Artikel10. Februar 2023

Die besten Filme der letzten zehn Jahre

Die besten Filme der letzten zehn Jahre
© Warner Brothers Switzerland

Jede Bestenliste ist subjektiv geprägt und eignet sich hervorragend für hitzige Diskussionen. Das war jüngst auch bei der Nennung der Nominierten für die Oscar-Verleihung 2023 zu sehen. Es gab diejenigen Filme und Personen, die erwartet wurden, die eine oder andere Überraschung, und natürlich auch viele Kandidaten, die übersehen wurden – weil die Liste der Nominierten natürlich nicht endlos erweiterbar ist. Man kann darüber streiten, so auch bei unserer kleinen Bestenliste. Darum laden wir dich gerne ein, dich in den Kommentaren auszutauschen – immer auf der Suche nach den besten Filmen und der Chance, ein brillantes Werk zu entdecken, das zuvor übersehen wurde.

Ein Artikel von Peter Osteried

1. Manchester by the Sea (2016)

Darum geht’s: Lee Chandler (Casey Affleck) besucht seine alte Heimat Manchester by the Sea nur, wenn es seinem an einer Herzkrankheit leidendem Bruder Joe (Kyle Chandler) schlecht geht. Ansonsten ist er lieber in Boston und hält sich von allem fern. Aber als Joe stirbt, liegt es an Lee, sich um alles zu kümmern – und das beinhaltet auch seinen Neffen Patrick. Doch wie soll er als Vaterersatz dienen, wo er doch selbst noch unter den Wunden der Vergangenheit zu leiden hat?

Sehenswert, weil Autor und Regisseur Kenneth Lonergan eine sehr menschliche Geschichte erzählt und dabei auf grösstmögliche Authentizität setzt. Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, den trifft dieser Film ganz besonders. Aber Lonergan versteht es auch, mit trockenem Humor zu erzählen, weil es selbst in den grössten Momenten der Traurigkeit auch immer ein klein wenig zu lachen gibt. Es ist erstaunlich, wie witzig und amüsant ein Film sein kann, der sich eines derart ernsten Themas annimmt. Ein warmherziger und gutmütiger Film.

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Verfügbar auf AmazonPrime

2. Dolemite is my Name (2019)

Darum geht’s: Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) hat als Komiker nur bedingt Erfolg - bis er die Kunstfigur Dolemite kreiert, einen Zuhälter, der sich von nichts und niemandem etwas sagen lässt. Er hat fortan mit Auftritten Erfolg, bringt erfolgreiche Platten raus und will dann einen Film drehen. Als kein Produzent das Werk finanzieren will, steckt er eigenes Geld hinein ...

Sehenswert, weil dies ein Biopic über einen der grossen Stars der Blaxploitation-Welle der 1970er-Jahre ist, aber auch ein Werk, das auf amüsante Art und Weise Filmgeschichte aufarbeitet. Denn es wird gezeigt, wie ein Haufen Enthusiasten, die keine Ahnung vom Filmemachen haben, einen Film gedreht haben, der mit einem Einspielergebnis von zehn Millionen Dollar einer der grossen Hits seiner Zeit war: «Dolemite». Man muss kein Kenner der Dolemite-Filme sein. Im Grunde wird gar kein Vorwissen gebraucht. Der Film erzählt alles, was nötig ist, um in die Geschichte eines Mannes einzutauchen, dem jeder immer gesagt hat, er könnte etwas nicht. Er würde dabei versagen. Aber der es dann doch tat - und Erfolg hatte.

Es ist dabei sehr amüsant zu sehen, wie die Szenen aus «Dolemite» und dem Sequel «Der Bastard» nachgestellt werden. Hier sieht man nun, wie der Wahnsinn dieser Filme Gestalt annahm, mit einem Star, der Kung-Fu-Action wollte, aber kein Kung Fu konnte, der eine Sexszene lustig gestaltete und der mit unglaublichem Esprit an die Sache heranging.

Murphy ist der unumwundene Star des Films. Er liefert seine beste Leistung seit vielen Jahren ab - dies ist ein perfektes Comeback. Das übrige Ensemble ist auch gut, besonders ist aber Wesley Snipes als Regisseur von «Dolemite» zu erwähnen, der mit seiner übertriebenen Art sogar manchmal Murphy die Schau stiehlt.

Verfügbar auf Netflix

3. Her (2013)

Darum geht’s: Die nahe Zukunft: Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) hat einen ungewöhnlichen Beruf. Er schreibt Briefe für Leute, die nicht die Zeit haben, ihren Liebsten Briefe zu schreiben. Darin ist er gut, er legt Seele und Herz in das, was er schreibt. Selbst leidet Theodore jedoch an der Trennung von seiner Frau Catherine (Rooney Mara), die die Scheidung eingereicht hat. Doch dann verändert sich Theodores Leben schlagartig. Er installiert ein neues Operating System auf seinem Computer, eine künstliche Intelligenz, die sich den Namen Samantha gibt und eine Konversation mit ihm beginnt. Samantha wächst und reift, sie wird mehr als „nur“ eine Stimme im Computer. Theodore verliebt sich in sie, und Samantha verliebt sich in ihn.

