Kritik30. Mai 2023

Cannes 2023: «Fallen Leaves»: Verlorene Seelen

Cannes 2023: «Fallen Leaves»: Verlorene Seelen
© Sputnik

Aki Kaurismäki kehrt mit dieser Liebesgeschichte in seine alte Form zurück. Wieder hat er in seiner üblichen Art eine zeitlose Geschichte und Atmosphäre geschaffen, die dennoch auf unsere Gegenwart Bezug nimmt. So sieht Kino aus, das berührt.

«Fallen Leaves»: Verlorene Seelen

Aki Kaurismäki | 82 min.

Ein Text von Teresa Vena

Ansa (Alma Pöysti) wird im Supermarkt entlassen, weil sie ein Fertiggericht eingepackt hat, das sie wegen des überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums den Regeln zufolge hätte entsorgen müssen. Holappa (Jussi Vatanen) wird entlassen, als nach einem Unfall in der Werkstatt auffällt, dass er bei der Arbeit getrunken hat. Die beiden begegnen sich zufällig vor einem von der Polizei geschlossenen Lokal, und treten leise ins Leben des jeweils anderen.

«Fallen Leaves» ist unverkennbar ein Film des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki. Das zeigt sich sowohl in der Bildsprache, die von einer festen Kamera und einer Palette an fahlen Farben geprägt ist, als auch in der Reduziertheit der Geschichte. Das Drehbuch besteht aus nur wenigen geschriebenen Dialogen. Den Film tragen die beiden Darstellenden durch ihre theaterhafte Mimik. Manchmal wirken sie leicht eingefroren in ihren Gesten, sie schauen lange in die Kamera oder zur Seite, bevor sie reagieren – wenn sie überhaupt reagieren.

Wie in seinen anderen Arbeiten wartet Kaurismäki auch hier mit einem bestechend trockenen Humor und einer leicht deprimierten Grundatmosphäre auf, die melancholisch stimmt, aber auch jedem romantischen Geist die Seele streichelt. Dazu passt auch die Referenz, die der Regisseur dem Kino selbst im Film erweist, indem er das Kino zum Sehnsuchtsort macht und auf Meister wie Godard, Bresson und Chaplin verweist.

4.5 von 5 ★

Ist dieser Artikel lesenswert?


Kommentare 0

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung