Article12. August 2022

Kannst du noch schlafen?: Die 13 besten Horrorfilme auf Netflix

Kannst du noch schlafen?: Die 13 besten Horrorfilme auf Netflix
© Netflix

Netflix bedient seit Jahren jedes Genre – und das mit allerhand Produktionen. In diesem Dschungel ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Darum wollen wir euch 13 Horrorfilme vorstellen, die es wert sind, entdeckt zu werden.

Artikel von Peter Osteried

1. «A Classic Horror Story»

Ein italienischer Horrorfilm, wie er in den 1970er- und 1980er-Jahren hätte entstehen können. Das heisst, mit einer nicht unbedingt stringenten Handlung, aber einem Mischmasch wildester Ideen, ein paar drastischen Momenten und reichlich Anleihen bei Erfolgsfilmen. Das war und ist die Erfolgsformel italienischen Horrors – und «A Classic Horror Story» wird dem gerecht. Erzählt wird von einer Reisegemeinschaft im Wohnmobil, die sich nach einem Unfall vor einem gruseligen Haus mitten im Wald wiederfindet. Was sie im Haus findet, könnte verstörender nicht sein.

Sehenswert, weil: Der Film wechselt ungeniert ständig das Subgenre. Er ist selbstironisch und kommt reichlich meta daher. Sicherlich kein Film für jedermann, aber für Fans garstigen Italo-Horrors der 1970er ein echtes Fest.

Verfügbar auf Netflix

2. «His House»

Diese britische Produktion ist ein Flüchtlingsdrama als Horrorfilm. Bol und Rial sind dem Krieg im Südsudan entgangen, die Flucht über das Meer hat sie jedoch viel gekostet - das Leben ihrer Tochter. In Grossbritannien wurden sie aufgenommen. Nun stellt man ihnen ein Haus zur Verfügung. Bol versucht, sich dem neuen Leben anzupassen, Rial ist immer noch in Trauer. Eine Trauer, von der die Geister, die sie verfolgt haben, Nutzen ziehen wollen. Sie setzen Bol und Rial zu, doch ausziehen können sie nicht - und glauben will ihnen auch keiner.

Man kann «His House» als übernatürlichen Horrorfilm, aber auch als waschechtes Drama sehen. Er ist im Grunde beides, weil die Dämonen der Vergangenheit, die jeden Menschen heimsuchen, immer da sind. Man kann ihnen nicht entkommen, man kann sich nur mit ihnen arrangieren, nach vorne blicken und mit dem eigenen Leben weitermachen.

Hier ist es geisterhafter Horror, der den beiden Hauptfiguren zusetzt, es kann aber auch einfach nur ein ausgeprägter Fall von der Schuld der Überlebenden sein, noch dadurch verstärkt, dass die beiden Hauptfiguren in ihrem Haus einzig und allein umeinanderkreisen. Psychologisch ist der Film sehr stimmig, egal, wie man ihn lesen will.

Sehenswert, weil: Dies ist atmosphärischer Horror, der keine Jump Scares braucht, um zu überzeugen. Es ist die Stimmung, die in den Bann zieht.

Verfügbar auf Netflix

3. «1922»

Stephen-King-Verfilmungen gibt es viele – sogar sehr viele. Die meisten waten knietief im Horror, manche sind ambivalenter. So wie der 2017 bei Netflix gestartete «1922», in dem Thomas Jane einen Farmer spielt, der seine Frau aus finanziellen Interessen töten will und versucht, seinen Sohn dazu zu bringen, ihm zu assistieren.

«1922» ist ein dunkler, grimmiger Film, der nicht mit dem Übernatürlichen, sondern dem natürlich Bösen in Form des Menschen seine Geschichte erzählt. Thomas Jane war selten besser als hier.

Sehenswert, weil: Es gibt mehr als 100 Stephen-King-Verfilmungen. Dieser Film ist weitestgehend unbekannt, aber eine Perle.

Verfügbar auf Netflix

4. «Im hohen Gras»

Die Vorlage hat Stephen King zusammen mit seinem Sohn Joe Hill geschrieben. Das Besondere daran: Sowohl der Roman als auch der Film schaffen es, Gras bedrohlich wirken zu lassen.

