The Danish Girl Belgien, Dänemark, Deutschland, Grossbritannien, USA 2015 – 120min.

Filmkritik

Das wahre Selbst

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Seit seinem vielfach prämierten The King's Speech gilt Tom Hooper als Oscar-Experte. Auch sein Folgeprojekt, die Musicalverfilmung Les Misérables, wurde für zahlreiche Academy Awards nominiert und konnte in drei Kategorien reüssieren. Mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Transgender-Drama The Danish Girl, einer vorzüglich bebilderten Romanadaption, scheint der britische Regisseur erneut auf einen Oscar-Erfolg zu schielen, vergisst zuweilen aber, sein Thema richtig zu durchdringen.

Kopenhagen in den 1920er Jahren: Der Landschaftsmaler Einar Wegener (Eddie Redmayne) und seine Frau Gerda (Alicia Vikander) führen eine glückliche Ehe und gehen in ihrem Künstlerdasein auf. Als Gerda ein wichtiges Porträt beenden soll, von ihrem Modell allerdings eine Absage erhält, springt Einar kurzerhand ein und lässt sich in einem Frauenkleid und Damenstrümpfen abbilden. Eine Erfahrung, die den jungen Maler schwer beeindruckt, da er plötzlich sicher ist, sein wahres Ich erkannt zu haben. Fortan tritt er immer häufiger als "Lili" in Erscheinung, was Gerda zunächst verwirrt. Mit der Zeit akzeptiert sie allerdings Einars Wunsch, als Frau zu leben, und kann durch die Porträts von Lili endlich ihren beruflichen Durchbruch feiern.

Das Biopic The Danish Girl geht auf den gleichnamigen Roman des US-Autors David Ebershoff zurück, eine fiktionale Aufarbeitung des Werdegangs von Lili Elbe, die sich als einer der ersten Menschen einem geschlechtsangleichenden Eingriff unterzog. Nachdem erst kürzlich die Amazon-Serie "Transparent" das Transgender-Thema auf feinfühlige Weise in den Blick genommen hat, zieht Tom Hooper mit einem Mainstream-Drama nach, das sich spürbar für Toleranz und Selbstbestimmung starkmacht.

Während die Vorurteile und die Anfeindungen der damaligen Gesellschaft nur sporadisch in den Blick geraten, konzentriert sich der Film vor allem auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren, die durch Lilis langsame Transformation auf die Probe gestellt wird. Für Gerda, die Alicia Vikander selbstbewusst und verletzlich zugleich verkörpert, bricht zunächst eine Welt zusammen, da sie glaubt, ihren Partner nie richtig gekannt zu haben. Über ihr wachsendes Verständnis erzählt Hooper dann jedoch von bedingungsloser Liebe und aufopferungsvoller Solidarität.

Gemeinsam zeichnen der eindringlich spielende Eddie Redmayne und Vikander ein ergreifendes Paarporträt, das in exquisite Bildkompositionen eingefasst ist. Die hochwertige Ästhetik und der merklich erbauliche Erzählansatz führen allerdings dazu, dass die qualvollen Aspekte des Identitätskonfliktes eher diffus bleiben – was The Danish Girl letztlich etwas glatt erscheinen lässt.

16.04.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Eine aussergewöhnliche Biographie über einen ebenso aussergewöhnlichen Künstler. Eddie Redmayne spielt die Rolle des Einar Wegener brilliant und war hier definitiv die perfekte Wahl.
Die Geschichte schreckt vor nichts zurück, auch wenn es hin und wieder sogar etwas beschämend für den Zuschauer werden kann. Dabei steht auch die Entwicklung der Beziehung zu seiner Frau Gerda stark im Fokus, welche unter diesen sehr speziellen Umständen stark gelitten hat.
7.5/10Mehr anzeigen


AnjA

vor 7 Jahren

Brilliante Schauspielleistung! Emotionale Geschichte, grossartiger Film.


Jupiter

vor 7 Jahren

Super Charakterdarsteller Eddie Redmayne


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