Kritik30. Mai 2023

Cannes 2023: «Firebrand»: Geliebter König

Cannes 2023: «Firebrand»: Geliebter König
© Courtesy of Brouhaha Pictures

Jude Law und Alicia Vikander tauchen in die Rollen von König und Königin und leben den Prototyp einer toxischen Ehe. Der Film ist während der kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa angesiedelt, die zur Spaltung der christlichen Religion führen sollten.

«Firebrand»: Geliebter König

Karim Aïnouz | 120 min.

Ein Text von Teresa Vena

Catherine Parr (Alicia Vikander) war die sechste und letzte Frau von König Henry VIII. (Jude Law). Jede seiner früheren Frauen hat der König entweder verstossen oder töten lassen. Catherine liebt er offenbar am meisten von ihnen, weswegen er sie in seiner Abwesenheit zur Regentin des Landes macht. Doch das Gleichgewicht ist fragil, denn es reicht ein kleiner Verdacht der Illoyalität, um den König gegen sie aufzubringen. So weit kommt es dann auch, als man Catherine beschuldigt, mit den Anhängern einer Reformierung der Kirche zu sympathisieren.

Dafür dass die Hauptfigur von «Firebrand» Königin Catherine sein soll, nimmt Jude Law als König entschieden zu viel Raum ein. Das hängt schon von der rein stattlichen körperlichen Präsenz seiner Figur ab, dazu kommt die recht ausführliche Inszenierung seiner wenig appetitlichen Beinwunde. Alicia Vikander gibt sich alle Mühe, im opulenten Dekor zu verschwinden. Ihre schauspielerische Leistung ist blass, aus der Figur macht sie leider keine Ikone, wie es wohl die Absicht des Films hätte sein sollen.

Der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz, der französische wie auch algerische Wurzeln hat und in Deutschland lebt, reiht sich mit seinem Kostümfilm in eine ganze Reihe von historischen Epen, die eine neue Sicht auf das Mittelalter, eine Zeit, die als barbarisch, gewalttätig und gnadenlos beschrieben wird, zu werfen versuchen. Den wenigsten Werken gelingt es allerdings, inhaltlich tatsächlich die Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Auch «Firebrand» verliert sich mehr in den Details der Inszenierung, als dass der Film zu aktuellen politischen oder sozialen Diskussionen beitragen würde.

2 von 5 ★

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