Kritik25. September 2019

Netflix-Kritik «Skylines»: Stark gespielte Krimiserie aus dem Frankfurter Hip-Hop-Milieu

Netflix-Kritik «Skylines»: Stark gespielte Krimiserie aus dem Frankfurter Hip-Hop-Milieu
© Netflix

Nach «Dark», «Dogs of Berlin» und «How to Sell Drugs Online (Fast)» geht mit «Skylines» die vierte deutsche Netflix-Serie an den Start. Überzeugen können vor allem der verführerisch inszenierte Handlungsort Frankfurt und das bestens aufgelegte Ensemble.

Serienkritik von Christopher Diekhaus

Aufreizend, aber auch etwas bedrohlich fängt die Kamera gleich zum Start der ersten Folge die funkelnde Silhouette der am Main gelegenen Bankenmetropole ein. Höher als in anderen deutschen Städten ragen hier die gläsernen Türme der Finanzunternehmen in den Himmel und vermitteln ein eher ungewöhnliches Metropolen-Flair.

Wo das grosse Geld regiert, ist allerdings auch die Unterwelt nicht weit entfernt. Zwielichtige Wettbüros, ein in die Jahre gekommenes Fussballstadion und ranzige Hinterhöfe gehören ebenso wie die imposanten Wolkenkratzer zu den Schauplätzen von «Skylines».

Wo das grosse Geld regiert, ist auch die Unterwelt nicht weit entfernt.
Wo das grosse Geld regiert, ist auch die Unterwelt nicht weit entfernt. © Netflix

Inmitten dieses pulsierenden, widersprüchlichen und gerade deshalb aufregenden Settings arbeitet der talentierte Hip-Hop-Produzent Jinn (Edin Hasanović) an seinem Durchbruch. Ganz unerwartet tut sich eine Tür auf, als ihm der Kompagnon (Sahin Eryilmaz) des inzwischen mit einer eigenen Plattenfirma erfolgreichen Rap-Stars Kalifa (Murathan Muslu) einen Vertrag in Aussicht stellt. Jinn könnte exklusiv für Skyline Records tätig werden, zögert zunächst aber, da er seinen besten Kumpel und Musikerkollegen Momo (Booz Jakob) nicht einfach abservieren will.

Serienschöpfer Dennis Schanz entwirft ein dichtes Netz aus Abhängigkeiten, Konflikten und emotionalen Zwickmühlen.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Label-Boss Kalifa muss unterdessen die plötzliche Rückkehr seines Bruders Ardan (Erdal Yildiz) aus dem Exil verkraften, der mit Nachdruck Unterstützung bei seinen neuen – keineswegs legalen – Geschäften einfordert. Über Umwege kommt dabei die Polizistin Sara (Peri Baumeister) ins Spiel, die ihren Vorgesetzten nach einem Anschlag in Gangsterkreisen wichtige Informationen aus der Szene liefern soll. In Bedrängnis gerät auch Jinns Vater Raimund (Richy Müller), ein windiger Immobilienmakler, der von einem Möchtegern-Finanzexperten (herrlich grössenwahnsinnig: Christopher Schärf) mit brisanten Filmaufnahmen erpresst wird.

Soll Informationen aus der Szene liefern: Peri Baumeister als unermüdliche Polizistin.
Soll Informationen aus der Szene liefern: Peri Baumeister als unermüdliche Polizistin. © Netflix

Serienschöpfer Dennis Schanz entwirft in den Episoden eins bis drei, die für diese Kritik gesichtet wurden, ein dichtes Netz aus Abhängigkeiten, Konflikten und emotionalen Zwickmühlen, das einiges an Reibungsfläche bietet. Viele Elemente mögen dabei nicht sehr originell sein. Und zudem muss man einige kleine Zufälle akzeptieren. Die Art und Weise, wie der Showrunner die Handlungsfäden anordnet und verbindet, erzeugt aber dennoch einen ansprechenden Sog.

Dass man gewisse Klischees – etwa das der Ermittlerin, deren Familienleben unter ihrem Job zu leiden hat – verzeiht, liegt vor allem am hervorragenden Cast. Bekannte und weniger bekannte Gesichter der deutschen Film- und Fernsehlandschaft werfen sich mit Überzeugungskraft in ihre Rollen und zeichnen so ein erfreulich authentisches Bild der unterschiedlichen, sich teilweise aber überschneidenden Milieus.

Es war eine gute Entscheidung, mehrere echte Hip-Hopper zu engagieren.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Pulsierende Settings und eine überzeugende Besetzung zeichnen «Skylines» aus.
Pulsierende Settings und eine überzeugende Besetzung zeichnen «Skylines» aus. © Netflix

Gewohnt ausdrucksstark gibt Edin Hasanović den aufstrebenden Jungproduzenten, der eigentlich nur seiner Musikleidenschaft frönen will, allerdings schnell merkt, dass sich Hip-Hop-Business und Kriminalität nicht immer trennen lassen. Als eifrige, im Verbrechenssumpf herumstochernde Beamtin setzt Peri Baumeister einprägsame Akzente. Und auch Kalifa-Mime Murathan Muslu sticht mit einer facettenreichen Darbietung heraus.

Eine gute Entscheidung war es überdies, mehrere echte Hip-Hopper zu engagieren, die dem Geschehen allein durch ihr Auftreten und ihren ungeschliffenen Jargon einen kräftigen Schuss Authentizität verleihen. Nach drei von sechs Folgen liefert die mit wummernden Beats und prägnanten Songtexten garnierte Serie eine Reihe von Argumenten, die ein Weiterschauen allemal lohnenswert erscheinen lassen.

3.5 von 5 ★

«Skylines» ist ab dem 27. September auf Netflix verfügbar.

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