Kritik12. Februar 2019

Serien-Tipp: «The Marvelous Mrs. Maisel» bezirzt mit Humor und 50er-Jahre-Charme

Serien-Tipp: «The Marvelous Mrs. Maisel» bezirzt mit Humor und 50er-Jahre-Charme
© Amazon Studios

Ein Indikator für eine gute Serie? Wenn die Hauptdarstellerin gleich für die beiden ersten Staffeln einen Golden Globe abstaubt zum Beispiel. So geschehen bei Rachel Brosnahan in der von Amazon produzierten Serie «The Marvelous Mrs. Maisel», deren zweite Staffel ab dem 15. Februar in der deutschen Fassung auf Amazon Prime verfügbar ist.

Ein Knall mit Folgen

Die Serie beginnt mit einem Knall: Das beschauliche Leben der jüdischen Hausfrau Miriam Maisel (Rachel Brosnahan) wird völlig aus der Bahn geworfen, als ihr ihr Ehemann Joe (Michael Zegen) nach einem ihrer zahlreichen Ausflüge in einen von Manhattans Comedy-Clubs – und einem missratenen Auftritt seinerseits –  eröffnet, sich von ihr und ihrem gemeinsamen Leben in dem edlen Apartment mit dem Liftpagen und der Einrichtung in Pastellfarben sowie den zwei kleinen Kindern trennen zu wollen. Ein Schock für die optimistische junge Frau – doch ihren Pragmatismus hat Midge, wie die quirlige junge Dame mit den perfekt sitzenden Kostümen von allen genannt wird, keineswegs verloren.

Statt wie ein Kind von Traurigkeit zu Hause um ihren Ehemann zu trauern, lässt sie ihren Nachwuchs kuzerhand ebenda, und zieht in New York um die Häuser. Sie landet per Zufall in einem Comedy-Club – in ebendiesem Club, in dem ihr Ehemann einige Abende zuvor so kläglich gescheitert war, und tritt dort eher unbewusst auf die Bühne, um sich den Frust von der Seele zu reden. Entgegen allen Erwartungen sorgt sie mit den Anekdoten aus ihrem Leben und ihrem trockenen jüdischen Humor unweigerlich für Lacher – und entdeckt ein völlig neues Talent an sich. Auch die im Club arbeitende Susie Myerson (Alex Borstein) wird auf Midge aufmerksam, und wird wenig später ihre Managerin, als diese sich entschliesst, heimlich eine Karriere als Comedienne anzustreben.

Mit Liebe zum Detail

Durch die 180-Grad-Kehrtwende von Midges Leben tun sich auch völlig neue Realitäten für die zuvor eher naive Frau auf: Sie zieht mitsamt Kindern wieder bei ihren Eltern Abe (Tony Shalhoub) und Rose (Marin Hinkle) mit dem wohlklingenden jüdischen Nachnamen Weissman ein, muss sich, um sich finanziell über Wasser zu halten, einen Job als Verkäuferin in einem Kaufhaus suchen, und wird während den immer besser laufenden Auftritten in Clubs mit Sexismus und Vorurteilen konfrontiert. Auch weht ihr als unfreiwillige Single-Mom in den 50er-Jahren viel Gegenwind entgegen: Was muss eine Frau nur tun, damit ihr Ehemann sie nicht mehr will?

Das Setting der 50er-Jahre ist dabei mit viel Liebe zum Detail und extrem ansprechend gemacht, und es wurde kein Aufwand gescheut, New York so gut als möglich knapp 60 Jahre in die Vergangenheit zu katapultieren. Die bunten Kostüme und farbenfrohen Szenerien erinnern dabei häufig an ein Musical, wozu auch die Musik im Stil der Fifties beiträgt. Was der Serie aber absolut Binge-Watch-Potential verleiht, sind ihre Figuren: Von der quirligen Midge über den unentschlossenen Joel hin zur schroffen Barbetreiberin Susie sind alle Charaktere schon beinahe von Beginn an fassbar und dank sehr menschlicher Eigenschaften glaubwürdig, entgegen ihren Schwächen aber alle auf ihre Art liebenswert.

Ein ungleiches Paar, das nichtsdestotrotz harmoniert: Susie (Alex Borstein) und Midge (Rachel Brosnahan).
Ein ungleiches Paar, das nichtsdestotrotz harmoniert: Susie (Alex Borstein) und Midge (Rachel Brosnahan). © Amazon Prime

Jüdischer Humor at its best

Natürlich trägt dazu auch die extrem sorgfältig ausgewählte Besetzung bei – nicht umsonst hat die charmante Rachel Brosnahan sowohl für Staffel 1 als auch für Staffel 2, in der Midge ihre Comedy-Karriere weiter voranzutreiben versucht, einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin abgestaubt. Doch zum Beispiel auch Tony Shalboub (bekannt aus der Serie «Monk») hat herrliche Momente als Miriams Vater, einem Mathematikprofessor mit Prinzipien, für die er manchmal auch jegliches Feingefühl über Bord wirft und damit Miriams Mutter (Marin Hinkle) zur Weissglut treibt: Sie, die in der jüdischen Gemeinschaft auf Teufel komm raus ihren guten Ruf wahren will.

Überhaupt ist der trockene jüdische Humor das, was in «The Marvelous Mrs. Maisel» den Gegenpol zu den Zuckerwattenfarben und dem musicalhaften darstellt: Wenn Midge in einer Rückblende während ihrer perfekt durchgetakteten Hochzeit in der Ansprache vor versammelter jüdischer Gesellschaft zum Beispiel gesteht, dass in den Frühlingsrollen Crevetten zu finden sind. Viele Szenen – auch die längeren Schlagabtäusche, zum Beispiel zwischen Midge und ihrer Managerin Susie – wirken trotz passendem Timing sehr spontan, was die Serie zum einen davor bewahrt, ins Kitschige abzurutschen, und zum anderen das Hochglanz-Feeling, das durch das äusserst durchdachte Setting entsteht, etwas auflockert.

Mit viel Liebe zum Detail: Midge und ihre Mutter Rose freuen sich vor der Metzgerei, dass sie den Rabbi für sich gewinnen konnten.
Mit viel Liebe zum Detail: Midge und ihre Mutter Rose freuen sich vor der Metzgerei, dass sie den Rabbi für sich gewinnen konnten. © Amazon Prime

3. Staffel offiziell bestätigt

«The Marvelous Mrs. Maisel» ist damit erfrischende Unterhaltung für alle, die auch ohne grossen Tiefgang auskommen – wohl auch deshalb hat man die Serie im Nu durch. Besorgt sein muss man deshalb aber nicht: Für Nachschub wird gesorgt sein – eine dritte Staffel wurde von Amazon offiziell bestätigt, die Dreharbeiten sollen diesen Frühling beginnen.

Die zweite Staffel von «The Marvelous Mrs. Maisel» ist ab sofort in der Originalfassung und ab dem 15. Februar in deutscher Fassung auf Amazon Prime verfügbar – auch die erste Staffel ist in beiden Versionen auf der Streaming-Plattform abrufbar.

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