Kritik19. Juni 2020

Netflix-Kritik «Verirrte Kugel»: «Auf der Flucht» trifft auf «The Transporter»

Netflix-Kritik «Verirrte Kugel»: «Auf der Flucht» trifft auf «The Transporter»
© Netflix

Ein unter Mordverdacht stehender Ex-Sträfling muss seine Unschuld dank einer in einem Auto steckenden Pistolenkugel beweisen, während ein Verräter aus den eigenen Reihen Jagd auf ihn macht: Die französische Netflix-Produktion «Verirrte Kugel» bietet rasante Action gepaart mit packenden Thriller-Elementen.

Filmkritik von Waldemar Witt

Nach einem misslungenen Raubüberfall nimmt das Leben des kriminellen Mechanikers Lino (Alban Lenoir) eine überraschende Wendung: Im Gefängnis wird ihm von einer Spezialeinheit der Polizei aufgrund seines technischen Talents im Umgang mit Autos das Angebot gemacht, ein Mitglied der Spezialeinheit zu werden. Die Wagen der Einheit ausrüstend gliedert sich Lino nach und nach in das Team ein. Als jedoch eines Tages ein Verräter innerhalb des Teams einen Mord begeht und diesen auf Lino schieben will, steht seine Welt erneut Kopf.

Von den Fehlern seiner Vergangenheit gekennzeichnet steht alles gegen Lino. Lediglich die abgefeuerte Pistolenkugel des Mords, die weiterhin in einem Auto steckt, stellt eine Möglichkeit für ihn dar, seine Unschuld beweisen zu können. Währenddessen setzt der Verräter des Teams jedoch alles darauf, Lino zu jagen und aufzuhalten, bevor dieser den Wagen finden kann.

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«Verirrte Kugel» stellt für den französischen Regisseur Guillaume Pierret, der zuvor hauptsächlich bei TV-Serien mitwirkte, die erste vollwertige Spielfilmproduktion dar. Auch wenn das Poster des Films einen reinen Actionfilm im Stile der «Fast & Furious»-Filme suggerieren mag, liefert «Verirrte Kugel» stattdessen einen ausgewogenen Mix aus Action- und Thriller-Elementen.

Getragen von durchweg soliden Darstellungen der gesamten Besetzung bietet vor allem Alban Lenoir als Mechaniker Lino für den Zuschauer eine glaubhafte Hauptfigur und Bezugsperson. Statt einen unantastbaren Actionhelden zu geben, kauft man Lino stets seine Verzweiflung ab – in kritischen Situationen setzt er hingegen auch gekonnt seinen Scharfsinn ein.

Zudem bietet der Actionthriller durch seinen primären Fokus auf Linos Perspektive der Geschichte einen sehr unkomplizierten und angenehmen Erzählfluss der Handlung, die nahezu gänzlich auf Sub-Plots beziehungsweise Nebenhandlungen verzichtet.

Spannend ist das Katz und Maus-Spiel zwischen Lino und seinem Gegenspieler.– Cineman-Kritiker Waldemar Witt

Auch der Antagonist des Films, welcher zur Vermeidung von Spoilern an dieser Stelle nicht näher beschrieben wird, verleiht «Verirrte Kugel» einen zusätzlichen Katz und Maus-Aspekt. Die Handlung wechselt von Linos Flucht vor der Polizei und seiner Suche nach der Kugel in regelmässigen Abständen zum Widersacher beziehungsweise Verräter des Teams, der die Jagd auf Lino eröffnet hat. Wie Lino dabei den ständigen Versuchen seines Widersachers ausweicht, dessen Suche nach der Kugel zu erschweren oder gar zu stoppen, macht einen Grossteil der Spannung des Films aus.

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Auch Actionfans sollten mit dem Film auf ihre Kosten kommen. So bieten vor allem der Beginn und das grosse Finale des Films Verfolgungsjagden, die sich hinsichtlich der Stunts nicht vor Hollywoodproduktionen verstecken müssen. Gerade im Vergleich fallen viele der Autocrash-Aufnahmen von «Verirrte Kugel» sogar wesentlich realistischer aus, da der Film in seinen Action-Sequenzen nahezu gänzlich auf CGI beziehungsweise computergenerierte visuelle Effekte verzichtet.

«Verirrte Kugel» kann damit absolut als unterhaltsamer Actionthriller empfohlen werden. Auch wenn der Film sicherlich an der einen oder anderen Stelle seinen grossen Hollywood-Vorbildern Tribut zollt, wird darauf verzichtet, sich als Kopie dieser darzustellen. Stattdessen kommt der Film mit einer bodenständigeren Handlung daher, bei der es jedoch an diversen Actionszenen nicht mangelt.

4 von 5 ★

«Verirrte Kugel» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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