Artikel24. April 2020

Serientipp «Defending Jacob»: Chris Evans so gut wie nie zuvor

Serientipp «Defending Jacob»: Chris Evans so gut wie nie zuvor
© Apple TV+

AppleTV+ präsentiert mit «Verschwiegen» (im Original: «Defending Jacob») eine abgeschlossene Miniserie mit acht Episoden. Die Show basiert auf dem Roman von William Landay, der erstmals 2012 publiziert wurde: Erzählt wird eine packende Geschichte, die in der seriellen Langform noch intensiver geraten ist.

Kritik von Peter Osteried

Der Staatsanwalt Andy Barber (Chris Evans) hat es mit einem Mordfall zu tun, der ihn erschüttert. Mehr noch erschüttert ihn jedoch, dass sein 14-jähriger Sohn Jacob (Jaden Martell) – ein Problemkind, für das aber immer gut gesorgt wurde – zum Hauptverdächtigen wird. Seine Frau Laurie (Michelle Dockery) und er wollen an die Unschuld ihres Jungen glauben, doch je mehr über diesen Fall bekannt wird, desto schwerer fällt den beiden das.

Und zwar nicht nur den Eltern, sondern auch dem Zuschauer. Die Serie ist nämlich clever gemacht. Sie zieht die Sympathien des Zuschauers auf diese Familie. Analog zu den Eltern möchte man nicht wahrhaben, dass der Junge ein kaltblütiger Killer sein könnte. Aber je weiter die Geschichte auffächert, mit überraschenden Wendungen, hochspannenden Gerichtsszenen und einer unvorhersehbaren Erzählweise, desto mehr gerät diese Überzeugung ins Wanken.

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Das ist die eigentliche Stärke der Serie, weil sie nie in Sicherheit wiegt. Der Junge könnte es getan haben, aber was sagt das dann über den Zuschauer aus? Dass man lieber an die Unschuld von jemandem glaubt, der einem sympathisch ist? Dass man dafür auch bereit ist, Indizien fortzuwischen?

Die Interaktion zwischen Evans und seinem Kollegen Martell ist auf den Punkt.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Das wird noch verstärkt durch das exzellente Spiel der Hauptdarsteller. Chris Evans ist als liebender Vater, den die Möglichkeit, dass sein Sohn ein Mörder sein könnte, innerlich zerreisst, so gut wie selten zuvor. Das Zusammenspiel mit Dockery ist phantastisch, weil sie nicht nur als Eltern, sondern auch als Paar funktionieren, das Halt beieinander sucht.

Es ist aber auch die Interaktion zwischen Evans und seinem jungen Kollegen Martell – beide zuletzt im Krimi «Knives Out» zusammen zu sehen –, die auf den Punkt ist. Dies ist eine Vater-Sohn-Beziehung, die alles andere als perfekt ist, sich aber realistisch anfühlt. Die Nebendarsteller sind auch exzellent, so etwa J.K. Simmons als Jacobs Grossvater: Er spielt einen Mörder, der im Gefängnis einsitzt und deshalb die Frage aufkommen lässt, ob das, was ihn zum Töten brachte, vielleicht auch in Jacob schlummert.

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Die Serien-Umsetzung wurde von Mark Bomback, dem Autor der letzten beiden «Planet of the Apes»-Filmen, entwickelt. Seine Dialoge sind geschliffen, weisen aber auch Natürlichkeit auf. Die Regie übernahm der Norweger Morten Tyldum, dessen beste Arbeit nach wie vor «The Imitation Game» bleibt. Im Sujet des Thrillers fühlt er sich aber auch gut.

Er inszeniert mit sicherer Hand und treibt sein Ensemble zu Höchstleistungen an. «Verschwiegen» sieht exzellent aus – wie ein grosser, richtig teurer Film, nur deutlich länger. Die Geschichte ist es, die den Zuschauer packt. Weil sie kompromisslos erzählt ist und dem Publikum die Sicherheit nimmt, erahnen zu können, was kommt.

4 von 5 ★

«Defending Jacob» ist ab sofort auf Apple TV+ zu sehen.

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