Artikel9. November 2022

5 Gründe, die Netflix Serie «Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer» zu schauen

5 Gründe, die Netflix Serie «Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer» zu schauen
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Ryan Murphys Netflix Serie «Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer» ist eine der erfolgreichsten der Streaming-Plattform, was sich aber auch Vorwürfe der Glorifizierung eines Serienkillers eingehandelt hat.

Artikel von Gabriela Tscharner Patao

Über eine Milliarde Stunden der 10-teiligen Netflix-Serie sollen laut Ryan Murphy seit ihrer Premiere im September gestreamt worden sein. Unsere Faszination mit der Show über einen schwulen Massenmörder, der seine Opfer verspeist, hat ihrem Schöpfer Ryan Murphy aber auch die Kritik eingebracht. Netflix hat die Serie aus ihrer LGBTQ+ Sparte entfernt und die Angehörigen der Opfer werfen Murphy vor, aus ihrem Elend Profit zu schlagen. Für die wenigen, die «Dahmer» noch nicht gesehen haben, liefern wir fünf Gründe, sich die Netflix-Serie trotzdem anzuschauen.

1. Mehr als die Geschichte eines Monsters

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Jeffrey Dahmer war ein homosexueller weisser Mann, der im Laufe von mehr als zehn Jahren 17 junge braune und schwarze Männer brutal getötet und ihre Innereien verspeist hat. Dass seine Serie ein schlechtes Licht auf die Schwulenszene werfe und Homophobie schüre, weist Ryan Murphy jedoch kategorisch zurück. «Ich finde nicht, dass alle schwulen Geschichten glückliche Geschichten sein müssen», erklärt der Autor und Produzent in einem New York Times Interview.

«Welche Regeln gelten denn jetzt? Können wir keine Geschichten über Tyrannen mehr erzählen?» Eine berechtigte Frage, vor allem, weil «Dahmer» versucht, die Geschichte nicht aus Sicht des Killers, sondern seiner Opfer, Familie und Nachbarn zu erzählen. «Uns interessierte, wer an der Entwicklung dieses Monsters mitschuldig war». Den Vorwurf, Dahmer zu glorifizieren, weist Murphy kategorisch von sich. «Ich wollte eine Geschichte über Schwulenhass, polizeiliches Vorgehen und systemischen Rassismus erzählen.»

2. Weisses Privileg, Rassismus und Homophobie

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Jeffrey Dahmer beging viele seiner Morde in einer schäbigen Wohnung im Oxford Gebäude, einem Wohnhaus in einem vorwiegend von Schwarzen bewohnten Viertel von Milwaukee, Wisconsin. Die Serie zeigt, wie der Massenmörder sein Privileg als weisser Mann nutzte. Seine schwarzen Nachbarn riefen mehrfach die Polizei, weil sie den Gestank von faulendem Menschenfleisch wahrnahmen oder die Schreie seiner Opfer hörten.

Die Polizei glaubte Dahmers faulen Ausreden aber jedes Mal und hinterfragten ihn nicht, als er einen 14-jährigen Jungen, der nackt und mit einer Wunde am Kopf von den Nachbarn gerettet wurde, als seinen Boyfriend bezeichnete und entlassen das Kind in die Obhut seines Mörders. «Dahmer wurde zehnmal verhaftet und wieder frei gelassen», erklärt Murphy und schreibt dies der Homophobie und dem Rassismus der Polizei zu.

3. Die Perspektive der Opfer

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Die Angehörigen diverser Opfer von Jeffrey Dahmer beklagen sich, dass Ryan Murphy von ihrem Leid finanziell profitiere und behaupten, nie von der Produktion kontaktiert worden zu sein. Murphy seinerseits beteuert, rund 20 Freunde und Familienmitglieder der Opfer angefragt zu haben. «Wir hörten von keinem von ihnen zurück, was unsere Recherche enorm erschwerte.» Murphy und sein Team haben sich auf Presseartikel, Bücher und biografisches Material gestützt, um den Opfern eine Stimme zu geben. Am besten gelingt ihnen das in der 6. Folge «Silenced», in der wir einiges über das Leben des tauben Anthony Hughes erfahren, bevor er seinen Mörder kennenlernt.

«Welche Regeln gelten denn jetzt? Können wir keine Geschichten über Tyrannen mehr erzählen?»– Ryan Murphy

Auch eines von Dahmers Opfer war Glenda Cleveland, obwohl sie die Begegnung mit dem Killer überlebte. Dahmers Nachbarin im Oxford Wohnhaus war eine mittelalterliche schwarze Frau, die die Schreie von nebenan hörte, deren Hilferufe von der Polizei aber nie ernst genommen wurden. Schliesslich wurde Cleveland aufgefordert, den Notruf nicht mehr zu missbrauchen.