Die Geschwister Becky und Cal halten auf ihrer Fahrt nach San Diego nahe eines Feldes hohem Grases an und hören eine Jungenstimme. Der Knabe ruft nach Hilfe. Becky und Cal betreten das Feld und verirren sich dort, während sie nach dem Jungen suchen. Sicher, es ist sehr hohes Gras, aber dennoch eben nur Gras. Regisseur Vincenzo Natali («Cube»), der auch das Drehbuch geschrieben hat, inszeniert es aber so, dass man ein ständiges Gefühl der Bedrohung hat, weil man nicht weiss, was hinter dem Gras ist und wer einen von dort aus beobachtet.

Sehenswert, weil: Liest man den Roman, kann man sich nicht so recht vorstellen, wie man dies filmisch umsetzen soll, da King und Hill mit ihren Worten eine Stimmung heraufbeschwören, die filmisch schwer fassbar ist. Vincenzo Natali hat es aber geschafft, aus «Im hohen Gras» einen durchgehend packenden Film zu machen, der mit der Paranoia der Figuren spielt.

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5. «Apostle»

Im Jahr 1905 kommt ein Mann auf eine isolierte Insel, auf der er nach seiner entführten Schwester sucht. Gareth Evans hat diesen intensiven, vornehmlich psychologischen Horrorfilm mit Dan Stevens in der Hauptrolle inszeniert. Seinen Schrecken geriert er aus dem Umstand, dass ein «normaler» Mensch inmitten einer religiös extrem verklärten Gemeinde ist – und schon alleine darum um sein Leben fürchten muss.

Aber Evans, der auch das Skript geschrieben hat, macht noch mehr daraus, denn nach subtilen Hinweisen zeigt sich am Ende dann ein Schrecken, der weit über das hinausgeht, was menschengemacht sein könnte. Die Kameraarbeit ist exzellent!

Sehenswert, weil: Dies ist ein vielschichtiger, mit einer Laufzeit von 130 Minuten epischer Horrorfilm, der vor Atmosphäre geradezu trieft.

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6. «Army of the Dead»

Klar, ein Geheimtipp ist Zack Snyders Zombie-Epos nicht, aber einer der lautesten, längsten, schrillsten, fantasievollsten Filme des Subgenres ist dieser Streifen schon. Las Vegas ist eine Stadt der Toten, ein Trupp eigens zusammengestellter Spezialisten soll in einem Casino den Tresor öffnen und reichlich Kohle abtransportieren. Es könnte das Geschäft des Jahrhunderts sein, wären die Zombies nicht intelligenter als gedacht!

Dave Bautista glänzt in dieser Action-Extravaganz, deren Anfangssequenz schon den Begriff Coolness neu definiert und zelebriert.

Sehenswert, weil: Ein Zombie-Film kann einfach nicht mehr grösser als dieser hier sein. Alles ist potenziert. Der Blockbuster des Subgenres, mit einem Budget umgesetzt, mit dem ansonsten ein Dutzend anderer Zombie-Filme hätte gemacht werden können!

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7. «Die Kunst des toten Mannes»

Josephina findet in ihrem Appartementhaus einen verstorbenen Mann. Wie sich herausstellt, war er ein Künstler, der sein eigenes Werk vernichten wollte und verfügt hat, dass es ihn nicht überleben soll. Da sie jedoch für eine Kunstgalerie arbeitet und erkannt hat, welch immenses Talent hier zum Vorschein kommt, stiehlt Josephina alle Gemälde aus der Wohnung.

Die Werke des Künstlers werden zum neuesten Schrei der modernen Kunstszene. Jeder ist davon hin und weg: Die Galeristin Rodhora (Rene Russo) ebenso wie der Kunstkritiker Morf (Jake Gyllenhaal). Diese Werke üben jedoch einen schlechten Einfluss aus. Sie bringen jenen, die sich durch sie bereichern wollen, den Tod.

