Artikel6. Januar 2022

Filmtagebuch: Gemeinsam schauen – Filme für Klein und Gross

Filmtagebuch: Gemeinsam schauen – Filme für Klein und Gross
© Disney Schweiz

Heute, da in vielen Haushalten mehrere elektronische Geräte vorhanden sind, kommt es wahrscheinlich seltener vor als früher, dass die ganze Familie zusammensitzt, um einen Film zu schauen. Warum es sich – natürlich – noch immer lohnt, wenn Klein und Gross gemeinsam in die facettenreiche Welt der Fiktion abzutauchen, will unsere Liste mit fünf beispielhaften Werken zeigen. Für Jung und Alt ist in jedem vorgestellten Film etwas Spannendes dabei!

Christopher Diekhaus

1. «E.T. - Der Ausserirdische» (1982)

Darum geht‘s: Eine in der Nähe von Los Angeles gelandete Gruppe Ausserirdischer wird von Regierungsbeamten aufgescheucht und verlässt den Planeten Erde fluchtartig mit ihrem Raumschiff. Versehentlich bleibt allerdings ein kleiner Besucher zurück und versteckt sich daraufhin im Schuppen eines Vororthauses. Nur wenig später wird der zehnjährige Elliott (Henry Thomas) auf das unbekannte Wesen aufmerksam. Schnell entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen dem Jungen und dem knuffigen Gast, den er zunächst vor den Erwachsenen abschirmen möchte. Ihre Beziehung, die sogar telepathische Formen annimmt, ist jedoch in Gefahr, da die Behörden in Person von Agent Keys (Peter Coyote) E.T., so tauft Elliott seinen neuen Begleiter, zu Forschungszwecken einfangen wollen.

Ein Klassiker des Familienfilms: Werden Aliens, die auf die Erde kommen, im Film meistens als Bedrohung dargestellt, geht «E. T. – Der Ausserirdische» einen betont anderen Weg. Destruktiv verhalten sich hier einzig einige erwachsene Menschen, die den putzigen, von Carlo Rambaldi entworfenen und gebauten Besucher aus dem All nicht als Geschöpf mit Gefühlen und Sehnsüchten betrachten. Ausgerechnet E. T. sorgt mit seiner herzlichen Art für neuen Mut und neue Zuversicht. Besonders bei seinem Kumpel Elliott, der seinen von Zuhause ausgezogenen Vater vermisst. Sehr schön vermittelt das tricktechnisch überzeugende Fantasy-Märchen die kindliche Perspektive, in die Regisseur Steven Spielberg eigene Erfahrungen einbrachte. Als Teenager musste nämlich auch er die Trennung seiner Eltern verarbeiten. Leuchtende Augen angesichts der rührenden, dramatischen und immer wieder lustigen Geschichte rund um Elliott und E. T. sind auch heute, 40 Jahre nach Erscheinen dieses Hollywood-Klassikers garantiert!

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2. «Little Miss Sunshine» (2006)

Darum geht’s: Die kleine, etwas pummelige Olive (Abigail Breslin) wächst in einer chaotischen, an vielen Fronten mit Problemen kämpfenden Familie auf. Da ihr nachträglich der Sieg bei einem lokalen Schönheitswettbewerb zugesprochen wird, erhält sie unverhofft die Chance, an einem landesweiten Contest in Kalifornien teilzunehmen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Sheryl (Toni Collette), ihrem Vater Richard (Greg Kinnear), ihrem Bruder Dwayne (Paul Dano), ihrem Grossvater Edwin (Alan Arkin) und ihrem Onkel Frank (Steve Carell) bricht Olive in einem gelben VW-Bus zu einer turbulenten Reise gen Westen auf. Unterwegs warten nicht nur glückliche Momente, sondern auch diverse schmerzhafte Erlebnisse.

Bewegender Überraschungshit: Den Wahnsinn namens Familie beschreibt «Little Miss Sunshine» auf amüsante, facettenreiche Weise am Beispiel eines Roadtrips, der alle nur erdenklichen Hindernisse und Rückschläge bereithält. Zu einem grossen Vergnügen wird die von Valerie Faris und Jonathan Dayton inszenierte Tragikomödie nicht zuletzt dank ihrer tollen Darsteller, die aus ihren Figuren Menschen aus Fleisch und Blut machen, denen man gerne die Daumen drückt. Zur Höchstform läuft sicherlich Alan Arkin in der Rolle des um keinen Spruch verlegenen Opas auf, für die der Altstar einen Nebendarsteller-Oscar erhielt. Inhaltliche Substanz gewinnt der Film dadurch, dass Drehbuchautor Michael Arndt einen kritisch-sartirischen Blick auf den vielbeschworenen Amerikanischen Traum wirft. Nicht immer muss man als Sieger den Platz verlassen, ist die Erkenntnis, die uns die familiäre Achterbahnfahrt mit auf den Weg gibt.

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3. «Oben» (2009)

Darum geht’s: Nach dem Tod seiner Ehefrau Ellie, mit der er sich eigentlich den Traum von einem Haus neben den Paradise Falls in Südamerika erfüllen wollte, versinkt der Rentner Carl Fredrickson in Verbitterung. Als er dann auch noch von seinem Grund und Boden vertrieben und in ein Altersheim abgeschoben werden soll, wird es ihm zu bunt. Kurzerhand befestigt er Tausende von Luftballons an seinem Haus und schwebt mit diesem durch die Lüfte davon. Irgendwann bemerkt er jedoch, dass er nicht allein ist: Versehentlich hat er den achtjährigen Pfadfinder Russell mitgenommen, der ein letztes wichtiges Abzeichen für seinen sozialen Dienste erlangen möchte.

