgrund
© Netflix

Bei Netflix konnte man vor Kurzem die neunte Staffel von Ryan Murphys Serie «American Horror Story» sehen. Sie spielte im Jahr 1984, erzählte eine Slasher-Geschichte und präsentierte als zusätzliches Bonmot einen echten Serienkiller: den «Night Stalker», der es auf eine der Hauptfiguren abgesehen hatte. Nun gibt es bei Netflix die vierteilige Doku-Reihe «Night Stalker – Auf der Jagd nach einem Serienmörder».

Serienkritik von Peter Osteried

In dieser Reihe geht es um einen der berüchtigsten Serienkiller aller Zeiten: Richard Ramirez. Er hat Los Angeles zur Mitte der 1980er-Jahre in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings ist dies keine Biographie des Killers. Tatsächlich tritt er lange gar nicht in Erscheinung. Vielmehr sind es seine Taten, die man zu Gesicht bekommt. Denn anders als eine Reihe von Dokumentationen, die sich ganz und gar mit Ramirez‘ Leben befassen, liegt der Fokus hier auf etwas anderem – der Jagd auf diesen Killer.

Die Doku nimmt Ramirez damit etwas, das dieser nach seiner Festnahme genoss – den «Ruhm».– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

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Entsprechend wird die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel aufgerollt. Im Mittelpunkt stehen die Polizisten, die hinter diesem Mann her waren – und hier vor allem Gil Carrillo, ein Detective der Mordkommission. Man erfährt mehr über diesen Mann, aber auch über seinen Partner Frank Salerno, und nicht zuletzt darüber, wie sie Ramirez immer näherkamen.

Das fing schon im Jahr 1984 an, als Carillo erkannte, dass verschiedene Taten die Handschrift desselben Mannes trugen, aber mit seiner Theorie stand er alleine da. Er wurde sogar verspottet, weil es unglaublich erschien, dass ein Mann sowohl ein Serienkiller ist, der Männer und Frauen jedes Alters tötet, aber auch kleine Kinder entführt, sie missbraucht und dann wieder laufen lässt.

Eine beeindruckende, immersive und höchst spannende Dokumentation.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Die Reihe stellt aber nicht nur die Jäger des Killers, sondern auch dessen Opfer in den Fokus. Sie nimmt Ramirez damit etwas, das dieser nach seiner Festnahme genoss – den «Ruhm». In Dokumentationen über Serienkiller kommt immer auch die Faszination über dieses unbegreifliche Böse zum Tragen. Als Zuschauer wird man, zumindest ein Stückweit, zum Voyeur des Grauens. Bei dieser Dokumentation ist das anders. Sie offeriert einen Blick in den Abgrund, ist aber klar auf Seiten der Polizisten und Opfer verortet.

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Das macht «Night Stalker – Auf der Jagd nach einem Serienmörder» zu einer beeindruckenden, immersiven und höchst spannenden Dokumentation, die es schafft, das Gefühl der allumfassenden Angst, das damals in Los Angeles und Umgebung umging, spürbar werden zu lassen.

4 von 5 ★

«Night Stalker – Auf der Jagd nach einem Serienmörder» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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