Review7. Februar 2020

Netflix-Kritik «Locke & Key»: Fantasy-Grusel nach den Comics von Stephen-King-Sohn Joe Hill

Netflix-Kritik «Locke & Key»: Fantasy-Grusel nach den Comics von Stephen-King-Sohn Joe Hill
© Netflix

In «Locke & Key» zieht eine Mutter mit ihren drei Kindern nach einem schweren Schicksalsschlag in ein verwunschenes Haus, das seine Geheimnisse nur langsam preisgibt. Der Einstieg ist schleppend. Mit der Zeit deutet die neue Netflix-Serie ihr Potenzial allerdings an.

Kritik von Christopher Diekhaus

Dass die Adaption der von Joe Hill geschriebenen und von Gabriel Rodríguez illustrierten Graphic-Novel-Reihe «Locke & Key» nun tatsächlich ihre Streaming-Premiere feiert, ist alles andere als selbstverständlich. Immerhin lief die Entwicklung keineswegs reibungslos ab. Der Stoff ging durch mehrere Hände und landete 2017 bei Hulu, wo der bestellte Pilot aber letztlich nicht in Serie geschickt wurde.

Mitte 2018 nahm sich dann Netflix der Sache an. Weniger als zwei Jahre später erblickt der mit Unterstützung von Comic-Schöpfer Hill entstandene, zehn Episoden umfassende Mix aus Fantasy, Horror und Drama schliesslich doch noch das Licht Welt.

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Wer sich im Gruselkosmos etwas auskennt, wird sich zum Auftakt auf bestens vertrautem Terrain wiederfinden. Wie so oft begleitet der Zuschauer nämlich eine Familie bei einem Umzug, der als Neustart dienen und ein schreckliches Ereignis leichter erträglich machen soll. Nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes Rendell (Bill Heck) verschlägt es Nina Locke (Darby Stanchfield) und ihre Kinder Bode (Jackson Robert Scott), Kinsey (Emilia Jones) und Tyler (Connor Jessup) in die Kleinstadt Matheson, wo sie sich im Elternhaus des Ermordeten niederlassen.

Alles Übernatürliche kommt zu Beginn eher milde daher.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Bode, der Jüngste im Bunde der drei Geschwister, spürt recht schnell, dass das verwinkelte viktorianische Gebäude unglaubliche Geheimnisse bereithält. Während Kinsey und Tyler versuchen, sich in der Schule zurechtzufinden, stösst ihr kleiner Bruder im neuen Heim, das bezeichnenderweise Keyhouse genannt wird, auf eine Reihe magischer Schlüssel. Benutzt man sie, tun sich ungeahnte Möglichkeiten, aber auch Gefahren auf.

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Die Serie startet mit einem klassischen Horrorelement, schafft es zunächst allerdings nicht, echte Schauerstimmung zu erzeugen. Säuselnde Stimmen führen Bode zu den im Haus versteckten Schlüsseln. Und noch dazu befreit er eine seltsame Frau aus einem Brunnen (Laysla De Oliveira), die finstere Pläne zu haben scheint. Alles Übernatürliche kommt in den ersten Folgen jedoch eher milde und zahnlos daher.

Etwas mehr Unbehagen erzeugen die zwischendurch aufblitzenden Rückblenden, in denen der mit dem Keyhouse irgendwie zusammenhängende Mord an Rendell bruchstückhaft zu sehen ist. So manches Familienmitglied verbindet, wie sich herauskristallisiert, mit dem traumatischen Erlebnis persönliche Schuldgefühle.

Kinseys und Tylers erste Schritte im neuen Umfeld sollen den Figuren Profil verleihen, entwickeln anfangs aber noch keine besondere Ausdruckskraft. Erst nachdem Bode entdeckt hat, dass man einen der magischen Schlüssel nutzen kann, um seine eigene Persönlichkeit zu erkunden, gewinnt „Locke & Key“ an emotionaler Wucht.

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Hoffnungen auf einen packenden Verlauf weckt spätestens die vierte Episode.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Hoffnungen auf einen packenden und wendungsreichen Verlauf weckt spätestens die vierte, für diese Kritik abschliessend gesichtete Episode. Deuteten sich Konflikte und Probleme in den vorangegangen Folgen oft nur an, konkretisiert sich das Spannungsfeld nun spürbar.

Sollte es den Machern gelingen, diesen Kurs beizubehalten, könnte die um Trauer, Liebe, familiären Zusammenhalt und die Schatten der Vergangenheit kreisende Fantasy-Grusel-Serie am Ende einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

3 von 5 ★

Die erste Staffel von «Locke & Key» ist ab dem 7. Februar auf Netflix verfügbar.

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