Swiss Army Man USA 2016 – 95min.

Filmkritik

So praktisch wie ein Schweizer Armeemesser

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die Regisseure Dan Kwan und Daniel Scheinert erklärten ihrem Star Paul Dano, dass sie einen Film machen wollen, bei dem der erste Furz für Lacher sorgt, während der letzte ein Gefühl von Traurigkeit heraufbeschwört. Über den Flatulenzhumor mag man denken, was man will, aber Swiss Army Man ist weit mehr als das. Ein Stück einzigartiges Kino, das ein fast schon schmerzhaft schönes Porträt eines Mannes zeichnet, der verzweifelt gegen eine Depression ankämpft.

Hank will sich umbringen, doch da wird die Leiche von Manny angespült. Deswegen beschließt der junge Mann, den Selbstmord aufzuschieben, weil er hofft, jemanden zu finden, zu dem er eine Freundschaft aufbauen kann. Doch Manny ist tot, wie Hank erst später feststellt. Schon kurz darauf hat er die Schlinge wieder um den Hals, bereit, sich zu töten. Doch dann bewegt sich Manny und Hank merkt, dass er nun doch jemanden gefunden hat, mit dem er wieder zurück in die Zivilisation kann, der ihm hilft, mit dem er reden kann und der für ihn all das ist, was er in seinem Leben bisher vermisst hat.

Es ist eine absurde Situation, mit der diese Geschichte beginnt. Aber eben aus dieser Absurdität heraus entwickelt Swiss Army Man seinen unvergleichlichen Charme, weil er einerseits vollkommen unvorhersehbar bleibt und andererseits höchst originell ist. Denn über all die zotigen Diskussionen zwischen Hank und Manny hinweg, verströmt diese Geschichte eine immense Tiefe. Immerhin zeigt sie – und das spielt Paul Dano hervorragend – wie ein einsamer, unglaublich scheuer Mann auftaut, während er mit seinem neuen, besten Freund ums Überleben kämpft. Das ist schön, hat aber auch eine bittersüße Note, da man als Zuschauer weiß, dass Hank mit einer Halluzination interagiert. Dass er eine Leiche mit sich herumschleppt, von der nur er glaubt, dass sie eine Form von Lebendigkeit besitzt.

Für Daniel Radcliffe war es eine Herausforderung, eine fast unbewegliche Leiche zu spielen. Wenn sich Manny bewegt, dann, weil Hank es für ihn tut. Dabei kann er anfangs noch nicht mal reden, aber auch in dem Moment, ab dem er interagiert, ist er dennoch ausgesprochen passiv und träge – selbst in der Art, wie er redet.

Man könnte argumentieren, dass die Macher diesen brillanten Film am Ende verraten, mit einem Finale, das den Rahmen sprengt, aber es funktioniert innerhalb der gesetzten Parameter, da man nach wie vor den Blickwinkel der Hauptfigur eingenommen hat. Damit stellt sich zum Ende genau die Traurigkeit ein, die die Regisseure zu erreichen hofften. Weil manche Geschichten eben kein Happyend haben. Oder eben schon, aber das kommt ganz auf den Standpunkt an.

10.04.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren Exzellent

"Swiss Army Man" ist absolut schräg und verrückt, aber dennoch berührend und auch witzig.
Der Film hinterfragt auf sehr unterhaltsame Weise die menschlichen Gepflogenheiten und stimmt einem definitiv nachdenklich. Die Tragikomödie kommt zwar zu Beginn nur langsam in Fahrt, kann sich aber immer weiter steigern und schafft es dann auch, dass man sich selbst in der Rolle der Hauptfigur hineinversetzen kann. Und wenn man sich dann sogar über einen Furz einer Leiche freuen kann, spricht das natürlich nur für den Film ;)
8/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


Deg89

vor 7 Jahren

Ein herrliches Furzdrama, dass sowohl humorvoll unterhält und gleichzeitig zu tränen rührt. Besonders einfühlsam wird die Fantasie der Hauptfigur beschrieben, wie er zusammen mit seinen Leichenkumpel zu sich selbst findet. Gegen Ende wird die Fantasy jedoch etwas überspitzt und zu eindeutig dargestellt. Die skurrilen Szenen sind im Gesamteindruck allerdings mehr spaßig als peinlich.Mehr anzeigen


Patrick

vor 7 Jahren

Swiss Army Mann wird im Stil von Cast Away (aber auf eine sehr Kranke -skurrile Art)erzählt.Man langt sich während dem Film mehr mals an den Kopf und fragt sich in welchem Kranken aber coolem Film bin ich da gelandet.


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