Kritik2. Oktober 2020

Netflix-Kritik «Emily in Paris»: Neues von «Sex and the City»-Schöpfer Darren Star

Netflix-Kritik «Emily in Paris»: Neues von «Sex and the City»-Schöpfer Darren Star
© Netflix

Die neue Serie von Darren Star, Schöpfer von Serien wie «Beverly Hills 90210» und «Sex and the City», ist ein harmloses Komödienformat, das für Netflix entwickelt wurde. Eine romantische, durchaus amüsante Serie, die niemandem auf die Füsse treten will – am wenigsten der eigenen Hauptfigur.

Serienkritik von Peter Osteried

Emily (Lily Collins) arbeitet für ein Marketing-Unternehmen und erhält die Chance ihres Lebens. Sie soll nach Paris gehen, um dort für ein Mode-Unternehmen den Social-Media-Auftritt, aber auch das Marketing per se zu gestalten. Gewünscht ist eine amerikanische Sicht auf Paris. Da Emily in letztem Moment eine Kollegin ersetzt hat, gibt es aber ein Problem: Sie spricht kein Wort Französisch. Davon lässt sich Emily aber nicht abhalten und stürzt sich in das Abenteuer.

Der Serie fehlt definitiv das Drama.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

© Netflix

Das grösste Problem der Serie ist ihre relative Oberflächlichkeit. Weniger in Hinblick auf die Hauptfigur und das Gewerbe, in dem sie tätig ist, als vielmehr dahingehend, dass es nie zu echtem Drama kommt. In den ersten Folgen macht die Serie noch viel daraus, dass Emily kein Wort Französisch spricht, was für amüsante Zwischenfälle sorgt. Denn die Sprachbarriere hat immer dann einen besonderen Reiz, wenn andere in ihrer Anwesenheit über Emily sprechen.

Dieses eigentlich charmante Element der Geschichte wird aber schnell fallengelassen. Wohl, weil es dem Erzählen der Geschichten auch im Weg stehen kann. Inkonsequent ist es aber allemal. Damit geht reichlich Potenzial flöten. Vor allem aber ist es der Beweis, dass man bei dieser Serie nichts wagen wird, sondern sich entschieden hat, im Seichten zu waten.

Lily Collins ist in ihrer Rolle sehr charmant.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Die Staffel besteht aus zehn Folgen. Mehrheitlich setzt man auf einfach gestrickte Geschichten, bei denen keine realen Konflikte entstehen wollen. Weder, wenn Emily, deren Freund in Chicago zurückgeblieben ist, den Nachbarn küsst, noch, wenn sie sich um die Probleme der Woche kümmert. Denn die einzelnen Geschichten werden recht unaufgeregt abgespult. Egal, welches Problem sich Emily auch stellt, zum Ende der Folge ist es gelöst, und das ohne viel Tamtam.

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Man kann sich nun also über die Gehaltlosigkeit der Geschichten und den Verzicht auf das Auswringen echten Dramas echauffieren. Oder «Emily in Paris» als das nehmen, was es ist: Eine seichte, manchmal romantische, irgendwie durchaus unterhaltsame Serie. Sie lebt nicht nur vom Pariser Lokalkolorit, sondern auch von Lily Collins, die in ihrer Rolle ausgesprochen süss ist. Es macht Spass ihr zuzusehen. Beinahe so viel Spass, dass man vergisst, hier eine Protagonistin vor sich zu haben, die praktisch unbesiegbar ist, weil kein Problem ihr etwas anhaben kann.

3 von 5 ★

«Emily in Paris» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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