Kritik27. Februar 2020

Netflix-Serientipp «Followers»: Die weibliche Suche nach dem Glück im Herzen Tokios

Netflix-Serientipp «Followers»: Die weibliche Suche nach dem Glück im Herzen Tokios
© Netflix

Ihre Fotobände begeistern, japanische Musiker reissen sich um ihre Videoclips, und nun startet sie bei Netflix als Serien-Regisseurin durch. Mika Ninagawa liefert mit «Followers» ein Werk mit Binge-Watching-Potential ab, das mit einer menge Gesellschaftskritik, Humor und visueller Originalität Lust auf mehr macht.

Limi Nara (Miki Nakatani) ist eine gefeierte Modefotografin, die scheinbar ununterbrochen an ihrer Karriere feilt und sich ihren Erfolg mit viel Fleiss, Talent und Unnachgiebigkeit erarbeitet hat. Ihre Fotos, die den Wandel von Tokio und seinen Leuten zeigen, begeistern – insbesondere auch online, wo die Künstlerin von unzähligen Followern in regelmässigen Abständen mit Lob überhäuft wird. Privat wie beruflich führt sie ein selbstbestimmtes Leben.

Ganz anders sieht es mit der Nachwuchsschauspielerin Natsume Hyakuta (Elaiza Ikeda) aus, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität immer wieder auf scheinbar unüberwindbare Hindernisse stösst, beruflich in Problemen versinkt und mit Selbstzweifeln zu kämpfen hat. Doch wie es das Schicksal will, kreuzen sich die Wege von Limi und Natume, und ihr Leben wird gehörig auf den Kopf gestellt.

Limi Nara fängt mit ihren Fotos den Wandel der pulsierenden Stadt Tokio ein. © Netflix

Während die 38-jährige Limi, die auf den ersten Blick alles erreicht zu haben scheint, was man sich als Fotografin nur wünschen könnte, um jeden Preis ein Kind möchte, wünscht sich Natsume, welche die Werke von Quentin Tarantino vergöttert, nichts sehnlicher, als den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen – doch ob die beiden ihr Ziel erreichen, und was das für ihre Karriere und ihr soziales Netzwerk bedeutet, steht noch in den Sternen.

Im Zentrum von «Followers» stehen nebst Natsume und Limi gleich mehrere Frauen und deren Suche nach dem ganz persönlichen Glück: Von der beruflich erfolgreichen Fotografin, der selbstbewussten Headhunterin, für die das Alter nur eine Zahl ist, der jungen Schauspielerin, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden bis hin zur unglücklich verliebten Künstlerin, die nicht weiter weiss.

J-Rock Fans erwartet in «Followers» ein überraschender Gastauftritt. © Netflix

Ähnlich wie in «How to be Single» kreuzen sich die Wege dieser ungleichen Frauen, und der Zuschauer bekommt einen kurzen aber ziemlich aufregenden Abschnitt ihres Lebens zu sehen, in dem hervorgehoben wird, dass Lebensentwürfe und der Weg zum Glück individuellen Wünschen unterliegen, und Pläne keineswegs in Stein gemeisselt sind. Damit enden die Ähnlichkeiten zur amerikanischen Komödie aber auch schon.

Wie bereits die ersten drei der neun für den Artikel gesichteten Folgen zeigen, ist «Followers» als gesellschaftskritisches, feministisch angehauchtes Plädoyer für die Selbstbestimmung zu verstehen, das unter anderem Themen wie Sexismus, Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung oder aber die Rolle von sozialen Medien und der von Followern entgegengebrachte (Schein)aufmerksamkeit aufgreift – dies allerdings ohne, dass Humor oder Unterhaltungswert zu kurz kommen. So hält «Followers» ein erfreulich grosses Mass an Binge-Watching-Potential bereit, was insbesondere dem authentischen Cast sowie reichlich unterhaltsamen Dialogen zu verdanken ist.

Mit Aussenaufnahmen weckt Mika Ninagawa die Reiselust: «Followers» wirkt wie eine Liebeserklärung an Tokio. © Netflix

Regisseurin Mika Ninagawa («Diner», «No Longer Human») präsentiert mit «Followers» ein erfrischendes Serien-Debüt, das – wenig überraschend – mit einer von leuchtenden Farben und einer pulsierenden Ästhetik geprägten Filmsprache besticht. Tatsächlich hat sich Ninagawa selbst seit der Mitte der 90er-Jahre einen Namen als Fotografin gemacht.

Ihre Fotobände, in denen sie J-Pop Stars verewigt, sind allesamt Bestseller. Videoclips der Künstlerin sind bei den abgelichteten Sängerinnen hoch im Kurs – dass die vornehmlich als Modefotografin arbeitende Ninagawa der von ihr bevorzugten traumartigen und farbenfrohen Optik auch in «Followers» viel Platz einräumt, mag vor diesem Hintergrund nicht erstaunen. Die von ihr gewählten Schauplätze wirken aufregend, das von Pastell- sowie Neonfarben durchdrungene Farbspiel ansprechend und originell. Dass Ninagawa dieser in Serienform verpackten kurzweiligen Liebeserklärung an Tokio weitere folgen lässt, bleibt zu hoffen.

4 von 5 ★

Die erste Staffel von «Followers» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Ist dieser Artikel lesenswert?


Kommentare 0

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung