Review11. Oktober 2019

Netflix-Kritik «El Camino: A Breaking Bad Movie»: Ein Happy End für Jesse Pinkman?

Netflix-Kritik «El Camino: A Breaking Bad Movie»: Ein Happy End für Jesse Pinkman?
© Netflix

Jesse Pinkman raste am Ende von «Breaking Bad» in die Nacht hinaus – einem Happy End entgegen? Das konnte man zumindest vermuten. Mit seinem Film konzentriert sich Serien-Erfinder Vince Gilligan auf den Sidekick von Walter White, der zuletzt den Fokus an sich riss. Der Film fungiert somit als so etwas wie eine Nachklappe – oder aber als drei weitere Folgen, die einen Nebenaspekt der Serie aufgreifen.

Filmkritik von Peter Osteried

Weit kam Jesse Pinkman (Aaron Paul) nicht. Die Polizei ist hinter ihm her, weshalb er bei zwei Freunden Unterschlupf sucht. Jesse ist von den Qualen der Vergangenheit gezeichnet – sowohl körperlich, als auch seelisch. Er ist pleite und weiss, dass er weg muss, wenn er eine Chance auf ein neues Leben haben will. Doch dazu benötigt er Geld und hat auch die richtige Idee, wo er es finden kann. Er ist aber nicht der einzige, der hinter dem versteckten Geld eines Toten her ist. Andere sind es auch. Und dann ist da noch das Problem, dass er jemanden finden muss, der ihn aus der Stadt und dem Staat schmuggeln und somit einem frischen Start entgegenbringen kann.

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Vince Gilligan hat eine schwere Herausforderung gemeistert: Er hat einen Film abgeliefert, der sowohl mit reichlich Fanservice aufwartet, aber auch alles Essenzielle beinhaltet, damit man ihn für sich stehend sehen kann – als Reise eines gebrochenen Mannes, der mit letzter Kraft versucht, den Ballast seines alten Lebens hinter sich zu lassen. In Rückblicken erlebt man mit, wie Jesse gefangen gehalten und misshandelt wurde. Hier gibt es für Kenner der Serie nichts grundlegend Neues, es ist aber interessant zu sehen, wie Jesse Pinkman mit diesem emotionalen Trauma zurechtkommt. Das ist gut geschrieben und noch besser gespielt.

Gilligan erweist sich als Regisseur mit eigenem Stil und reichlich Flair.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Bisweilen verfällt der Film aber dennoch in eine etwas episodische Struktur. Auch deswegen hat man das Gefühl, eigentlich nur eine sehr viel längere Serien-Episode zu sehen. Es gibt reichlich Rückblicke, die genutzt werden, um längst verschiedene Figuren in die Handlung zu integrieren. Das sind schöne Momente, aber im Grunde auch solche, welche die Geschichte zum erliegen bringen. Weil sie für den narrativen Verlauf nicht wirklich von Belang, sondern nur dazu da sind, mit den Fans zusammen die Serie zu feiern.

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Dennoch: Gilligan erweist sich als Regisseur mit eigenem Stil und reichlich Flair. Er hat einen weitestgehend stimmigen Thriller abgeliefert, der die Geschichte der Hauptfigur, die zum Ende der Serie etwas zu kurz gekommen ist, befriedigend abschliesst. Und: Mittels einer Nachrichtensendung hat man nun die Bestätigung, was Walter Whites Schicksal betrifft.

4 von 5 ★

«El Camino: A Breaking Bad Movie» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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