Es ist ein ungewöhnlicher Film, den Anthony Joseph Gilroy hier präsentiert. Einen, mit dem er die Zuschauer herausfordern will, Kunst mit offenen Augen, vor allem aber offenem Herzen anzusehen, um die Seele zu erkennen, die darin steckt. Zugleich macht er sich aber auch über den modernen Kunstbetrieb lustig, indem er zeigt, wie Künstler gehypt werden, wie Zuschauer und Kritiker sich in Elogen ergehen, die leer und bedeutungslos sind und wie wahre Kunst entsteht. Denn Kreativität bedarf Freiheit. Sie kann nicht abhängig sein – weder von einer Kunstwelt, die der Vermarktung unterworfen ist, noch von Künstlern, die glauben, Erwartungen gerecht werden zu müssen.

All das verpackt Gilroy in eine Geschichte, die eigentlich der Stoff von B-Horrorfilmen mit kleinem Budget und unbekanntem Ensemble ist. Aber er macht daraus einen grossen, dem Arthouse verpflichteten Film mit Horror-Flair.

Sehenswert, weil: Toll inszeniert, sehr schön ausgestattet mit einem wunderbaren Auge für das Visuelle. Das macht den Film nicht einzigartig, aber schön anzusehen, zumal die Geschichte eben derart ist, Fragen und Gedankengänge anzustossen, die sich Kunst, aber auch ihrer Rezeption befassen – ohne dass er definitive Antworten geben würde.

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8. «The Perfection»

Es kommt selten vor, dass ein Film wirklich überrascht. Das ist selten, weil die meisten Filmfans Unmengen an Filmen gesehen haben und darum auch mit den wildesten Storytelling-Kniffen vertraut ist. Aber «The Perfection» umgeht die Erwartungen. Spätestens zur Halbzeit hat man keine Ahnung mehr, wie diese Geschichte weitergehen könnte.

Der Film beginnt damit, dass Charlotte, die einst eine grosse Cello-Spielerin war, sich dann aber zurückzog, um ihre kranke Mutter zu pflegen, wieder zu ihren alten Mentoren zurückkehrt und deren neueste Star-Schülerin kennenlernt. Zwischen Charlotte und Lizzie funkt es, weswegen beide entscheiden, einen gemeinsamen Abenteuer-Urlaub in China zu machen.

Doch der Trip beginnt schon übel, da es Lizzie immer schlechter geht. Hat sie sich hämorrhagisches Fieber zugezogen? Oder ist es etwas anderes, das ihr so schlecht mitspielt?

Sehenswert, weil: Dies ist ein Film, der eine zweite Sichtung geradezu einfordert, weil man dann vieles mit anderen Augen sehen wird. Toll gespielt, elegant inszeniert, überraschend erzählt und ausgesprochen intelligent.

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9. «Bird Box»

Die Katastrophe setzte vor fünf Jahren ein. Sieht man eine ominöse Präsenz, treibt einen das in den Wahnsinn und in den Selbstmord. Darum verbinden sich die Menschen die Augen, so auch eine Mutter mit ihren Kindern, die sich auf den gefährlichen Weg macht, ein Sanktuarium zu suchen.

Sandra Bullock spielt die Hauptrolle in diesem Sci-Fi-Horror-Hybriden, der dem Zuschauer etwas erlaubt, das den Protagonisten vorenthalten ist: Zu sehen. Der Film ist praktisch die Antithese zu «A Quiet Place» und zeigt ebenso exemplarisch, wie das Leben sich verändert, wenn einer der eigenen Sinne nicht mehr nutzbar ist.

Sehenswert, weil: Der Film bezieht sehr viel Spannung daraus, dass man sieht, was um Sandra Bullock und Co. passiert, die Figuren aber im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln tappen.

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10. «Wounds»

Will arbeitet als Barkeeper, trinkt selbst gerne, ist nicht wirklich in seine Freundin Carrie verliebt, sondern weit mehr auf Alicia heiss, die praktisch jeden Tag mit ihrem Freund Jeffrey in die Bar kommt. Eines Abends gibt es eine Schlägerei, ein paar College-Kids verziehen sich, eines ihrer Handys bleibt jedoch zurück. Will nimmt es an sich und wirft einen Blick hinein. Was er sieht, lässt ihn erschauern. Sind die Fotos, die Tote zeigen, echt?

