Artikel6. Oktober 2017

Jake Gyllenhaal zu «Stronger»: «Der Dreh hat uns Blut, Schweiss und Tränen gekostet»

Jake Gyllenhaal zu «Stronger»: «Der Dreh hat uns Blut, Schweiss und Tränen gekostet»
© ZFF 2017

Im Rahmen des diesjährigen Zurich Film Festival hat der Charakterdarsteller mit den tiefblauen Augen die Limmatstadt besucht, um einen Golden Eye Award abzuholen. Im Gepäck hatte der 36-Jährige Schauspieler und seit neuestem auch Produzent seinen Film «Stronger» über die Anschläge am Boston Marathon, der ihn weit über das Berufliche geprägt zu haben scheint.

Gut gelaunt liess Jake Gyllenhaal an der Medienkonferenz den Ansturm der Fotografen über sich ergehen und erzählte dann frei, offen und humorvoll von seinem neusten Film, für den er zugleich als Produzent als auch als Hauptdarsteller fungierte. Dabei ist «Stronger» eigentlich ein sehr ernsthafter Film: Das Drama erzählt die wahre Geschichte von Jeff Bauman, der bei den Anschlägen am Boston Marathon im Jahr 2013 beide Beine verlor und sich danach langsam zurück ins Leben kämpfte: Der junge Mann versucht, seine Ex-Freundin zurückzugewinnen, ist ernsthaft gezwungen, sich mit seinem Leben auseinanderzusetzen und findet so langsam zurück zu seinem alten Ich – zum Beispiel, indem er in der Reha mühselig das Stehen und Gehen mit Prothesen lernte. Für Jake Gyllenhaal sei es wichtig gewesen, Jeffs Geschichte auf die Leinwand zu bringen – Jeff faszinierte ihn vor allem, weil er sein Schicksal mit einer grossen Portion Humor ertrug.

Jake Gyllenhaal als Jeff Bauman kurz nach dem traurigen Schicksalsschlag.

Ich werde Jeffs Schmerz nie auch nur ansatzweise verstehen können.– Jake Gyllenhaal

Humor sei Jake auch im Film sehr wichtig gewesen: «Humor verbindet – und Jeff verstand es ausgezeichnet, die Leute um sich herum zum Lachen zu bringen und damit eine Gemeinschaft zu schaffen». Zwar hätte der Film aus seiner Sicht sogar noch mehr Witz vertragen – schlussendlich könne man aber immer etwas besser machen. Wichtig sei ihm bei Stronger ausschliesslich gewesen, dass Jeff den Film mag, und das tut er: «Es war eine wahnsinnige Verantwortung, da ich seinen Schmerz niemals im Ansatz werde nachvollziehen können». Weil Jeff nicht die kommunikativste Person sei, musste er ihn und sein Verhalten über längere Zeit genau beobachten, um ihn so echt wie möglich zu spielen. Das ist ihm aber anscheinend gelungen: Jeff liess lediglich «Good Job» verlauten, als er den Film gesehen habe - das sei aus seinem Mund ein riesiges Lob.

On-Off-Beziehung auf der Leinwand: Tatiana Maslany und Jake Gyllenhaal

Stronger legt auch den Fokus darauf, wie man mit einem Schicksalsschlag umgehen kann und welche Rolle soziale Beziehungen dabei spielen. So waren und sind zwei Frauen in Jeffs Leben zentral: Seine heutige Freundin, die sich kurz vor dem Marathon von ihm getrennt hatte und die er unbedingt zurückerobern wollte, sowie seine Mutter, mit der er zur Zeit des Attentats zusammenlebte. Für beide Rollen sei es schwierig gewesen, eine Besetzung zu finden, aber mit Miranda Richardson und Tatiana Maslany habe es einfach gepasst. Tatiana (bekannt aus der TV-Serie Orphan Black) sei wahnsinnig motivierend und gebe alles – fast schon wie ein Tier.

Der Film hat mein Leben verändert. – Jake Gyllenhaal

Insgesamt war der Dreh sehr emotional: «Ich glaube, dass das Team Blut, Schweiss und Tränen geschwitzt hat». Boston stecke nach den tragischen Ereignissen von 2013 immer noch in der Verarbeitungsphase und auch Jake Gyllenhaal konnte auf die Frage, ob er sich an den Moment erinnert, sofort eine Antwort geben: Er sei in New York gewesen und habe Jeff im Fernsehen gesehen. Heute ist der für viele als Held gehandelte Mann ein guter Freund von Jake. Jeffs Geschichte und der Film haben sein Leben verändert – es sei ihm heute viel wichtiger, die Leute für die kleinen Dinge zu loben und den grossen Aufwand anzuerkennen, den sie dafür aufwenden mussten. So auch im Fall von Jeff: Als dieser am Toronto Film Festival vor all den Leuten etwas nervös wurde und Jake gefragt habe, was er nun tun soll, habe dieser ihm geantwortet: «Steh einfach auf», ohne sich der riesigen Tragweite dieser Worte bewusst zu sein.

Das Drama Stronger ist insgesamt dreimal am Zurich Film Festival zu sehen - einmal davon am Samstag, 7. Oktober um 15:45 Uhr. Wann der Film regulär im Kino gezeigt wird, ist leider noch nicht bekannt.

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