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Berlinale 2017 | Die GewinnerInnen

Adrian Nicca
News: Adrian Nicca

Die Jury hat entschieden. Die Preise der 67. Berlinale sind vergeben. Das sind die GewinnerInnen.

Berlinale 2017 | Die GewinnerInnen

Der Goldene Bär für den Besten Film geht dieses Jahr nach Ungarn an On Body and Soul der Regisseurin Ildikó Enyedi. Darin wird ein Schlachthaus in Budapest zum Schauplatz einer seltsam schönen Liebesgeschichte. Mária tritt eine Stelle als Qualitätsprüferin an und sofort wird getuschelt: Beim Mittagessen wählt die junge Frau in der kargen Kantine stets den Tisch, an dem niemand sitzt, und schweigt in sich hinein. Bei der Arbeit ist sie streng, hält sich strikt an die Vorschriften, jedes Gramm Fett zu viel wird mit Punktabzug geahndet. Ohnehin scheint ihre Welt aus Zahlen und Daten zu bestehen, die sich seit frühester Kindheit in ihr Gedächtnis einbrennen. Auch der etwas ältere Endre, ihr Vorgesetzter, ist eine eher verschlossene Persönlichkeit. Zaghaft gehen sie aufeinander zu, erkennen ihre Seelenverwandtschaft und stellen verwundert fest, dass sie nachts die gleichen Träume haben. Vorsichtig versuchen sie, diese in die Wirklichkeit zu überführen.

Ausschnitt aus On Body and Soul:

Zärtlich, aber auch mit hintergründigem Humor erzählt Ildikó Enyedi von der Begegnung zweier Menschen, die zunächst jeder für sich und dann miteinander die Welt der Gefühle und des körperlichen Begehrens entdecken. Es geht um die Schwierigkeit und die Angst, sich zu öffnen; um das Glücksgefühl, wenn man sich schliesslich auf einen anderen Menschen einlässt. Der Schweizer Filmverleih Filmcoopi hat gleich vor Ort die Rechte am Film gekauft und wird ihn im Verlauf des Jahres in unsere Kinos bringen.

Den Silbernen Bären durfte Regisseur Alain Gomis für sein Werk Félicité entgegennehmen. Félicité ist der Name einer stolzen, unabhängigen Frau, die als Sängerin in einer Bar in Kinshasa arbeitet. Wenn sie auf die Bühne geht, scheint sie die Welt und den Alltag um sich herum zu vergessen. Auch die Gäste lassen sich vom Rhythmus der melancholischen und kraftvollen Melodien anstecken. Als Félicités Sohn nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt, versucht sie verzweifelt, das Geld für eine Operation aufzutreiben. Ein atemloser Streifzug durch ärmliche Strassen und durch wohlhabendere Bezirke der kongolesischen Hauptstadt beginnt. Tabu, einer der Stammgäste der Bar, der in jeder Hinsicht gern über die Stränge schlägt, will Félicité helfen. Nur widerwillig nimmt sie das Angebot an. Nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus findet Félicités Sohn nicht in sein altes Leben zurück, doch ausgerechnet der Schwerenöter Tabu lockt ihn aus der Reserve. Félicités karge Wohnung mit dem permanent kaputten Kühlschrank wird zum utopischen Ort in einem Land, das für die meisten seiner Einwohner keine Hoffnung bereithält. Der Film kommt dieses Jahr durch den Verleiher trigon in die Schweizer Kinos.

Trailer Félicité:

Altmeister Aki Kaurismäki erhält den Silbernen Bären für die beste Regie von Toivon tuolla puolen (The Other Side of Hope). Khaled ist vor dem Krieg in Syrien geflohen und kommt mit einem Kohlefrachter nach Finnland. Als sein Asylantrag abgelehnt wird, versteckt er sich, um illegal im Land zu bleiben. Eines Tages begegnet er Wikström. Wikström hat gerade sein Leben neu geordnet: er hat seine Frau verlassen, seinen Job gekündigt und sich ein kleines Restaurant gekauft. Wikström organisiert ihm einen falschen Ausweis und lässt ihn als Aushilfe arbeiten. Doch vor dem alltäglichen Rassismus und den Entscheidungen der Behörden kann er Khaled nicht beschützen. Die erste Hälfte ist ein Wechselbad der Gefühle, erst ab der Mitte des Films entfaltet die tragikomische Bitterkeit von Aki Kaurismäki ihre volle, befreiende Wirkung. Ab 30. März bei uns im Kino.

Trailer The Other Side of Hope (wir hoffen, Ihr sprecht Finnisch!):

Als Beste Darstellerin wird Kim Minhee in Bamui haebyun-eoseo honja (On the Beach at Night Alone) und als Bester Darsteller Georg Friedrich in Helle Nächte ausgezeichnet.

Zum Schluss die (floskelhaft-kitschigen) Highlights der Berlinale 2017:

20. Februar 2017

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