Kritik5. Oktober 2017

ZFF2017: «Avant la fin de l’été» ist ein poetisches Roadmovie zwischen Lebensfreude und Heimatgefühlen

ZFF2017: «Avant la fin de l’été» ist ein poetisches Roadmovie zwischen Lebensfreude und Heimatgefühlen
© © Sister Distribution

Maryam Goormaghtigh legt am diesjährigen ZFF ein authentisches Roadmovie vor, das direkt ins Herz geht. Die Story dreht sich um den sympathischen und fülligen Schnauzträger Arash, der nach fünf Jahren Frankreich genug hat: Er hat sich noch immer nicht an das Leben in der Fremde gewöhnt und will zurück in seine Heimat, den Iran. Dagegen haben jedoch seine Freunde Hossein und Ashkan etwas einzuwenden. Mit einem Spontan-Trip durch Frankreich wollen sie den sensiblen Arash von seiner Entscheidung abbringen. Der Film besticht dabei durch ausdrucksstarke Bilder, authentische Charaktere und einem gelungenen Mix zwischen klassischen Roadmovie-Elementen und poetischen, eher nachdenklichen Passagen.

Was ich am meisten in Frankreich vermissen werde, sind die Alkoholregale im Supermarkt.– Arash in «Avant la fin de l’été»

Der Film thematisiert vor allem das Aufeinandertreffen zweier Kulturen. Auf langen Autofahrten und in Zeltnächten unter Sternenhimmel diskutieren die jungen Männer über die gespaltene Gesellschaft in ihrer Heimat, Religion und die menschliche Unnahbarkeit in der französischen Kultur, die ihnen zu schaffen macht. Doch wissen sie auch die Freiheiten zu schätzen, die ihnen ihre neue Heimat bietet.

Der Zwiespalt, in dem sie sich befinden, manifestiert sich in folgender Aussage von Hossein: “Ich bin glücklich im Iran, aber ich mag die Person mehr, die ich hier bin.” Auch die Liebe ist ein grosses Thema - so sind sich Hossein und Ashkan einig, dass nur die Beziehung zu einer Frau ihren Weggefährten Arash davon abhalten kann, in den Iran zurückzukehren. Als die Freunde dann auf die zwei jungen Musikerinnen Charlotte und Michelle treffen, scheinen die Voraussetzungen dafür gegeben zu sein.

Regisseurin Maryam Goormaghtigh hat mit Avant la fin de l’été einen warmherzigen Film geschaffen, der auf authentische Art und Weise die Ängste und Sehnsüchte dreier Freunde im französischen Exil thematisiert. Dabei überzeugen vor allem die ausdrucksstarken Bilder, welche die Gefühlslage der Akteure perfekt untermalen. Ansonsten passiert im Film nicht viel - so scheint das Hauptaugenmerk eher auf den feinfühligen Dialogen zu liegen, die eine Stimmung zwischen Melancholie und Lebensfreude erzeugen.

Der Reiz des Films ergibt sich durch die Abwechslung zwischen klassischen Roadmovie-Elementen, wie Biertrinken am Lagerfeuer oder feiern in der Disco, und poetischen, eher nachdenklichen Passagen. Zwar passiert in den 80 Minuten herzlich wenig, trotzdem ist Avant la fin de l’été aber ein sympathischer Streifen mit gutmütigen Charakteren, der einen zum Träumen einlädt.

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