Klarer Fall: Pixar-Meisterwerk – Jung und Alt, Freude und Trauer, Spass und Gefahr – in «Oben» bringt Animationsexperte Pete Docter alle möglichen Facetten und Stimmungen zusammen und schafft es tatsächlich, einen Film vorzulegen, der nicht nur bestens unterhält, sondern auch ernste Themen anschneidet. Klug denkt das anrührende, bestechend schön animierte Roadmovie, das der Fantasie keine Grenzen setzt, über Tod, Vergänglichkeit, verpasste Wünsche und die Kraft von Neuaufbrüchen nach. Kinder und Erwachsene dürften gleichermassen gebannt verfolgen, wie sich die beiden grundverschiedenen Protagonisten im Zuge ihres unglaublichen Abenteuers langsam annähern. Das erzählerische Grundprinzip ist sicherlich nicht neu. Wird etwas Bekanntes aber mit derart viel Charme präsentiert, lässt man sich gerne entführen und mitreissen.

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4. «Hugo» (2011)

Darum geht’s: Nachdem Tod seines Vaters (Jude Law) kommt Hugo Cabret (Asa Butterfield) im Jahr 1931 in die Obhut seines Onkels Claude (Ray Winstone), der im Pariser Bahnhof Montparnasse wohnt und dort die grossen Uhren wartet. Als auch Claude ums Leben kommt, führt der nun auf sich allein gestellte Junge, unbemerkt von seiner Umwelt, die Arbeit des Verstorbenen fort. Sein Interesse gilt aber vor allem einer rätselhaften Automatenfigur, die ihm sein Vater hinterlassen hat und die er unbedingt reparieren will. Beim Versuch, Ersatzteile vom übellaunigen Spielzeugmacher Georges (Ben Kingsley) zu klauen, wird Hugo erwischt. Da ihm der alte Mann das Notizbuch abnimmt, tut sich der Waise mit Isabelle (Chloë Grace Moretz), dem Patenkind des Ladenbesitzers, zusammen, um seine Mission doch noch erfolgreich zu beenden. Gemeinsam stossen die beiden schliesslich auf Georges‘ Geheimnis.

Zauberhafte Romanverfilmung: Dass Martin Scorsese an Brian Selznicks jeweils zur Hälfte aus Text und Zeichnungen bestehendem Roman «Die Entdeckung des Hugo Cabret» Gefallen fand, muss nicht verwundern. Ist das Buch doch eine Verneigung vor den Anfängen des Kinos und dem Schaffen des französischen Illusionskünstlers und Filmpioniers Georges Méliès. Scorsese, der sich schon immer für die Geschichte seines Mediums interessierte, nimmt uns in seiner Adaption mit auf eine ebenso abenteuerliche wie magische Reise. «Hugo» ist eindrucksvoll ausgestattet, schwelgt in seinen prächtigen Bildern und schafft es, den Zauber des Kinos auf die Zuschauer zu übertragen. In fast jeder Szene warten auf Klein und Gross aufregende, staunenswerte Details. Neben all den optischen Reizen kommt Hugos ergreifende Coming-of-Age-Story allerdings nicht zu kurz.

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5. «Lego» (2014)

Darum geht’s: Jeder Tag im Leben des LEGO-Bauarbeiters Emmet verläuft nach demselben Muster. Und niemals würde es der kleine Mann wagen, aus der Reihe zu tanzen. Immerhin ist alles in Steinstadt bestens durchgeplant. Als er eines Abends auf der Baustelle der mysteriösen Wyldstyle begegnet, ist es mit der entspannten Monotonie jedoch schlagartig vorbei. Im Handumdrehen findet sich Emmet in einem Abenteuer wieder, das die Zukunft der Lego-Welt entscheiden wird. Ausgerechnet er, der durchschnittlichste Kerl überhaupt, soll plötzlich der Auserwählte im Kampf gegen den mächtigen Lord Business sein.

Gigantischer Werbespot mit Pfiff: Keine Frage, «The LEGO Movie» ist ein Werbefilm im Kinoformat für den titelgebenden Spielzeughersteller aus Dänemark. Glücklicherweise erschöpft sich das Ganze allerdings nicht im blossen Anpreisen der kleinen bunten Steine. Vielmehr legen die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller, die auch das Drehbuch schrieben, eine mit abgedrehten und witzigen Ideen gespickte Heldengeschichte vor, die manchmal in Hektik verfällt, dafür aber ein Loblied auf Kreativität und freie Entfaltung singt. Kleine Zuschauer davon zu überzeugen, den Computer oder die Konsole links liegen zu lassen und selbst etwas zu bauen, ist wohl nicht die schlechteste Botschaft! Erwachsene holt der in einem fotorealistischen Stil entwickelte Animationsstreifen sicherlich auch deshalb ab, weil er ihre eigenen Kindheitserfahrungen mit den bekannten Klötzen geschickt anspricht und mit vielen launigen Popkulturanspielungen aufwartet. Eine Herausforderung könnte für Eltern auf Dauer jedoch der Titelsong «Hier ist alles super!» sein, den man auch nach dem Film nicht so schnell aus dem Ohr bekommt.

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