Kritik13. März 2020

«Pandemie» auf Netflix: Die Doku-Reihe zur Virenbekämpfung

«Pandemie» auf Netflix: Die Doku-Reihe zur Virenbekämpfung
© Netflix

Filme mit postapokalyptischen Szenarien sind zurzeit hoch im Kurs, so zum Beispiel «Contagion» von Steven Soderbergh. «Pandemie» auf Netflix nähert sich dem Thema aus dokumentarischer Sicht: Die Serie portraitiert in sechs Folgen Personen, die tagtäglich mit dem Thema Pandemie in Berührung kommen – von engagierten Ärzten hin zu Forschern, die unter Hochdruck an einem universellen Influenza-Impfstoff arbeiten.

Veröffentlicht hat Netlflix die Doku-Reihe Ende Januar, als das Coronavirus noch ganz am Anfang stand. Folglich befasst sich «Pandemie» nicht mit dem Virus, das kürzlich von der WHO zur Pandemie erklärt wurde. Nichtsdestotrotz ist die Produktion auch in der aktuellen Situation lehrreich – und zu einem gewissen Grad auch hoffnungsstiftend.

Der Originaltitel «Pandemic: How to prevent an Outbreak» verspricht dabei wohl etwas zu viel: Der Mehrteiler ist weder ein Survival-Guide, noch eine Dokumentation, die eine Pandemie, deren Ursachen und deren Folgen umfassend erklärt. Die Netflix-Produktion setzt vielmehr bei den Leuten an, die tagtäglich und zum Teil schon ihr ganzes Leben mit dem Thema Influenza zu tun haben: Bei Ärzten, Entwicklungshelfern, Wissenschaftlern oder freiwilligen Helfern in Asylzentren.

So trifft man in den sechs Folgen zum Beispiel immer wieder auf eine Ärztin in Jefferson County im US-Bundesstaat Oklahoma, die als einzige Medizinerin für die ländliche Bevölkerung regelmässig 72-Stunden-Schichten schiebt. Oder auf eine Immunologin, die in New York für Epidemie-Präventionsmassnahmen zuständig ist. Die Doku führt aber auch nach Jaipur in Indien, wo sich eine Mehrheit der Bevölkerung keine medizinische Behandlung leisten kann. Oder in den Kongo, dem Land, wo 1976 zum ersten Mal Ebola ausgebrochen war.

Weil sich die sechs Folgen nicht klar auf ein Thema beziehen und die Episoden jeweils in einzelne Unterkapitel gegliedert sind, wirkt «Pandemie» über weite Strecken etwas orientierungslos und redundant. Zudem ist die mit einem etwas allzu dramatischen Score unterlegte Doku – zumindest was die politischen Teile angeht – sehr auf Amerika fokussiert und räumt dem Thema Religion und Impfgegner wohl manchen etwas gar viel Raum ein.

© Netflix

Nichtsdestotrotz sollte einem das nicht davon abhalten, der Produktion eine Chance zu geben. Denn vieles macht die Doku-Reihe auch richtig: Sie zeigt unaufgeregt, visuell überzeugend und mit viel Informationen, wie Experten weltweit im Hintergrund für die Vermeidung und die Bekämpfung einer Pandemie arbeiten. Und sie plädiert subtil auf die Wichtigkeit der Wissenschaft.

Fast noch wichtiger aber: Der Mehrteiler gibt den bis aufs Äusserste verhüllten Menschen in Schutzanzügen, mit denen wir in den Schlagzeilen zurzeit regelmässig konfrontiert sind, ein Gesicht: Da sind viele Menschen, die sich unermüdlich und auf altruistische Art und Weise für jedes Menschenleben einsetzen – oft mit beinahe stoischer Ruhe und unermüdlicher Ausdauer.

3.5 von 5 ★

Die 6 rund 50-minütigen Folgen von «Pandemie» sind auf Netflix verfügbar.

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