Kritik16. Oktober 2020

«The Trial of the Chicago 7» Filmkritik

«The Trial of the Chicago 7» Filmkritik
© Elite

Wir schreiben das Jahr 1968. Was erst als friedlicher Protest beim Parteitag der Demokraten geplant war, eskaliert schon bald und wird zu einer brutalen Auseinandersetzung mit der Polizei und der Nationalgarde. Aaron Sorkin bringt mit The Trial of the Chicago 7 einen kammerspielartigen Gerichtsthriller auf die Grossleinwand, der von der herausragenden Darstellung seines Star-Ensembles sowie einem packenden Drehbuch lebt.

Filmkritik von Noëlle Tschudi

Nachdem der Protest beim Parteitag der Demokraten im Jahr 1968 zu einer Auseinandersetzung mit der Polizei und Nationalgarde führte, wurden die Organisatoren ebendieses Aufstandes – darunter Abbie Hoffman, Jerry Rubin, Tom Hayden und Bobby Seale – wegen Verschwörung zur Gewaltanstiftung angeklagt. Der Prozess der darauf folgen sollte, gilt als eines der berüchtigsten Gerichtsverfahren der Geschichte, das durch Sorkin seinen Weg auf die Grossleinwand findet.

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Bei «The Trial of the Chigaco 7» handelt es sich nach Molly’s Game um das zweite Werk für welches Aaron Sorkin sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb und eine ganze Reihe grosser Namen für sich gewinnen konnte: Stars wie Eddie Redmayne, Michael Keaton, Joseph Gordon-Levitt oder Sacha Baron Cohen beweisen in diesem Streifen ihr Können und haben alle ihren eigenen Moment, in dem sie glänzen. Darin besteht auch die grösste Stärke von Sorkins neuestem Film: Er verlässt sich nicht nur darauf, dass weltbekannte Stars Zuschauer ins Kino locken, sondern bietet diesen auch eine würdige Bühne, um das Publikum während dem Prozess um eine weitgehend unabhängige Gruppe politischer Aktivisten von sich zu überzeugen.

Sorkins Film bietet Weltstars eine würdige Bühne.– Cineman-Filmkritikerin Noëlle Tschudi

Das Gerichtsverfahren fand zu einem äusserst unruhigen Zeitpunkt in der amerikanischen Geschichte statt: Der Vietnamkrieg war in vollem Gange, politische Attentate waren keine Seltenheit, und Rassismus war weit verbreitet. Das Land war durch die tiefgreifenden Unterschiede der Rechten und Linken höchst gespalten. Dies vermittelt Sorkin alles in den Eröffnungsszenen seines neuesten Werks. In einer Reihe von Rückblenden erfährt das Publikum nach und nach, was sich ereignet hat und wie es dazu kommen konnte. Die Motive der einzelnen Figuren kommen nach und nach ans Licht, Beziehungen zwischen Angeklagten entwickeln sich, und die Spannung steigt im letzten Drittel des Films bis zur Rückblende der Konfrontation zwischen der Polizei und den Demonstranten immer weiter an.

Nachdem Aaron Sorkin bereits 2006 das Drehbuch für «The Trial of the Chicago 7» geschrieben hatte, wollte ursprünglich Steven Spielberg Regie führen. Der Streik der Writers Guild of America, welcher im November 2007 begann und 100 Tage dauerte, führte allerdings dazu, dass das Projekt ausgesetzt wurde. Im Jahr 2018 wurde Sorkin schliesslich als neuer Regisseur bekannt gegeben. Einer der Beweggründe, den Film machen zu wollen, soll seine Bestürzung über Donald Trumps Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 gewesen sein. Einen besseren Erscheinungszeitpunkt für seinen «The Trial of the Chicago 7» hätte es also kaum geben können...

4 von 5 ★

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