Review1. März 2019

Netflix-Kritik «Isn't It Romantic»: Rebel Wilsons ironische Abrechnung mit Rom-Coms

Netflix-Kritik «Isn't It Romantic»: Rebel Wilsons ironische Abrechnung mit Rom-Coms
© Netflix

«To All The Boys I've Loved Before», «The Kissing Booth», «Set It Up»: Netflix hat das leicht angestaubte Genre der Rom-Coms vergangenes Jahr definitiv aus der Versenkung geholt. «Isn't It Romantic» haut nun in eine ähnliche Kerbe – wenn der Film mit Rebel Wilson auch auf ironische Art und Weise mit den Klischees des Genres abzurechnen versucht.

Natalie (Rebel Wilson) ist ein klassisches Mauerblümchen: Die New Yorker Architektin bemüht sich zwar, sich in ihrem Job durchzusetzen – doch statt das nächste grosse Gebäude der Stadt zu entwerfen, wird sie von Kollegen eher mit Kaffeeholen und administrativen Aufgaben betraut. Eines Tages wird die zynische Frau, die von Romantik so gar nichts hält, in der U-Bahn überfallen und wacht in ihrem schlimmsten Albtraum auf: In einer romantischen Komödie, in welcher New York voller Rosen, Pastellfarben und freundlicher Leute ist, der Nachbar (Brandon Scott Jones) sich als schwuler Berater in allen Lebenslagen entpuppt, und die eigentlich nette Arbeitskollegin Whitney (Betty Gilpin) plötzlich zur fiesen Konkurrentin wird. Für Natalie stellt sich nur eine Frage: Wie entkommt sie dieser untragbaren Situation so schnell als möglich?

Natalie und ihr bester Freund Josh, der sich umsonst um die Gunst der cleveren, aber unsicheren Frau bemüht.
Natalie und ihr bester Freund Josh, der sich umsonst um die Gunst der cleveren, aber unsicheren Frau bemüht. © Netflix

Die von ihr angepeilte Lösung: Es soll sich jemand in sie verlieben, damit sie wieder in ihr unscheinbares Dasein in ihrem durchschnittlichen Leben in einer klitzekleinen, überteuerten Wohnung in einem stinkenden New York voller gestresster und genervter Leute zurückkehren kann.

«Isn't It Romantic» rechnet auf zynische Art und Weise mit dem Genre der Rom-Coms ab.

Da kommt Blake (Liam Hemsworth), ein junger Milliardär und unerwarteterweise heisser Verehrer von Natalie, gerade recht: Der unverschämt attraktive Typ umgarnt die nicht wirklich mit Selbstsicherheit gesegnete Frau, bis sie sich ihm hingibt. Wer kann ein Date auf einer Yacht mit privatem Koch bei Kerzenschein schon ausschlagen? Doch auch in dieser makellosen Märchenwelt ist nicht alles perfekt: Als ihr bester Freund Josh (Adam Devine) eine selbstdeklarierte und bildhübsche Yoga-Botschafterin (Priyanka Chopra) zu daten beginnt, kommen bei Natalie Zweifel auf...

Blake (Liam Hemsworth, links) findet Natalie absolut "beguiling", was Natalie nicht wirklich in Begeisterungsstürme versetzt.
Blake (Liam Hemsworth, links) findet Natalie absolut "beguiling", was Natalie nicht wirklich in Begeisterungsstürme versetzt. © Netflix

«Isn't It Romantic» rechnet auf zynische Art und Weise mit dem Genre der Rom-Coms ab: Klischees wie der schwule, immer leicht querky gestylte Nachbar von Nebenan, der immer sofort zur Stelle ist, das obligate Umstyling vor dem ersten Date mit dem Traumprinzen oder die schnulzig-positiven Pop-Songs im Hintergrund inklusive einer Hauptdarstellerin, die im Off mit sich selbst spricht, bekommen mit ganz viel Ironie ihr Fett weg.

Rebel Wilson sorgt als Anti-Romantikerin, die sich nichts Schlimmeres vorstellen kann, als einen Mann an ihrer Seite, der ständig beteuert, wie "beguiling" (verführerisch) sie doch sei, für viele witzige Momente, die wohl nicht nur bei Liebhabern des Genres Lacher zu entlocken vermögen.

Leider tut sich die Komödie mit ihrem Ende überhaupt keinen Gefallen.

Joshs neue Freundin ist Yoga-Botschafterin und sieht – wer hätte es gedacht – wie ein Supermodel aus.
Joshs neue Freundin ist Yoga-Botschafterin und sieht – wer hätte es gedacht – wie ein Supermodel aus. © Netflix

Die frische Herangehensweise, die eine liebevolle Abrechnung mit den häufig ausgelutschten Stereotypen der romantischen Komödie ist, und ein gut aufgelegter Cast könnten «Isn't it Romantic» zu einem durchaus sehenswerten Film machen, der vor allem von Rebel Wilsons frischer und glaubwürdiger Art profitiert.

Leider tut sich die Rom-Com aber überhaupt keinen Gefallen mit ihrem Ende: Indem sie in die gleiche Kerbe haut wie alle Vertreter ihres Genres, macht sich der Film das kaputt, was er zuvor aufgebaut hat. Eine Botschaft mit Herz, eine überraschend clevere Umsetzung und eine äusserst sympathische Hauptdarstellerin sorgen aber dafür, dass man dies beinahe verzeihen mag. Schliesslich muss es nicht jeden Tag ein 3-Gänge-Menu vom Privatkoch sein – manchmal schmecken die Dumplings vom Strassenhändler um die Ecke sogar fast besser.

3 von 5 ★

«Isn't It Romantic» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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