Artikel29. April 2020

Netflix-Kritik «Into the Night»: Häppchenweise Sci-Fi-Action aus Belgien

Netflix-Kritik «Into the Night»: Häppchenweise Sci-Fi-Action aus Belgien
© Netflix

Mit der Sci-Fi-Serie «Into the Night» präsentiert der Streaming-Gigant Netflix seine erste Produktion aus Belgien – und serviert eine Portion Guilty Pleasure à la carte.

Kritik von Peter Osteried

Die belgische Serie «Into the Night» ist sehr, sehr locker vom Roman «The Old Axolotl» des polnischen Schriftstellers Jacek Dukaj inspiriert. Dort erzählt er von einer Welt, auf der alle biologischen Lebewesen ausgelöscht wurden. Menschen gibt es aber noch, sie haben ihren Verstand nur in Roboter hochgeladen. Die gibt es bei «Into the Night» nicht. Eher muss man diese Serie als eine Art Prequel zum Roman ansehen. Entwickelt wurde sie von Jason George, ein umtriebiger Autor und Produzent, der für Netflix auch die türkische Actionserie «The Protector» produziert hat.

Zur Handlung: Ein italienischer Soldat kapert eine Linienmaschine, die noch am Boden steht, und zwingt den Piloten zum Start. Er war für die Nato tätig und hat erfahren, dass die Sonne sich verändert hat und tödlich geworden ist. Man kann ihre Strahlung nicht länger überleben. Erst sind Pilot und Passagiere ungläubig, an ihrem ersten Ziel in Island zeigt sich jedoch, dass der Italiener recht hatte. Nun beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, immer auf der Flucht vor der Sonne, immer hinein in die Nacht, während man immer wieder landen, tanken und andere Herausforderungen meistern muss.

© Netflix

Die Prämisse der aus sechs Episoden bestehenden Serie ist nicht schlecht. Die Umsetzung ist spannend, allerdings muss man schon sagen, dass «Into the Night» nun nicht gerade die intelligenteste Unterhaltung ist. Denn die Figuren benehmen sich häufig vollkommen abstrus, die Situationen, in die sie schlingern, grenzen ans Absurde, und man kann darauf vertrauen, dass wenn es zeitlich eng wird, erstmal diskutiert wird, wer das Sagen hat, wieso das so ist, und was man als Nächstes macht.

«Into the Night» ist ein grosser Spass – aber einer, der auch reichlich dumm daherkommt.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

«Into the Night» ist im Grunde das, was man Guilty Pleasure nennt. Ein grosser Spass, aber eben einer, der auch reichlich dumm daherkommt. Etwas, wofür man sich eigentlich schämen muss, das man aber dennoch mag.

Die Besetzung ist nicht besonders bekannt, aber international. Das ist angesichts der gemischten Herkunft der Flugzeugpassagiere auch notwendig. Einen Mann kennt man jedoch: Mehmet Kurtulus. Der Tatort-Kommissar spielt hier einen der Passagiere, ist ein bisschen zwielichtig, aber tatsächlich eine der sympathischsten Figuren an Bord.

Sollte man meinen, dass eine Serie wie diese auf ein definitives Ende zuläuft und die Macher nicht von weiteren Staffeln träumen, wird man am Ende überrascht. Denn die Hauptgeschichte findet ihren Abschluss, die Möglichkeit einer Fortsetzung ist aber offen. Die könnte dann vielleicht sogar näher an Dukajs Roman sein – damit dürfte die Serie aber auch deutlich teurer werden. Entsprechend wird man wohl andere Wege finden, falls es weitergeht. Und wenn nicht, dann sind diese Figuren sowieso in die Nacht entschwunden ...

3.5 von 5 ★

«Into the Night» ist ab dem 1. Mai auf Netflix verfügbar.

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