Artikel6. März 2023

Flugzeuge auf der Leinwand: 7 nervenaufreibende Zwischenfälle

Flugzeuge auf der Leinwand: 7 nervenaufreibende Zwischenfälle
© Warner Brothers Switzerland

Fliegen kann so schön sein, ist auf der Leinwand aber fast immer mit Turbulenzen und Bedrohungslagen verbunden. Den Ende Februar erfolgten Kinostart des Actionthrillers «Plane», der Gerard Butler in der Rolle eines zupackenden, auf einer Insel notlandenden Piloten zeigt, wollen wir nutzen, um einige Filme mit dramatischen Flugzeugzwischenfällen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ein Artikel von Christopher Diekhaus

1. «Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug» (1980)

Pilot verzweifelt gesucht!

Darum geht's: Auslöser zahlreicher Verwicklungen in der von Jim Abrahams, David Zucker und Jerry Zucker inszenierten Komödie ist ein verdorbenes Fischgericht. Nicht nur einige Passagiere, sondern auch die Crewmitglieder ziehen sich eine üble Vergiftung zu – weshalb das Verkehrsflugzeug auf dem Weg von Los Angeles nach Chicago plötzlich ohne Lenker dasteht. Unter den Reisenden befindet sich mit dem Ex-Kampfflieger Ted Striker (Robert Hays) lediglich eine Person, die über Flugerfahrung verfügt. Doch ausgerechnet er, der seine an Bord anwesende Ex-Freundin Elaine Dickson (Julie Hagerty) zurückgewinnen will, leidet seit einer traumatischen Erfahrung an handfester Flugangst.

«Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug» zeichnet sich nicht durch einen subtilen Humor aus. Mit seinen frechen, mitunter Geschmacksgrenzen einreissenden Gags und seinen abgedrehten Handlungsideen hält der Film aber stets bei Laune. Was hinzukommt: Einlagen, die lustvoll verschiedene Genreelemente parodieren. Das Ganze ist ein wilder Mix, ein Fest der absurden Komik – und wurde 2010 sogar in das US-amerikanische National Film Registry, ein Verzeichnis für kulturell bedeutsame und erhaltenswerte Leinwandarbeiten, aufgenommen. Komödien dieser Art wird eine solche Ehre eher selten zuteil.

Verfügbar auf Sky Show

2. «Einsame Entscheidung» (1996)

Prophetischer Nervenkrieg über den Wolken

Darum geht's: Ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Athen nach Washington D.C. wird von islamistischen Terroristen gekapert, die – angeblich – ihren inhaftierten Anführer freikaufen wollen. Der das Militär beratende Wissenschaftler Dr. David Grant (Kurt Russell) glaubt allerdings, dass die Entführer einen perfiden Anschlagsplan verfolgen. Zusammen mit einem Spezialkommando verschafft er sich unbemerkt Zutritt zur Maschine, um die befürchtete Katastrophe zu verhindern.

Stuart Bairds Actionthriller ist wirkungsvoll in Szene gesetzt, und macht unglaubwürdige Aspekte durch hocheffektive Spannungsmomente wett. Aus heutiger Sicht fühlt sich «Einsame Entscheidung» natürlich auch deshalb beklemmend an, weil der Film das grauenvolle Terrorszenario des 11. Septembers 2001 in gewisser Weise vorwegzunehmen scheint. Auch wenn die Macher keine politischen Ambitionen erkennen lassen, hat der Streifen eine beunruhigende Metaqualität.

Verfügbar auf Netflix

3. «Red Eye» (2005)

Mein Sitznachbar, der Killer

Darum geht's: Wer allein fliegt, kann sich seinen Sitznachbarn nicht aussuchen – und bekommt es womöglich mit einem nervigen Zeitgenossen zu tun. In «Red Eye» wird diese Vorstellung noch einmal krass zugespitzt. Als die Hotelmanagerin Lisa Reisert (Rachel McAdams) nach der Beerdigung ihrer Grossmutter einen Nachtflug – auf Englisch: «red eye» – mit Ziel Miami antritt, ahnt sie nicht, was auf sie zukommen wird. Schon bald gibt sich der anfangs sympathische Mann neben ihr (Cillian Murphy) als Mitglied eines Killerkommandos zu erkennen, das es auf einen hochrangigen Politiker abgesehen hat. Eben dieser weilt gerade in dem Hotel, für das Lisa arbeitet, und soll auf Drängen des Auftragsmörders in ein anderes Zimmer verlegt werden.

Horrormeister Wes Craven erweist sich hier als virtuoser Thriller-Regisseur, der seine Hauptfigur in eine immer aussichtslosere Lage manövriert. Zum Gelingen des stetig eskalierenden, dem Publikum keine Luft zum Atmen lassenden Katz-und-Maus-Spiels tragen auch die intensiven Schauspielleistungen von McAdams und Murphy bei.

