Kritik26. Juni 2020

Serien-Tipp «The Great»: Eine der grossen Entdeckungen des Jahres

Serien-Tipp «The Great»: Eine der grossen Entdeckungen des Jahres
© Hulu

Tony McNamara hat mit «The Great» eine herrlich komische und erfrischend andere Serie zu Zeiten von Katharina der Grossen geschaffen, die dank herausragenden Darstellungen und pointierten Dialogen zum Highlight des aktuellen Serienjahres avanciert.

Serienkritik von Peter Osteried

Fühlt man sich bei der neuen Starzplay-Serie «The Great» an den wundervoll verspielten Film «The Favourite» erinnert, dann kommt das nicht von Ungefähr: Tony McNamara hat Yorgos Lanthimos‘ Film geschrieben und die Serie «The Great» entwickelt. McNamara erzählt eine manchmal wahre Geschichte, wie es im Untertitel heisst. Weil er sich weniger für die wahren Ereignisse interessiert, als vielmehr die Geschichte von Katharina der Grossen nutzt, um eine beissende Satire auf Shows wie «The Tudors» abzuliefern.

Die junge Katharina (Elle Fanning) wird ausgewählt, um den russischen Kaiser Peter (Nicholas Hoult) zu heiraten. Die erste Begegnung verläuft jedoch alles andere als ihren Erwartungen entsprechend. Auch die Hochzeitsnacht geht schneller vorbei, als sie sich das in ihren mädchenhaften Träumen vorgestellt hat. Denn Peter ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Er behandelt jeden wie Dreck, hurt herum und interessiert sich nicht für seine Frau. Kinder soll sie ihm schenken, mehr aber auch nicht. Katharina will das nicht akzeptieren. Ihr Schicksal soll ein anderes sein, selbst wenn dafür der Kaiser sterben muss…

«The Great» hebt sich wohltuend von anderen Serien ab.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

© Hulu

«The Great» ist basierend auf den für die vorliegende Kritik gesichteten ersten drei Folgen eine der grossen Serien-Entdeckungen dieses Jahres. Tatsächlich sogar ein Highlight der letzten Jahre, weil sie sich wohltuend von allem anderen abhebt, was im Fernsehen und beim Streaming zu finden ist. Sie lebt vor allem von den exzellenten Drehbüchern. Es sind geschliffene Dialoge, die anzuhören eine Freude sind, umso mehr, da sie von einem erlesenen Ensemble dargeboten werden.

Nicholas Hoult schafft es, Peter manchmal sogar sympathisch erscheinen zu lassen.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Elle Fanning als unschuldiges Mädchen, das schnell erwachsen werden muss, ist brillant, während Nicholas Hoult perfekt darin ist, einen Mann zu spielen, der tun und lassen kann, was immer ihm in den Sinn kommt. Er schlägt seinen General, weil er Lust dazu hat, er besteigt seine Braut, während er über die Entenjagd mit einem Untergebenen spricht, er entscheidet über Leben und Tod und offenbart eine Grausamkeit, die sich auch gegen seine Frau richtet. Eine Figur, die man verabscheuen muss, aber Hoult schafft es, Peter manchmal sogar sympathisch erscheinen zu lassen.

© Hulu

Die Serie sieht prächtig aus, vor allem ist sie aber ausgesprochen amüsant. Der Humor ist schräg, die Satire beissend – das ist aber längst nicht alles, was Tony McNamara zu bieten hat. Er verleiht der Serie auch ernsthafte und ausgesprochen dramatische Momente. Das könnte sich beissen, wird hier aber zu einer erlesenen Melange, die in jeder Beziehung überzeugt.

«The Great» ist clever, witzig, dramatisch, mitreissend und ausgesprochen intelligent. Eine Serie, die den Zuschauer involviert und immer wieder überrascht, und das nicht nur, wenn ernsthafte Szenen durch herrlich vulgäre Dialoge konterkariert werden.

4 von 5 ★

«The Great» ist ab sofort auf Starzplay verfügbar. Die erste Staffel besteht aus zehn Episoden.

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Ist dieser Artikel lesenswert?


Kommentare 0

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung