Kritik29. Januar 2021

Netflix-Kritik «Die Ausgrabung»: Was die Vergangenheit für die Zukunft bedeutet

Netflix-Kritik «Die Ausgrabung»: Was die Vergangenheit für die Zukunft bedeutet
© Netflix

Der Film erzählt die wahre Geschichte der Ausgrabungen in Sutton Hoo nahe Woodbridge in der Grafschaft Suffolk. Es ist einer der wichtigsten archäologischen Funde in Grossbritannien. Der Film erzählt davon, mehr aber noch von den Menschen, die hinter dieser Entdeckung stehen.

Filmkritik von Peter Osteried

England im Jahr 1938: Mrs. Pretty heuert den Ausgräber Basil Brown an, damit er auf ihrem Grund nach archäologischen Artefakten sucht. Während das ortsansässige Museum dies für pure Zeitverschwendung hält, ist Basil davon überzeugt, hier etwas Grossartiges zu finden. Und er soll recht behalten. Sie stossen auf Gräber aus dem 6. und 7. Jahrhundert nach Christus und damit auf weit ältere Artefakte als gedacht. Mit der grossen Entdeckung sind jedoch auch andere interessiert, den Ruhm dafür zu beanspruchen.

«Die Ausgrabung» ist ein prächtiges Drama, das die Landschaften wundervoll in Szene setzt und mit ausgesprochen schönen Bildern aufwartet.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

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«Die Ausgrabung» ist ein prächtiges Drama, das die Landschaften wundervoll in Szene setzt und mit ausgesprochen schönen Bildern aufwartet. In diesem Film kann man sich seiner puren Schönheit wegen verlieren, aber er fasziniert auch durch seine Figuren. Denn es geht nicht in erster Linie um das Finden einer archäologischen Sensation, sondern um die Menschen. Um die vom Leben gebeutelte Mrs. Pretty, die Basil Brown als Ausgräber anheuert. Um Basil Brown, über den Archäologen die Nase rümpfen, der jedoch den Fund seines Lebens macht. Mehr aber noch um die Beziehungen der Menschen untereinander. Und: Darüber, dass andere dazu neigen, sie zu übersehen, obwohl sie es sind, an denen alles hängt.

Dies mag kein besonders aufregender Film sein, aber es ist einer, der auf vielfältige Art und Weise zu überzeugen weiss.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Der Film basiert auf dem im Jahr 2007 publizierten Roman von John Preston, der die wahren Ereignisse mit fiktionalisierten dramatischen Elementen aufpeppt. Er nutzt auch den Hintergrund des aufziehenden Kriegs, um etwas über Zeit auszusagen. Wie sie uns durch die Finger rinnt, wie am Ende nur ein paar Artefakte in der Erde bleiben, aber diese mehr überdauern, als die Menschen, die sie einst dort vergraben haben.

«Die Ausgrabung» ist ein langsam erzählter Film, ein sauber inszeniertes Drama ohne Antagonisten – wenn man von der Zeit selbst vielleicht absieht. Von Ralph Fiennes und Carey Mulligan grossartig gespielt, lebt der Film von ihnen, aber auch von der exzellenten Kameraarbeit, die das ländliche England mit eindrucksvoller Ausleuchtung und mit das Herz ansprechender musikalischer Untermalung in Szene setzt.

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Dies mag kein besonders aufregender Film sein, aber es ist einer, der auf vielfältige Art und Weise zu überzeugen weiss. Ein Film weniger über die Vergangenheit, sondern mehr über die Zukunft, die von dem, was war, noch einiges lernen kann.

4 von 5 ★

«Die Ausgrabung» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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