Review3. März 2022

Film-Kritik «The Batman»: Dunkler Ritter als Ermittler

Film-Kritik «The Batman»: Dunkler Ritter als Ermittler
© 20th Century Fox / Warner Bros

«Twilight»-Star Robert Pattinson als Batman – kann das gut gehen? Kann es, weil der Brite nach seinem Durchbruch als Teenie-Vampir Edward Cullen längst bewiesen hat, wie vielseitig er ist, und weil Matt Reeves den berühmten Rächer in eine düstere Geschichte steckt, die sich vom üblichen Superheldenspektakel abhebt.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Eigentlich sollte Ben Affleck den Dunklen Ritter von Gotham City in einem Soloabenteuer spielen, mit dem er auch als Regisseur und Drehbuchautor verknüpft war. Im Laufe der Entwicklungsphase stieg der Hollywood-Star, der den Comichelden in «Batman v Superman: Dawn of Justice», «Suicide Squad» und «Justice League» verkörpert hatte, jedoch aus. Ans kreative Steuer stellte sich schliesslich Matt Reeves, dessen letzte Regiearbeiten «Planet der Affen: Revolution» und «Planet der Affen: Survival» eindrückliche Schauwerte und erzählerische Ambitionen geschickt kombinieren. Den Zuschlag für die ikonische Titelrolle erhielt Robert Pattinson, dessen Bruce Wayne alias Batman ein Getriebener zwischen Erschöpfung, Zweifeln und Entschlossenheit schwankender Vigilant ist.

Gross und dunkel sind die Ringe unter seinen Augen. Blass und eingefallen ist das Gesicht mit den markanten Wangenknochen. Am liebsten würde man den nachtaktiven Rächer sofort ins Bett schicken, wenn er im Morgengrauen von seinen Touren durch den Moloch Gotham in seine bürgerliche Existenz als Milliardär Bruce Wayne zurückkehrt. Dieser junge, von der Ermordung seiner Eltern traumatisierte Mann will einen Unterschied machen, in Verbrecherkreisen Angst verbreiten, seine Stadt endlich aus dem Klammergriff der Kriminalität befreien. Und doch greift die Verdorbenheit immer stärker um sich.

Besonders reizvoll ist die Entscheidung, den Dunklen Ritter und die Wahl seiner Mittel zu hinterfragen: Ist Selbstjustiz der richtige Weg, um eine neue Ordnung zu etablieren?– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Robbert Pattinson in «The Batman» © 20th Century Fox / Warner Bros

In seiner grimmig-pessimistischen Grundstimmung ähnelt der für sich allein stehende Film der ebenfalls nicht zur DC-Leinwandreihe gehörenden Schurken-Origin-Story «Joker», mit der Todd Phillips 2019 beachtliche Erfolge feierte. Statt Batman durch einen Actionparcours zu schicken, schleudern Matt Reeves und Koautor Peter CraigBad Boys for Life») ihn in einen an «Seven» und «Zodiac» erinnernden Serienkillerplot, der mit einer Prise «Saw» und klassischen Gangsterelementen abgeschmeckt ist. Auf Kämpfe, Verfolgungsjagden und Explosionen muss man nicht verzichten. Verglichen mit anderen Superheldenstreifen sind sie aber wohl dosiert auf die leicht ausufernde Laufzeit von knapp drei Stunden verteilt.

Pattinsons Dunkler Ritter macht sich in «The Batman» gemeinsam mit Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright), seinem Vertrauten bei der Polizei, auf die Suche nach einem irren, rätselliebenden Mörder (Paul Dano), der sich selbst Riddler nennt, die Führungs- und Justizelite Gothams ins Visier nimmt und mit seinen Taten die tiefgreifende Korruption enthüllen will. Bei seinen Nachforschungen kreuzt Batman nicht nur den Weg des schmierigen Gangsters Oswald Cobblepot alias «Der Pinguin» (Colin Farrell) und des Unterweltkönigs Carmine Falcone (John Turturro). Seine Aufmerksamkeit erregt auch die katzenumsorgende Nachtclubkellnerin und Gelegenheitsdiebin Selina Kyle (Zoë Kravitz), der er eine Zusammenarbeit vorschlägt.

Andy Serkis in der Rolle des «Alfred» in «The Batman» © 20th Century Fox / Warner Bros

Drehbuch und Figurenzeichnung können nicht immer überzeugen. Eine für Bruce Wayne/Batman schockierende Offenbarung etwa nehmen die Macher fast komplett wieder zurück. Hier und da schafft es der Protagonist zu schnell, die Rätsel des Riddlers zu knacken. Selina alias Catwoman wirkt trotz einer forschen, einprägsamen Performance von Zoë Kravitz manchmal nicht wie ein vollwertiger Teil der Handlung. Und warum es halbgare romantische Schwingungen zwischen ihr und der Hauptfigur braucht, bleibt gleichfalls nebulös.

«The Batman» fehlt ein gutes Stück zu einem Blockbuster-Meisterwerk, schlägt aber dennoch ein vielversprechendes neues Kapitel in der Leinwandhistorie des Fledermausmannes auf.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

«The Batman» hat seine Schwächen, verbucht allerdings ausreichend Pluspunkte, um den Zuschauer spannend zu unterhalten. Besonders reizvoll ist die Entscheidung, den Dunklen Ritter und die Wahl seiner Mittel zu hinterfragen: Ist Selbstjustiz der richtige Weg, um eine neue Ordnung zu etablieren? Und wie weit ist Batman eigentlich von seinem Widersacher Riddler entfernt? Nicht umsonst arbeitet der Gotham fast ständig im Regen zeigende Film einige Parallelen zwischen Rächer und Serienkiller heraus.

Für Momente mit Gänsehautgarantie sorgen neben der bedrohlich wummernden Musik, dem effektiven Aufbau mancher Szenen auch einige eindringliche Leistungen aus dem supporting cast. Erwähnen muss man hier vor allem den unter reichlich Make-up praktisch nicht erkennbaren Colin Farrell, John Turturro und Paul Dano, dessen fiebrig-sprunghafte Performance Verstörungsqualität besitzt. «The Batman» fehlt ein gutes Stück zu einem Blockbuster-Meisterwerk, schlägt aber dennoch ein vielversprechendes neues Kapitel in der Leinwandhistorie des Fledermausmannes auf.

4 von 5 ★

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