Wer bei Horrorfilmen Erklärungen fordert, wird hier nicht glücklich werden. «Wounds» ist vielmehr ein Film zum Sehen und Spüren, ein wahrgewordener Albtraum, der halluzinatorisch und fiebrig zugleich ist. Dieser Film zieht in seinen Bann, aber man muss sich auf diesen Trip schon einlassen wollen.

Sehenswert, weil: Die Adaption einer Novelle gleicht einem Mahlstrom, erzählt von einer Welt, die von exakt definierten, authentischen Figuren bevölkert ist, die jedoch abgleitet in eine Existenz der Angst und Paranoia. So wie die Kakerlaken immer stärker präsent sind, so rauschartig verfällt auch die Hauptfigur in etwas, das nicht definiert wird.

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11. «Hush»

© Netflix

Mike Flanagan ist ein Experte dafür, Horror mit den Mechanismen eines Dramas zu verbinden. Das zeigte er auch schon 2016 mit «Hush», in dem er von einer taubstummen Autorin erzählt, die in der Abgeschiedenheit einer Hütte im Wald schreiben will, aber von einem maskierten Killer terrorisiert wird.

Der Film kommt weitestgehend ohne jeden Dialog aus. Er ist ein Film in seiner pursten Form der bewegten Bilder. Aber Musik gibt es, und die steigert die Spannung noch!

Sehenswert, weil: Weil ein Horrorfilm fast schon wie ein Stummfilm sein kann – und dennoch nervenzehrend ist.

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12. «Gerald’s Game – Das Spiel»

Stephen King und Mike Flanagan – ein echtes Traumteam. Mit diesem Film hat Flanagan eine Geschichte von King adaptiert, die es in sich hat.

Ein Pärchen zieht sich zum Liebesspiel in ein abgelegenes Seehaus zurück. Gerald (Bruce Greenwood) kettet seine Frau Jessie (Carla Gugino) ans Bett, dann stirbt er an einem Herzinfarkt. Doch wie soll sie sich jetzt aus dieser Situation befreien?

Mit Carla Gugino und Bruce Greenwood ist der Film exzellent besetzt. Die Adaption ist nah an der Vorlage, die Spannung steigert sich von Minute zu Minute. Sollte man meinen, ein Film mit dieser Prämisse sei kurz, so liegt man falsch. Mehr als 100 Minuten dauert er.

Sehenswert, weil: Es nur eine Location, eigentlich sogar nur ein Bett gibt und dennoch der Film mordsspannend ist.

Warnung: Wer an einer Synkope oder Blutphobie leidet, sollte ab Minute 80 für 5 Minuten vorspulen

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13. «Cargo»

In Australien grassiert eine tödliche Seuche, die jeden Infizierten innerhalb von 48 Stunden in eine zombieähnliche Kreatur verwandelt. Nachdem Andy (Martin Freeman) schon seine Frau verloren hat, wird auch er infiziert. Aber er muss sich um sein Baby Rose kümmern, weswegen er in der Zeit, die ihm bleibt, nach jemandem sucht, der für ihn seine Tochter beschützen und grossziehen kann.

Punkten kann der Film aber mit einer faszinierenden Idee: Was, wenn die Traditionen und die Lebenskultur eingeborener Stämme im Zeichen der Apokalypse das Einzige sind, was der Menschheit einen Neuanfang überhaupt erlaubt?

Das ist ein interessantes Thema, das der Film eher passant abhandelt, was sehr sympathisch ist, da er dem Zuschauer somit die Möglichkeit gibt, sich eigene Gedanken zu machen. Gerade damit, aber auch mit der isolierten Umgebung überzeugt der Film.

Sehenswert, weil: Der Film ist, wenn man so will, die realistische Variante dessen, was bei einer Zombie-Apokalypse wohl passieren würde.

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