«Für mich ist Glenda jede Frau, jede Person, die sich je ungehört gefühlt hat», erklärt Niecy Nash, die Glenda Cleveland spielt, im Interview im Netflix Hauptsitz in Los Angeles. «Ich kenne viele Glenda Clevelands, ich war auch schon Glenda Cleveland in meinem Leben»

4. Evan Peters als Dahmer

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Peters gehört zu Ryan Murphys Stamm-Ensemble. Seit er 2011 dank seiner Ähnlichkeit mit Jessica Lang in der ersten Folge von «American Horror Story» besetzt wurde, bewies er in über 100 Episoden dieser Serie, dass ihm nicht Äusserlichkeiten sondern sein Talent einen Platz in Murphys Cast einbrachte. Für seine Rolle als Kate Winslets Partner in «Mare of Easttown», keine Ryan Murphy Show, gewann Peters 2021 einen Emmy.

Zunächst scheute er vor der Schwere zurück, die die Rolle als Massenmörder Jeffrey Dahmer mit sich bringen würde. Auf Murphys Rat hin schaute er sich ein Interview an, in dem Dahmer über seine Taten sprach und das faszinierte ihn. «Ich wollte in die Psychologie dieses Menschen eintauchen, der solche Gräueltaten begeht», erinnert sich Peters. Die Rolle war physisch und psychisch enorm anstrengend, aber Peters hatte immer das Endziel im Auge. «Als die Dreharbeiten vorbei waren, zog ich mir unzählige Filmkomödien rein.»

5. Wie ein Autounfall - man kann nicht wegsehen

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Auch wenn Ryan Murphy beteuert, die Serie mit äusserster Sorgfalt und Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer gemacht zu haben, liegt klar ein Schwerpunkt der Serie auf Jeffrey Dahmers Schreckenstaten. Viel Zeit wird zwar dem Versuch gewidmet, Sinn aus dem Wahnsinn zu machen. Die Scheidung der Eltern, der Vater, der Jeffreys Liebe für das Sezieren von Tieren fördert, die psychischen Probleme seiner Mutter, die ihn zurückweist und wahrscheinlich schon in der Schwangerschaft Medikamente genommen hat.

Aber, Dahmers Jagd auf seine Opfer und der Ausführung der Morde wird ausführlich Zeit eingeräumt, um den Voyeurismus des Publikums zu befriedigen und das hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack.

Die Serie «Dahmer» ist seit dem 21. September auf Netflix verfügbar.

«Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders»

Joe Berlinger nahm sich ebenfalls den Taten und der Lebensgeschichte von Jeffrey Dahmer an und verfilmte «Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders», eine dreiteilige Doku True-Crime Serie auf Netflix.

Als die Polizei in Milwaukee im Juli 1991 die Wohnung des 31-jährigen Jeffrey Dahmer betrat, fand sie dort die verstörende Privatsammlung eines Serienkillers vor: eine Kühltruhe voller menschlicher Köpfe, Schädel, Knochen und andere Leichenteile in den unterschiedlichsten Stadien der Verwesung. Dahmer gestand schon bald sechzehn Morde in Wisconsin innerhalb der vergangenen vier Jahre, einen weiteren in Ohio im Jahr 1978 und unvorstellbare Akte der Leichenschändung und des Kannibalismus. Die Entdeckung versetzte das ganze Land in Schrecken und schockierte die lokale Gemeinde, die es nicht fassen konnte, dass ein solch verkommener Mörder in ihrer Stadt so lange sein Unwesen treiben konnte.

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Wie ist es möglich, dass Dahmer, der 1988 als Minderjähriger wegen eines sexuellen Übergriffs verurteilt wurde, nie ins Visier der Polizei geriet, als er in der schwulen Gemeinde Milwaukees – zu der auch viele People of Color gehörten – auf Opfersuche ging? Diese dreiteilige Dokumentation, die dritte in einer Reihe des Regisseurs Joe Berlinger („Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders“, „John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders“), taucht anhand bislang unbekannter Interviewaufnahmen von Dahmer und seinen Verteidigern in die verquere Psyche des Serienmörders ein und widmet sich zugleich der offenen Frage nach der Verantwortlichkeit der Polizei aus dem Blickwinkel der heutigen Zeit.

Quelle: Netflix

Die Dokuminiserie «Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders» ist seit dem 7. Oktober auf Netflix verfügbar.

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