Kritik25. Oktober 2018

Netflix-Serie «Chilling Adventures of Sabrina»: Coming-of-Age meets Vintage-Grusel

Netflix-Serie «Chilling Adventures of Sabrina»: Coming-of-Age meets Vintage-Grusel
© Netflix

Angekündigt wurde die neue Netflix-Serie «Chilling Adventures of Sabrina» als dunkle Coming-of-Age-Erzählung, deren Atmosphäre an die Horrorklassiker «Rosemary’s Baby» und «The Exorcist» erinnert. Auch wenn dieser Vergleich etwas hoch gegriffen ist, erwartet den Zuschauer eine atmosphärische Emanzipationsgeschichte mit einer spannenden, facettenreichen Protagonistin.

Serienkritik von Christopher Diekhaus

Als wäre das Teenager-Leben nicht schon anstrengend genug, muss sich die fast 16-jährige Sabrina Spellman (Kiernan Shipka), ihres Zeichens Tochter eines mächtigen Zauberers und einer Sterblichen, vor ihrem Geburtstag mit einer besonders unangenehmen Entscheidung herumschlagen: Verschreibt sie sich in Zukunft voll und ganz ihrer Hexenseite und besucht die Akademie der unsichtbaren Künste? Oder umarmt sie ohne Einschränkung ihre menschliche Identität und bleibt damit ihrem nichtsahnenden Umfeld erhalten?

Die Jugendliche tut sich vor allem deshalb schwer, weil sie eine besonders enge Beziehung zu ihrem Freund Harvey (Ross Lynch) sowie ihren Mitschülerinnen Rosalind (Jaz Sinclair) und Susie (Lachlan Watson) pflegt. Ihre Tanten Zelda (Miranda Otto) und Hilda (Lucy Davis), die dem Hexenzirkel angehören und Sabrina nach dem Unfalltod ihrer Eltern unter ihre Fittiche genommen haben, drängen sie jedoch dazu, dem Ruf Satans zu folgen und sich in seinem Namen taufen zu lassen – so, wie es ihre Mutter und ihr Vater gewollt hätten.

Nimmt kein Blatt vor den Mund: Sabrinas Tante Zelda (Miranda Otto), die dem Hexenzirkel angehört.
Nimmt kein Blatt vor den Mund: Sabrinas Tante Zelda (Miranda Otto), die dem Hexenzirkel angehört. © Netflix

Bekannt sein dürfte die Hauptfigur vielen Fernsehfreunden bereits aus der auf einer Comicreihe basierenden Sitcom «Sabrina – Total verhext!», die im Jahr 1996 ihre Premiere feierte. Die jetzt startende Netflix-Produktion kommt allerdings nicht als Remake dieses TV-Formats daher, sondern ist eine Adaption der finsteren Comic-Neuinterpretation aus der Feder von Roberto Aguirre-Sacasa und Robert Hack. Ersterer war auch für die nun entstandene, mit einigen Horrorfilmverweisen gespickte Serie verantwortlich.

Die Gruselszenen gehen zwar nicht durch Mark und Bein, tragen aber zu einer verwunschen-rätselhaften Atmosphäre bei.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Der düsterere Ansatz drückt sich schon im Vorspann aus, der trotz knalliger Farben mit seinen grafischen Impressionen unheimliche Akzente setzen kann. Ein schöner Vorgeschmack auf das ominös-stimmungsvoll ausgebreitete Geschehen in der Kleinstadt Greendale, die Sabrina mit ihren Tanten und ihrem Cousin Ambrose (Chance Perdomo) bewohnt. Dass die Serie nicht vor blutigen Schocks zurückschreckt, unterstreicht gleich die erste Episode, in der die alleinlebende Lehrerin Mary Wardell (Michelle Gomez) auf brutale Weise von einem Dämon befallen wird, der die innerlich zerrissene Sabrina dem Teufel in die Arme treiben will.

Die Gruselszenen gehen zwar nicht durch Mark und Bein, tragen aber zu einer verwunschen-rätselhaften Atmosphäre bei, die auch über die Vintage-Ausstattung und ein markantes visuelles Stilmittel entsteht. Regelmässig sind die Ränder des Bildes in Unschärfe getaucht, was den schummrigen Charakter dieser von Menschen und Hexen bevölkerten Welt treffend unterstreicht.

Eine verwunschen-rätselhafte Atmosphäre mit Vintage-Ausstattung: Die fiktive Kleinstadt Greendale.
Eine verwunschen-rätselhafte Atmosphäre mit Vintage-Ausstattung: Die fiktive Kleinstadt Greendale. © Netflix

Kiernan Shipka liefert in der Hauptrolle eine kraftvolle Performance ab.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Erfreulich ist vor allem, dass die Macher die Identitätssuche ihrer Protagonistin wirklich ernst nehmen. Immer wieder gibt es Momente wie die intimen Gespräche zwischen Sabrina und ihrem Freund, die ihre Gefühlslage eindringlich sezieren. Noch dazu werden Themen wie Mobbing und weibliche Selbstbestimmung grösstenteils überzeugend in die Handlung eingebunden und sorgen für eine Schärfung des Profils der sympathischen, hilfsbereiten, bei der Durchsetzung ihrer Pläne manchmal aber erstaunlich unnachgiebigen Titelheldin.

Kiernan Shipka liefert in der Hauptrolle eine kraftvolle, glaubhaft zwischen Unsicherheit und Entschlossenheit pendelnde Performance ab, während Miranda Otto als scharfzüngige, den Hexen-Weg verteidigende Tante aus dem Neben-Cast heraussticht. Angesichts der guten Ansätze wäre es schön, wenn «Chilling Adventures of Sabrina» die spannenden Coming-of-Age-Ideen und die angedeuteten Konflikte – nach den für diese Kritik berücksichtigten Folgen eins bis vier – mit der notwendigen Konsequenz und Sorgfalt weiterentwickelt.

3.5 von 5 ★

«Chilling Adventures of Sabrina» ist ab dem 26. Oktober auf Netflix verfügbar.

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