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Verfügbar auf Paramount+

4. «United 93» (2006)

Das Grauen von 9/11

Darum geht's: Das Trauma, das die Anschläge vom 11. September 2001 auslösten, war riesig. In Erinnerung haben wir vor allem die Bilder zweier in das World Trade Center hineinkrachender Flugzeuge und der zusammenstürzenden Türme. Dass neben den beiden Fliegern und einer Maschine, die in das Pentagon gesteuert wurde, auch ein viertes Gefährt als tödliche Waffe benutzt werden sollte, vergessen wir oft. Die Geschichte jenes United-Airlines-Fluges 93, der mit einer Bruchlandung in einem Feld in Shanksville/Pennsylvania endete, zeichnet Filmemacher Paul Greengrass in seinem Echtzeit-Dokudrama «United 93» packend nach.

Obwohl die Passagiere ihre beherzte Revolte gegen die Entführer mit dem Leben bezahlten, vermeidet der fragmentarisch erzählte Film eine platte Heroisierung. Gerade weil hier nichts moralisch kommentiert wird, entfaltet das Geschehen eine immense Wucht und lässt einen auch lange nach der Sichtung nicht los. Viele Opferfamilien bekundeten übrigens ihre Unterstützung für Greengrass‘ Versuch, den Schrecken erfahrbar zu machen. Einige äusserten sich aber auch kritisch über die filmische Umsetzung, die mit zahlreichen Preisen bedacht wurde.

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5. «Snakes on a Plane» (2006)

Achtung, die Schlangen kommen!

«Snakes on a Plane» ist ein Beleg dafür, was ein griffiger Titel und eine ebensolche Prämisse ausmachen können. Schon weit vor Veröffentlichung des B-Movies von David R. Ellis entstand im Internet ein regelrechter Hype. Überaus verlockend klang die Aussicht auf einen Film, in dem Giftschlangen an Bord eines Flugzeugs einen Kronzeugen in einem Mordprozess ausschalten sollen. Zusätzlicher Anreiz: Mr. Cool Samuel L. Jackson gibt sich als FBI-Agent die Ehre.

Wer keine clevere Handlung und keine ausgefeilten Figuren braucht, um richtig Spass zu haben, dürfte hier auf seine Kosten kommen. Sicherlich hätten die Macher aus ihrer herrlich beknackten Grundidee noch mehr herausholen können. Derbe Scherze und amüsanten Actioneinlagen sorgen jedoch dafür, dass der trashige Nervenkitzler ohne Durchhänger auskommt.

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6. «Sully» (2016)

Tom Hanks als Held wider Willen

Darum geht's: Im Januar 2009 gingen die Bilder eines im Hudson River bei New York notgewasserten Passagierflugzeugs um die Welt. Pilot Chesley Sullenberger hatte nach einem Vogelschlag, der beide Triebwerke in Mitleidenschaft zog, zu dieser riskanten Massnahme gegriffen, weil er keine andere Möglichkeit sah, die Maschine sicher auf den Boden zurückzubringen. Clint Eastwoods Aufarbeitung der Ereignisse, bei denen alle Menschen an Bord überlebten, konzentriert sich zunächst auf die angeschlagene psychische Verfassung Sullenbergers im Anschluss an seine Rettungstat und die Vorbereitungen auf den Untersuchungsausschuss, der sein Handeln kritisch hinterfragt.

Grosses Kino bietet das Tatsachendrama vor allem dank Hauptdarsteller Tom Hanks. Einmal mehr gelingt es dem zweifachen Oscar-Preisträger, ganz in seiner Rolle zu verschwinden und dem sich gegen Heldenzuschreibungen wehrenden Piloten eine Jedermann-Ausstrahlung zu verleihen. Vor unseren Augen entfaltet sich ein präzises Charakterporträt, dem auch kleinere Drehbuchschwächen nur wenig anhaben können. Eastwoods Fähigkeiten als Regisseur zeigen sich besonders in den Momenten der Beinahe-Katastrophe. Obwohl der Ausgang den meisten Zuschauern bekannt sein dürfte, erzeugt der Film eine enorme Spannung. Was dagegen ein bisschen sauer aufstösst: Das auf der Zielgeraden bemühte Pathos, das «Sully» bis dahin gekonnt umschifft hat.

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7. «Emergency Declaration» (2021)

Virus an Bord

Darum geht's: Corona lässt grüssen! In Han Jae-rims Thriller setzt ein junger Wissenschaftler (Yim Si-wan) an Bord eines Flugzeugs ein tödliches Virus frei und löst damit eine gewaltige Panik aus. Während ein Polizist (Song Kang-ho) den Ursprung des Erregers ausfindig zu machen versucht, arbeitet ein Krisenstab fieberhaft daran, die Maschine sicher auf den Boden zu bringen. Viele Filme spielen mit der Enge eines Flugzeugs und der fehlenden Möglichkeit des Ausstiegs. «Emergency Declaration» gibt dem Ganzen allerdings noch einmal eine neue Qualität. Immerhin ist der Gedanke, nicht flüchten zu können, wenn sich ein Virus rasend schnell ausbreitet, Horror pur.

Han inszeniert die Tumulte an Bord packend und setzt seine Perspektivwechsel klug ein, um einen Sog zu entfachen. Zweifellos orientiert sich der südkoreanische Beitrag zum Katastrophengenre sehr deutlich an den Mustern des Hollywood-Kinos und gerät ein gutes Stück zu lang. Unter dem Strich überwiegen jedoch die positiven Eindrücke.

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