Kritik2. Februar 2021

Netflix-Kritik «Immer für dich da»: Turbulente Jahrzehnte

Netflix-Kritik «Immer für dich da»: Turbulente Jahrzehnte
© Netflix

Von den 70ern bis in die frühen 00er-Jahre spannt sich die Geschichte zweier Frauen, die gemeinsam die menschlichen Höhen und Tiefen durchleben. «Immer für dich da» handelt von einer aussergewöhnlichen, aber nicht immer einfachen Freundschaft.

Filmkritik von Björn Schneider

Kate (Sarah Chalke) und Tully (Katherine Heigl) haben sich als Teenager kennengelernt. Bis heute ist ihre Beziehung von tiefer Verbundenheit geprägt – auch wenn ihre Lebenswege nicht verschiedener hätten verlaufen können. Kate ist die ruhigere von den beiden, der Familie stets wichtiger war als Karriere. Tully hingegen arbeitete nach dem Studium als TV-Moderatorin und entdeckte die Welt, fühlte sich aber oft einsam. Gemeinsam standen sich die zwei in wichtigen Lebensereignissen bei.

Etwas weniger vom weichzeichnenden Filter hätte den Flashbacks in die 70er-Jahre gut getan.– Cineman-Filmkritiker Björn Schneider

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Die US-Autorin Kristin Hannah war bereits fast 20 Jahre erfolgreich als Schriftstellerin tätig, als Ende der 00er-Jahre ihr Buch «Firefly Lane» auf deutsch erschien. Dieses Werk bildet die Vorlage der von Netflix produzierten Serienadaption.

Was ist eine Freundschaft im Stande auszuhalten? Dies ist die Kernfrage der zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 gedrehten Netflix-Produktion, die sich – abgesehen von der mit Flashbacks angereicherten Erzählweise – insgesamt als weitestgehend werkgetreu erweist.

Sowohl Katherine Heigl als auch Sarah Chalke agieren bodenständig sowie wahrhaftig und verleihen ihren Figuren somit Tiefe, Kraft und Charisma.– Cineman-Filmkritiker Björn Schneider

Wir begleiten Kate und Tully durch all jene Höhen und Tiefen quer durch die Jahrzehnte, die Fans bereits aus dem Buch kennen. Es geht um Karrieresprünge und berufliche Misserfolge. Liebeschaos und -glück. Das Verhältnis zu den Eltern und der eigenen Familie. Gerade die tragischen, melancholischen Momente arbeitet die Serie zumeist gekonnt und mit viel Sorgfalt heraus. Etwa die Hintergrundgeschichte um Tullys fragile Beziehung zu ihrer Mutter.

Die Tatsache, dass Tully nie wirklich elterliche Liebe und Fürsorge erfuhr, ist der Grund für ihre späteren flüchtigen Bekannt- und Liebschaften. Aber auch für den beruflichen Erfolg: Tully strebt seit jeher nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Das verschafft ihr Geld und Ruhm, einsam und ungeliebt fühlt sie sich dennoch. Mit Geduld und einem gelungenen Gespür fürs Timing lotet die Serie gleichsam die familiäre Geschichte von Kate aus, die all das hatte was Tully fehlte (zum Beispiel stabile Familienverhältnisse).

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Frei von vorhersehbaren Storyverläufen und Handlungselementen ist die Serie dennoch nicht. Die Szenen, in denen sich Kate und Tully kennenlernen und einander langsam annähern, sind weder neu noch besonders originell. Und arg schnulzig sind die Momente geraten, in denen sich die zwei ewige Freundschaft schwören.

Gelungen ist, dass sich die Rückblenden visuell und hinsichtlich des Setdesigns deutlich von der filmischen Gegenwart abheben. Etwas weniger vom weichzeichnenden Filter hätte den Flashbacks in die 70er-Jahre dennoch gut getan.

«Immer für dich da» profitiert allerdings sehr von seinen starken Darstellerinnen. Sowohl Katherine Heigl als auch Sarah Chalke agieren bodenständig sowie wahrhaftig und verleihen ihren Figuren somit Tiefe, Kraft und Charisma.

3 von 5 ★

«Immer für dich da» ist ab 3. Februar 2021 auf Netflix verfügbar.

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