News8. August 2019 Noëlle Tschudi
Eröffnung des 72. Locarno Film Festival: Tarantino, Maradona und eine neue künstlerische Leiterin
Das 72. Locarno Film Festival ist eröffnet! Für elf Tage verwandelt sich die Stadt am Lago Maggiore in eine Pilgerstätte für Kino-Enthusiasten. Alain Berset gab am 7. August den Auftakt für die beliebte Veranstaltung in der Sonnenstube der Schweiz.
Bericht von Walter Rohrbach
Die gelben und schwarzen Stühle reihen sich säuberlich ausgerichtet auf der Piazza Grande, während Bundesrat Alain Berset in einer Rede anlässlich des Eröffnungsempfanges die Wichtigkeit von Filmen ausführt – dies die unfehlbaren Indizien, dass das Filmfestival in Locarno eröffnet wurde. Für die Tage zwischen dem 7. und 17. August dürfen sich Besuchende nicht nur auf eine köstliche Polenta Ticinese freuen, sondern auch auf ein sicherlich vielfältiges und hoffentlich würziges Filmprogramm.
Eröffnet wurde das Festival mit dem berührenden Film «Magari». Die Familiensaga ist das Kino-Debüt der Italienerin Ginevra Elkann, ihres Zeichens Enkelin des Fiat- Chefs Gianni Agnelli. Weitere 250 Filme werden in den nächsten Tagen über die verschiedenen Leinwände projiziert, darunter viele Autorenfilme. Das Programm ist aufgeteilt in elf verschiedene Sparten, die auch in diesem Jahr eine grosse Vielfalt garantieren.
Angeführt von dem internationalen Wettbewerb (Concorso internazionale) mit Filmbeiträgen aus verschiedenen Ländern, bietet die diesjährige Retrospektive (Retrospettiva) mit dem Titel «Black Light» einmalige Einblicke in das «Black Cinema». Beehren werden das diesjährige Festival wiederum einige Stars. Beispielsweise die zweifach-oscargekrönte Schauspielerin Hilary Swank («Boys Don’t Cry», «Million Dollar Baby») oder der Schauspieler Joseph Gordon-Levitt («Inception», «Snowden»).
Lili Hinstin zum Ersten: Jüngeres Publikum und Vielfalt
Für das Programm verantwortlich zeigt sich dieses Jahr die neue künstlerische Leiterin Lili Hinstin. Nachdem Carlo Chatrian Locarno in Richtung Berlin (Berlinale) verlassen hat, bestimmt nun die 42-jährige Französin die Ausrichtung des Festivals. In Paris geboren und aufgewachsen, produzierte sie Dokumentarfilme und leitete in den letzten fünf Jahren das internationale Filmfestival Entrevues Belfort (Frankreich). Hinstins Handschrift ist tatsächlich bereits erkennbar.
Offenheit und Vielfalt ist ihr Credo: Das Festival soll allen Genres, Kontinenten und Ausdrucksformen offenstehen. Offen zeigt sich das Festival auch für Junge: Beispielsweise gibt es dieses Jahr für junge Kreative das erste Mal die Möglichkeit, im Rahmen des «Base Camp» das Festival zu besuchen und an Workshops teilzunehmen.
Von Maradona bis Tarantino
Am nächsten Samstag wird ein erster filmischer Höhepunkt gezündet. Mit Quentin Tarantinos «Once Upon a Time in Hollywood» flimmert ein ganz Grosser über die Leinwand der Piazza Grande, garniert mit den klingenden Hauptrollennamen Brad Pitt, Leonardo DiCaprio und Margot Robbie. Sehr interessant dürfte auch die neue Kino-Dokumentation von Asif Kapadia sein.
Kapadia ist bekannt für Biopics – beispielsweise «Amy» über Amy Winehouse oder «Senna» über die Kariere des Formel-1-Fahrers Ayrton Senna. Im neuen Film steht nun der Fussballgott der 80er und 90er Diego Armando Maradona im Zentrum. Gespannt kann man auch auf den ersten Langfilm der Schweizer Regisseurin Natascha Beller sein. Ihre Komödie «die fruchtbaren Jahre sind vorbei» thematisiert die Torschlusspanik von Frauen über 30.
Nicht verpassen sollte man die alljährlich stattfindende Filmreihe «Semaine de la Critique», die vom Filmjournalisten-Verband ausgewählte sieben Dokumentationen zeigt. In dieser Selektion werden zwei Schweizer Beiträge gezeigt («Another Reality» und «Shalom Allah»).
Weitere Informationen zum Locarno Film Festival gibt es hier.
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