Kritik25. Januar 2019

«Creed II»: Ein letztes Mal Rocky

«Creed II»: Ein letztes Mal Rocky
© Warner Brothers Switzerland

2015 begeisterte Ryan Coogler Kinopublikum und Kritiker rund um den Globus mit seinem Boxerfilm «Creed». Nun geht der Ableger der «Rocky»-Filmreihe in die nächste Runde, in der Sylvester Stallone zum letzten Mal als legendärer Boxer Rocky Balboa auftritt und dabei für so einige Überraschungen sorgt.

Filmkritik von Gaby Tscharner

Adonis Johnson (Michael B. Jordan) ist Schwergewichtsweltmeister im Boxen, seine Freundin Bianca (Tessa Thompson) erwartet ein Baby, das Leben ist gut. Wäre da nicht Ivan Drago (Dolph Lundgren), der russische Boxer, dessen rechter Haken vor 30 Jahren seinen Vater Apollo im Ring getötet hat. Eine Tat, die Rocky Balboa (Sylvester Stallone) damals rächte, indem er Drago im Ring schlug und ihm den Titel wegnahm, was den Russen in der damaligen Sowjetunion in Ungnade fallen liess. Ivan hatte 30 Jahre Zeit, seinen Gegenzug zu planen, und jetzt ist der Moment gekommen: Er fordert Adonis auf, den Schwergewichtstitel gegen Viktor Drago (Florian "Big Nasty" Munteanu), seinen Schrank von einem Sohn, zu verteidigen.

Rocky steht Adonis mit Lebenserfahrung und dem Know-How einer Sportlerlegende bei.© Warner Brothers Switzerland

«Creed II» ist eine Fortsetzung, die gemacht werden musste. Im Leben von Adonis Johnson gibt es eine klaffende Wunde: der Tod seines Vaters. Rocky nahm Drago zwar den Schwergewichtstitel weg, aber für Adonis war damit das Kapitel nicht abgeschlossen. Ein Leben ohne Vater und die Frage, was wäre, wenn Rocky rechtzeitig das Handtuch in den Ring geworfen hätte, beschäftigen ihn bis heute. Ivans Sohn Viktor Drago hingegen kriegte ein Leben lang die Verbitterung seines Vaters zu spüren.

Ivan ist ein missbräuchlicher Vater, der seinen Sohn mit einem Faustschlag ins Gesicht aufweckt und ihm die Schuld daran gibt, dass seine Mutter sie beide verlassen hat. Kein Wunder, lüstert Drago Jr. so sehr auf den Titel wie ein streunender Hund auf einen Knochen. Er hat nichts zu verlieren und das macht ihn gefährlich. Adonis hingegen riskiert alles: seinen Stolz, seine Familie, sein Selbstbewusstsein und, wie das Schicksal seines Vaters zeigt, potentiell sogar sein Leben.

Für Adonis steht bei seinem nächsten Kampf alles auf dem Spiel. © Warner Brothers Switzerland

Eine würdige Fortsetzung von Ryan Cooglers grossartigem Film «Creed», die alle wichtigen Punkte eines «Rocky»-Films liefert und trotzdem gelegentlich überrascht.– Cineman-Filmkritikerin Gaby Tscharner

«Creed II» ist zwar nicht ganz so gut wie sein Vorgänger, aber eine Fortsetzung der «Rocky»-Filme kann kaum besser sein. Michael B. Jordans Talent, das er auch in «Fruitvale Station» und «Black Panther» unter Beweis stellte, verleiht dem Film die nötige Tiefe und Sylvester Stallone ist nie besser, als wenn er den alternden italienischen Hengst spielt.

Ein gefährlicher Gegner: Viktor Drago hat nichts zu verlieren. © Warner Brothers Switzerland

Natürlich ist die Story von «Creed II» absehbar, aber in diesem Fall heisst das, dass Regisseur Steven Caple Jr., der die Serie vom Meister Ryan Coogler («Black Panther») übernommen hat, seinen Job macht und alle Elemente, die ein «Creed/Rocky»-Film sehenswert machen, auch liefert. «Creed II» überrascht durch einige gelungene Cameos, hat eine killer Montagesequenz, in der sich Adonis in einem Trainingscamp – so brutal wie ein Gefangenenlager – in der kalifornischen Wüste für den bevorstehenden Kampf abrackert und einen super Soundtrack, zu dem die Stimme der vielseitig talentierten Tessa Thompson beiträgt.

4 von 5 ★

«Creed II» läuft seit dem 24. Januar in den Deutschschweizer Kinos.

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