Kritik17. August 2017

Mord, Sex und Rachegelüste: «Lady Macbeth» ist ein absoluter Volltreffer!

Mord, Sex und Rachegelüste: «Lady Macbeth» ist ein absoluter Volltreffer!

Gefangen in einer von Missbrauch geprägten Ehe, holt die junge Katherine zum Befreiungsschlag aus: Lady Macbeth ist eine Geschichte über Mord, Sex und den Kampf der Geschlechter. William Oldroyds Lady Macbeth spielt im viktorianischen England – kein verfilmter Shakespeare, sondern eine Adaption der Novelle von Nikolai Leskow. Ein vollends gelungenes, fesselndes Drama, das einen noch Tage später nicht loslässt. Mit Florence Pugh in der Hauptrolle hat Oldroyd voll ins Schwarze getroffen!

Kritik von Leslie Leuenberger

Die Böse und ihr Bad Boy

Lady Katherine klammert sich am Stuhl fest. Mit Gewalt schnürt ihr die Zofe das Korsett enger. Danach kämmt sie ihr die langen braunen Haare glatt. So energisch, dass es auch dem Zuschauer die Tränen in die Augen treibt.

Die 17-jährige Katherine lebt ein von Gewalt und Isolation geprägtes Leben. Als Frau von Alexander, Sohn des wohlhabenden Minenbesitzers Boris, ist es ihre eheliche Pflicht, der Familie einen Erben zu gebären. Ein schwieriges Unterfangen, denn Alexander empfindet weder Zuneigung noch Verlangen für Katherine. Als Alexander und sein Vater den Hof für längere Zeit verlassen, stürzt sich Katherine in eine wilde Affäre mit dem aufmüpfigen Stallburschen Sebastian, einem Bad Boy mit einer sadistischen Ader. Dieser Akt der Rebellion entfacht in ihr ein Feuer. Als Herrin des Hauses entpuppt sich Katherine als egoistische, aggressive Tyrannin. Die anfängliche Sympathie für die charismatische Brünette verfliegt spätestens dann: Getrieben vom Machthunger lässt sich Katherine nicht mehr stoppen. Die Unterdrückte findet Gefallen am Unterdrücken der anderen, geht über Leichen, wenn es sein muss.

Der Schein trügt: Katherine Macbeth entwickelt sich vom unterdrückten Mädchen zur kaltblütigen Mörderin.

Lady Macbeth ist William Oldroyds Spielfilmdebüt. Den Briten kannte man bisweilen als Opern- und Theaterregisseur. Obwohl der Filmtitel unweigerlich an die Klassiktragödie Macbeth denken lässt, hat Oldroyds Film mit Shakespeare gänzlich wenig zu tun. Das Drehbuch von Alice Birch ist eine Adaption angelehnt an Nikloai Leskovs Novelle „Lady Macbeth von Mzensk“. Birchs Version geht über die blosse Liebestragödie hinaus. Entstanden ist eine explosive Geschichte über Klasse und Rasse, Macht und Gewalt.

Lady Macbeth, ein hochkomplexes Drama, ist von A bis Z gelungen: Ein hervorragendes und überraschendes Drehbuch, eine stilsichere Inszenierung, starke, sich einbrennende Bilder und eine brillante Darbietung des Casts. Allen voran Florence Pugh in der Rolle der intriganten Katherine: Die 21-jährige Britin nimmt den Zuschauer von der ersten Sekunde an in den Bann. Pugh wird derzeit als neues Newcomer-Talent gefeiert. Von ihr wird man in Zukunft sicherlich noch mehr sehen.

Wer hat nach diesen lobenden Worten Lust bekommen, sich das historische Psychodrama eigenhändig auf Grossleinwand anzuschauen? Oder sind Kostümfilme so gar nicht dein Ding? Schreib es unten in die Kommentare!

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