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CH-Filmpreis: Wo geht's zur besten Nebenfrau?

Stefan Gubser
News: Stefan Gubser

Kein Quark! Dem Schweizer Filmpreis fehlt der Quarz für die «beste weibliche Nebenrolle». Warum werden nur männliche Sidekicks mit einem Edelstein ausgezeichnet? Eine Vermisstanzeige.

CH-Filmpreis: Wo geht's zur besten Nebenfrau?

Man muss sich keine 3D-Brille auf die Nase setzen, um sich plastisch vor Augen zu führen, dass es den Schweizer Filmpreis in gleich mehrfacher Hinsicht gar nicht gibt – gemessen etwa an den Goldmännchen, die es in 30 Kategorien zu gewinnen gäbe, wie am Freitagabend im Zürcher Schiffbau der Jury-Vorsitzende Christian Frei vorrechnete. Keine Preise für Ton, Licht oder Kostüme? Keine Frage: Man meinte, nicht überhören zu können, dass der einst Oscar-nominierte Schweizer Dokumentarfilmer die Meinung des Bundesamtes für Kultur nicht teilt, elf Quarze seien mehr als genug.

In Edelstein gemeisselt scheint diese Zahl allerdings nicht: Tatsächlich gab es in diesem Jahr einen Preis mehr als noch im letzten: Erstmals überhaupt wurde auch ein Quarz in der Sektion «Montage» vergeben. Dass in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft eine Auszeichnung für alle sieben Wochentage ausgelobt werden soll, ist also nicht ganz auszuschliessen.

Im Ernst: Eine Kategorie, die seltsamerweise fehlt, ist jene der «besten weiblichen Nebenrolle», und das ist in Zeiten der Gleichberechtigung doch so fragwürdig wie rückständig. Gehörte dann aus Symmetriegründen nicht das männliche Pendant eingespart? Man käme so auf zehn Quarze – das wäre auch arithmetisch eine richtig runde Sache.

Andererseits: Warum nicht einfach das Dutzend vollmachen? Es soll jetzt bloss keiner einwenden, im Schweizer Film gäbe es keine weiblichen Nebenrollen – oder leider viel zu wenige. Zur Erinnerung: Bei den Männern war unter anderen der untadelige Leonardo Nigro nominiert, für zirka drei Szenen, zwei aufgeklebte Schneidezähne, seinen Vollbart und eine halbe Joggingeinheit im Verzascatal.

Wahrer wäre schon eher, dass letzten Freitag nicht einmal ein Quarz für eine «beste Hauptdarstellerin» ausgehändigt wurde. Zwei der in der Kategorie «Darstellerin» nominierten Damennamen liefen nämlich im Abspann von Traumland. Bloss: Episodenfilme wie das weihnächtliche Strassenstrichdrama von Petra Volpe kennen doch – sehr streng genommen – nicht eigentlich «Leading Roles»? Die einzige Riesenrolle der drei Nominierten spielt sinnigerweise Sonja Riesen in Der Golie bin ig; zur besten Schauspielerin des Jahres gekürt wurde indes die Bündner Obertraumländerin Ursina Lardi – auch zu ihrer eigenen Überraschung, wollte es scheinen.

Aber vielleicht ist die Wahrheit eine ganz andere, sie wäre so Macho-haft wie geschmacklos. Möglicherweise sagt uns die Lücke, die hier nicht der Teufel liess: Frauen spielen immer die Hauptrolle. Hauptsache, sie fällt nicht zu gross aus.

23. März 2014

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