Café Society USA 2016 – 96min.

Filmkritik

Café Society

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Verlässlich wie ein Uhrwerk liefert Woody Allen auch im vermeintlichen Rentenalter weiterhin jedes Jahr einen neuen Film ab. Und ebenso verlässlich ist dabei schon seit einiger Zeit kein Verlass mehr auf qualitative Beständigkeit. Das mag zwar einerseits bedauerlich sein. Aber es hat auch Vorteile, wenn man neuen Allen-Werken mit heruntergeschraubten Erwartungen begegnet, wie nun Café Society – 2016 der Eröffnungsfilm beim Festival in Cannes – zeigt.

Wieder einmal begibt er sich zurück in die Vergangenheit, dieses Mal in die 1930er Jahre, in denen Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) in Los Angeles ankommt, um von seinem Onkel Phil (Steve Carell) unter die Fittiche genommen zu werden. Doch der Hollywood-Agent hat wenig Verwendung für den jüngsten Spross einer jüdischen Familie aus New York und vertraut den jungen Mann seiner Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart) an. Dass die allerdings auch Phils Geliebte ist, wird schnell zum Problem, als auch Bobby sich in sie verliebt. Als sie sich für ihren Boss entscheidet, kehrt er irgendwann enttäuscht nach New York zurück, wo er gemeinsam mit seinem Gangster-Bruder Ben (Corey Stoll) einen Nachtclub gründet. Der Laden wird zu einem vollen Erfolg, bald heiratet er die hübsche Veronica (Blake Lively) und gründet mit ihr eine Familie. Sowohl er als auch Vonnie stellen allerdings mehr als einmal infrage, was aus ihrer Beziehung hätte werden können...

Verglichen mit unbefriedigenden Filmen wie Magic in the Moonlight oder Irrational Man (ganz zu schweigen von seiner enttäuschenden Amazon-Serie "Crisis in Six Scenes") unternimmt Woody Allen mit Café Society ohne Frage wieder einen Schritt in die richtige Richtung. Das heißt zwar nicht, dass er wieder die emotionale Tiefe von Blue Jasmine oder den leichtfüßigen Charme von Midnight in Paris erreicht. Dazu schwächelt das Drehbuch zu sehr, sowohl in den Dialogen als auch in einer Vielzahl arg zweidimensionaler Nebenfiguren. Und der Off-Kommentar, den Allen in der Originalfassung selber spricht, ist mehr als einmal unnötig raumgreifend.

Doch im Gegenzug findet Allen hier meist die richtige Mischung aus seinem typischen Humor und dem Ernst, der einer von melancholisch-nostalgischem Wind durchwehten Geschichte über unglückliche Lebens- und Liebesentscheidungen angemessen ist. Seine Darsteller wissen zu überzeugen (allen voran Stewart und Eisenberg, der hier als Allen-Wiedergänger eine deutlich bessere Figur macht als in To Rome With Love), und selten fand der Regisseur für einen Film ein derart geschickt gesetztes, berührendes Ende wie hier. Neuland betritt Allen mit Café Society aber natürlich nicht, weder thematisch noch formal. Mit einer Ausnahme: sein 47. Spielfilm ist der erste, den er digital gedreht hat – und dank der warmen, glasklaren Bilder von Kameramann Vittorio Storaro sah keiner je besser aus. Dass die beiden sich auch für Allens nächsten, gerade abgedrehten Film zusammengetan haben, lässt die Erwartungen dann also doch wieder steigen.

25.11.2020

3

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Kommentare

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Berufsromantiker

vor 7 Jahren

Ach ja, so geht das mit der enttäuschten Liebe, den Verwirrungen und den Lebensplänen, die dann anders ausgehen. Sehr schön gemacht, überzeugend gespielt und schöne Musik. Leider gibt es zwischendurch Längen, die der Film eigentlich nicht gebraucht hätte....


Patrick

vor 7 Jahren

Die Darsteller spielen famos und die Dialogen sind frisch und teilweise witzig auch der Jazzige Soundtrack kan überzeugen.Die Kostüme und Ausstattung sind Oscarwürdig.Storymässig ist Café Society aber sehr langatmig und am Ende weiss man gleich viel wie am anfang,und deswegen kann Café Society ausser der tollen Machart nicht viel bitten.Mehr anzeigen


as1960

vor 7 Jahren

Vielleicht ist es ein etwas hartes Urteil, aber aus meiner Sicht dreht Woody Allen immer nur Varianten von demselben Film. Die Frage die sich jeweils stellt ist, ob es eine gelungene oder weniger gelungene Version ist. "Café Socieity" erinndert leider trotz gut aufgelegter Darsteller wie Jesse Eisenberg oder Steve Carell eher an ein bedeutungsloses Kaffekränzchen. Natürlich blitzt manchmal der typische Feingeist-Humor von Woody Allen auf, aber viel zu selten um den Zuschauer wirklich zu unterhalten. Der Altmeister kann es wesentlich besser.Mehr anzeigen


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