Kritik22. August 2018

Netflix-Kritik «The Innocents»: Teenie-Probleme treffen auf Mystery-Sci-Fi

Netflix-Kritik «The Innocents»: Teenie-Probleme treffen auf Mystery-Sci-Fi
© Netflix

Teenager-Befindlichkeiten kombiniert mit Mystery- und Science-Fiction-Elementen stehen bei Netflix hoch im Kurs, wie ein Blick auf «Stranger Things» und «Dark» beweist. Mit der britischen Produktion «The Innocents» geht nun eine weitere Serie für den Streaming-Big-Player an den Start, in der junge Protagonisten in eine übernatürliche und geheimnisvolle Geschichte hineingezogen werden.

Kritik von Christopher Diekhaus

Als die 16-jährige June (Sorcha Groundsell) mit ihrem Bruder Ryan (Arthur Hughes) und ihrem kontrollsüchtigen Stiefvater John (Sam Hazeldine) in die schottische Einöde ziehen soll, sieht sie den Zeitpunkt gekommen, endlich mit ihrer heimlichen Liebe Harry (Percelle Ascott) abzuhauen. Bislang konnten die beiden Jugendlichen ihre Zuneigung nur in Briefen ausleben. Doch damit soll endlich Schluss sein. Dank Ryans Unterstützung gelingt June tatsächlich die Flucht in ein freies Leben, die allerdings schon bald eine ungeahnte Wendung nimmt.

Ein Mann namens Steinar (Jóhannes Haukur Jóhannesson) heftet sich an die Fersen des Pärchens und will June um jeden Preis nach Norwegen zu seinem Mentor Dr. Halvorson (Guy Pearce) bringen, da das Mädchen – ebenso wie seine bereits in Skandinavien lebende Mutter Elena (Laura Birn) – besondere Fähigkeiten besitzt. Mit Entsetzen stellt die Heranwachsende fest, dass sie eine sogenannte Wandlerin ist, die in emotionalen Ausnahmesituationen durch Berührungen in den Körper eines anderen Menschen schlüpfen kann.

Zusammen auf der Flucht: Die 16-jährige June und ihre Jugendliebe Harry.
Zusammen auf der Flucht: Die 16-jährige June und ihre Jugendliebe Harry. © Netflix

Im Kern dreht sich «The Innocents» vor allem um das Thema Erwachsenwerden, die Abnabelung vom Elternhaus und die Suche nach einer eigenen Identität. Aspekte, mit denen junge Menschen während der Pubertät unweigerlich konfrontiert werden. Junes unheimliche Gabe, die optisch gelungen umgesetzt wird, erweist sich als reizvolle Metapher für die körperlichen Veränderungen, die in dieser so einprägsamen Lebensphase nicht selten Angst und Verunsicherung auslösen.

Die Serienschöpfer Hania Elkington und Simon Duric haben ein interessante Prämisse ausgeheckt und legen einige spannende Einfälle vor, schaffen es in den ersten vier vorab gezeigten Episoden jedoch nicht, daraus eine wirklich fesselnde, das Zuschauerinteresse stetig befeuernde Handlung zu entwickeln.

Vor handfesten Konflikten und allzu verstörenden Momenten schreckt «The Innocents» meistens zurück.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Auch June, nur als Mann: Der Teenie besitzt die seltene Gabe, in den Körper anderer schlüpfen zu können.
Auch June: Der Teenie besitzt die seltene Gabe, in den Körper anderer schlüpfen zu können. © Netflix

So gerne man den sympathischen, als Couple on the Run überzeugenden Hauptdarstellern Sorcha Groundsell und Percelle Ascott auch zuschauen mag, so schade ist es, dass es der Geschichte an Ecken und Kanten fehlt. Die Bedrohung durch den hünenhaften Steinar wirkt leider etwas halbherzig. Der in Norwegen vor traumhafter Naturkulisse spielende Erzählstrang um Halvorson und seine eigenartige, sektenähnliche Gemeinschaft schürt – jedenfalls bis zur Staffelhälfte – trotz vielversprechender Ansätze nicht genügend Unbehagen.

Mitunter umarmen die Macher zu sehr das Melodramatische. Und die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten hätte man nach der Entdeckung von Junes außergewöhnlicher Veranlagung etwas stärker auf die Probe stellen können. Zweifel blitzen durchaus auf. Vor handfesten Konflikten und allzu verstörenden Momenten schreckt «The Innocents» aber meistens zurück, was sich in den Folgen fünf bis acht hoffentlich noch einmal ändert.

2.5 von 5 ★

Die erste Staffel von «The Innocents» à 10 ca. einstündigen Folgen ist ab dem 24. August auf Netflix verfügbar.

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