CH.FILM

Affenkönig Deutschland, Schweiz 2016 – 98min.

Filmkritik

Was für ein Affentanz

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Es ist ein beliebtes Thema: Alte Freunde, die sich nach langer Zeit wiedertreffen. Häufig nutzt man die Beerdigung eines guten Kumpels dazu, bisweilen ist es auch etwas so Profanes wie ein Geburtstag. Den Weg geht auch Regisseur Oliver Rihs, der zwar versucht, der Geschichte neue Aspekte abzugewinnen, damit aber seine Probleme hat. Was auch daran liegt, dass bei Affenkönig die Mixtur aus Ernsthaftigkeit und Humor nie so richtig funktionieren will.

20 Jahre sind vergangen, seit vier Freunde sich zuletzt gesehen haben, aber nun lädt Wolfi die alten Kumpel zur Geburtstagsfeier auf sein herrschaftliches Anwesen in Frankreich ein. Die kommen auch gerne, mitsamt Familie und einer Wagenladung Problemen. Aber die, die sie bei Wolfi erwarten, sind die weitaus dringlicheren, denn mit reichlich Alkohol und Drogen gedenkt man nicht nur der alten Zeiten. Auch alter Groll kommt wieder hoch, denn Wolfi hat nach all den Jahren noch ein Hühnchen mit seinen Freunden zu rupfen. Das glorreiche Abfeiern der Vergangenheit ist bald passé. Jetzt ist Zahltag.

Dem Film fehlt der notwendige Realismus. Die Figuren sind unglaubwürdig. Einerseits in den Lebenswegen, die sie beschritten haben, andererseits in ihrer Interaktion. Das würde noch angehen, wenn sich daraus zumindest komisches Potenzial ziehen ließe, aber das gelingt Affenkönig nur sehr bedingt. Denn zu häufig stellt sich das Gefühl ein, einer spätpubertären Komödie beizuwohnen. Hier wird fast nur noch über Sex geredet, bisweilen wird er auch zelebriert, vor allem aber bleibt es deftig und zotig. Das kann man mögen, man kann bei einer Geschichte wie dieser aber schon etwas mehr Tiefgang erwarten.

Stattdessen wird tiefgestapelt, denn der Groll, den Wolfi hegt, ist so armselig und hanebüchen, dass man das Ganze nicht ernst nehmen will. Das gelingt auch dem Skript nicht, denn die Enthüllung kommt früh. Damit einher geht auch ein Antiklimax, nach dem zwar noch viel passiert, die Luft aber fast vollends raus ist. Das ist bedauerlich, denn zumindest anfangs merkt man noch, dass eine gewisse Ernsthaftigkeit vorhanden ist, die der Geschichte guttut. Aber mit jeder Minute schwindet diese mehr.

Stattdessen lebt der Film einzig und allein von seinen vier Hauptdarstellern, die eine gute Chemie miteinander haben. Ihnen nimmt man die jahrzehntewährende Freundschaft ab, aber letzten Endes werden sie vom Drehbuch im Stich gelassen. Das versucht sich am Ende noch über die Ziellinie zu retten, indem ein einigermaßen fieses Ende präsentiert wird. Aber das ist dann auch nur ein Fall von "zu wenig zu spät".

10.04.2024

2

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Kommentare

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rioty

vor 7 Jahren

Einfach nur schlecht. Muss man nicht gesehen haben.


mfo

vor 7 Jahren

Schräg, lustig und unterhaltsam ohne die Welt neu zu erfinden. Ein guter Spass zu später Stunde mit Freunden und ein paar Bier. Durchaus eine Empfehlung.


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