Review14. November 2018

Die Netflix-Serie «The Kominsky Method» zeigt Michael Douglas und Alan Arkin in Höchstform

Die Netflix-Serie «The Kominsky Method» zeigt Michael Douglas und Alan Arkin in Höchstform
© Netflix

Der Schöpfer ist ein überaus erfolgreicher Sitcom-Experte und die Hauptdarsteller sind zwei charismatische Oscar-Preisträger: In Chuck Lorres neuem, für Netflix erdachtem Serienprojekt «The Kominsky Method» zanken sich Michael Douglas und Alan Arkin als alternde beste Freunde. Was kann da schon schiefgehen?

Serien-Kritik von Christopher Diekhaus

Früher stand er eine Weile im Rampenlicht Hollywoods. Inzwischen verdingt sich der Darsteller Sandy Kominsky (Michael Douglas) in der Stadt der Engel aber fast nur noch als Schauspieltrainer mit einer eigenen kleinen Schule. Spannende Rollenangebote lassen zu seiner Ernüchterung auf sich warten. Und auch an der Liebesfront tut sich bei dem dreifach geschiedenen Mimen herzlich wenig.

Eines Tages geht er nach dem Unterricht allerdings mit der Kursteilnehmerin Lisa (Nancy Travis) aus, für die er nach und nach echte Gefühle entwickelt. Parallel muss Sandy seinem Kumpel und Agenten Norman Newlander (Alan Arkin) beistehen, der nach dem Krebstod seiner geliebten Ehefrau Eileen (Susan Sullivan) seine Lebensfreude zu verlieren droht.

Schöpfer Lorre lässt es sich nicht nehmen, Seitenhiebe auf die Glitzer-Branche zu verteilen.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

An Krebs erkrankt: Eileen, die Frau von Norman Newlander (rechts im Bild).
An Krebs erkrankt: Eileen, die Frau von Norman Newlander (rechts im Bild). © Netflix

Lorre, der unter anderem für die Erfolgsformate «Two and a Half Men» und «The Big Bang Theory» verantwortlich zeichnete, siedelt «The Kominsky Method» im Film- und Fernsehumfeld an und lässt es sich nicht nehmen, einige Seitenhiebe auf die vom grossen Schein geprägte Glitzer-Branche zu verteilen.

Köstlich ist beispielsweise der Moment, in dem Gaststar Elliott Gould (spielt sich selbst) Norman von einem selbstgeschriebenen Drehbuch berichtet. Allen Ernstes möchte der 80-Jährige in einen Liam-Neeson-Rächer-Part schlüpfen und einen Oscar-würdigen Actionstreifen drehen.

Die Auswüchse des Showgeschäfts, aber auch gesellschaftlich relevante Themen wie Rassismus und Homophobie verhandelt Lorre nicht zuletzt in den von Sandy geleiteten Unterrichtsstunden. Szenen, die durchaus zum Schmunzeln einladen, jedoch eher willkürlich in die Episodenhandlung eingeschoben werden.

Überraschend amüsant: Sandys Besuch beim Urologen.
Überraschend amüsant: Sandys Besuch beim Urologen. © Netflix

Das Herz der Serie bildet die Freundschaft zwischen dem Schauspielcoach und seinem Agenten. Immer wieder liefern sich die beiden Männer kleine Scharmützel. Und doch ist ihre Beziehung von tiefem, über Jahre gewachsenem Vertrauen geprägt. Sehr schön zu sehen etwa während eines gemeinsamen Roadtrips.

Ein besonderes Augenmerk legt Lorre auf die Tücken des Alters, das den Hauptfiguren mehr und mehr zu schaffen macht. Die Witze über das Nachlassen der Körperfunktionen drohen manchmal zu ermüden. Ins Peinliche oder Lächerliche rutscht «The Kominsky Method» aber nicht ab. Sandys Besuch beim Urologen (verkörpert vom alten Douglas-Kumpel Danny DeVito) fällt vielmehr überraschend amüsant aus.

Alan Arkin ist eine echte Wucht.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Stiehlt Michael Douglas beinahe die Show: Alan Arkin spielt in «The Kominsky Method» ganz gross auf.
Stiehlt Michael Douglas beinahe die Show: Alan Arkin spielt in «The Kominsky Method» ganz gross auf. © Netflix

Auch wenn sich die Situationskomik in einigen Momenten besser ausreizen liesse und gerade die ersten Folgen etwas mehr Dynamik vertragen könnten, hält die Serie dank ihrer gut harmonierenden Hauptdarsteller den Zuschauer ordentlich bei Laune. Michael Douglas agiert mit sichtlicher Spielfreude. Eine echte Wucht ist allerdings Kollege Alan Arkin, der den Griesgram Norman mit einem herrlich trockenen Humor versieht und mehrere erstaunlich berührende Akzente setzen kann.

3.5 von 5 ★

«The Kominsky Method» läuft ab dem 16. November auf Netflix.

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