Sehenswert, weil Spike Jonze als Autor und Regisseur eine der wundervollsten und tiefsinnigsten Romanzen der Kinogeschichte erschaffen hat. Er erzählt von einer Liebe, die frei von jeder Körperlichkeit ist, die im Grunde abstrus erscheinen muss, die aber wahrhaftiger nicht sein könnte. Jonze entwickelt eine clevere Zukunft, nicht unähnlich unserer Welt. Was er entwirft, ist der ultimative Albtraum all derer, die schon jetzt unken, dass der Mensch in der digitalen Welt vereinsamt und anstatt echter sozialer Kontakte über soziale Medien kommuniziert wird. «Her» ist die logische Weiterentwicklung dessen, ist aber kein Warnruf eines Ewiggestrigen, sondern die Vision eines Mannes, der in dieser Entwicklung auch etwas Schönes und Tröstliches erkennen kann. Zugleich ist Jonze – erstaunlich genug – ein Traditionalist, der seinen Film mit einer Botschaft beendet, die bodenständiger nicht sein könnte.

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4. Mad Max: Fury Road (2015)

Darum geht’s: Max Rockatansky (Tom Hardy) wird gejagt und gefangen genommen. In der Zitadelle, in der Immortan Joe herrscht, fristet er sein Dasein. Bis Furiosa (Charlize Theron) mit einem Lastwagen samt besonderer Fracht - einigen schwangeren Frauen - flieht. Immortan Joe hetzt ihr mit seinen Leuten hinterher – und auf einen der Wagen ist auch Max gespannt. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt, bei der Max und Furiosa schon bald zusammenarbeiten müssen.

Sehenswert, weil der Film pure Kinetik ist! Er bietet Action am laufenden Band, nur unterbrochen von kurzen Momenten der Ruhe, die auch dazu da sind, dass das Publikum Luft holen kann. Der Film ist mitreißend, er beschleunigt den Puls und lässt das Adrenalin pumpen, weil Bild und Ton eine schwindelerregende Einheit ergeben, deren Bann sich niemand entziehen kann.

George Miller inszeniert brillante Action-Sequenzen, die extrem aufwendig sind, aber auf Computereinsatz verzichten. Untermalt wird das von dem dröhnenden, hämmernden Sound von Junkie XL, der einen dem Werk angemessenen Score entwickelt hat. Mal treibend, schrill und laut, dann wieder orchestral, einschmeichelnd, leise und dramatisch – er bedient die komplette Klaviatur der Gefühle und präsentiert damit ein Klangerlebnis, das zusammen mit der Bildgewalt im besten Sinne brachial ist!

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5. Birdman (2014)

Darum geht’s: Riggan (Michael Keaton) ist ein abgehalfterter Filmstar, der heute nur noch für seine Rolle in dem Superhelden-Franchise „Birdman“ bekannt ist. Diesem Image konnte er nie entkommen, auch nach mehr als 20 Jahren nicht. Seine letzte Chance sieht er darin, am Broadway ein Stück zu inszenieren und darin die Hauptrolle zu spielen. Er möchte etwas erschaffen, das relevant ist. Aber er hat Probleme mit den Stars, seiner Freundin und seiner Tochter. Noch dazu verlaufen die Proben grauenhaft. Immer geht etwas schief, die Premiere steht vor der Tür, eine einflussreiche Kritikerin hat vor, Riggans Stück zu verreissen und dann hört er auch noch die Stimme von Birdman, die ihn einfach nicht in Ruhe lassen will …

Sehenswert, weil er originell, aber auch technisch brillant ist, und das auf eine unaufdringliche, aber umso beeindruckendere Art und Weise. Der Film spielt mit den Erwartungen des Publikums, die er überhaupt erst weckt. In den ersten Minuten glaubt man noch, einen Film vor sich zu haben, der zeigt, wie ein Mensch mit realen Superkräften diese verbirgt und stattdessen bekannt wurde, indem er einen erfundenen Superhelden spielte. Aber alle Momente, in denen Riggan Kräfte offenbart, sind metaphorisch zu betrachten. Sie sind nicht real, sondern geschehen nur vor seinem geistigen Auge. Und durch ihn sehen das auch die Zuschauenden, selbst wenn sie eine andere Position einnehmen.

Grandios musikalisch unterlegt und unglaublich schön geschnitten, präsentiert sich «Birdman» als ein lustiger, aber auch trauriger Film, der fast schon Shakespearesche Ausmasse annimmt. Der Humor ist eher schwarzer Natur, die Tragik authentisch und das Ergebnis ein Film, der emotional vollumfänglich anspricht.

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Welche 5 weiteren Filme zu den besten der letzten zehn Jahre gehören, erfahrt ihr auf Teleboy.

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