American Honey Grossbritannien, USA 2016 – 164min.

Filmkritik

Auch Träume kosten

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Alles andere denn amerikanisches Honigschlecken bietet das raue Roadmovie der Britin Andrea Arnold. Eine Handvoll junger Leute tingelt als Drückerkolonne durch den amerikanischen Mittleren Westen. Scheinbar ein ungebundenes Leben – freilich mit Haken. Ein hautnaher Country-Undergroundfilm.

Zuhause hält sie es nicht mehr aus. Der Vater trinkt, die kleinen Geschwister nerven. Beim «Food-Founding» - Star, so der Name des Teenagers – sucht sie im Müll nach Essbarem, beispielsweise nach einem Poulet mit überfälligem Verkaufsdatum. Da entdeckt sie im Laden eine Bande frischfröhlicher junger Leute, die herumtollen. Einer tanzt gar auf dem Einkaufstisch. Auf den hat Star (Sasha Lane) sofort ein Auge geworfen. Auf dem Parkplatz sieht man sich wieder. Sie beisst an: Jake (Shia LaBeouf) lädt sie ein mitzukommen. Er gehört einer Drückerkolonne an, rund ein Dutzend an der Zahl, die von der aufreizenden Krystal (Riley Keough) harsch und bestimmt geleitet wird. Jake ist der Hahn im Korb (bei Krystal) und der beste Verkäufer dieses Trüppchens, das Magazin-Abos verscherbelt. Tagsüber Knochenarbeit von Haustür zu Haustür, abends Party. Star fügt sich, macht Extratouren, und ist Krystal ein Dorn im Auge - als weibliche Konkurrenz, denn Jake lässt sich auf ein heisses Schäferstündchen mit Star ein, und die verspricht sich eine Menge davon, vor allem eine Zukunftsidylle mit ihm.

Doch schnell muss sie feststellen, dass Träume kosten – auch mit einem Traummann. Eingestimmt wird das raue Roadmovie mit dem Rihanna-Song «We found love» (in a hopeless place). Musik ist ein wichtiger Bestandteil dieser Reise von Oklahoma durch den Mittleren Westen, Kansas und Nebraska bis Dakota. Bis hin zu Bruce Springsteens «Dream Baby Dream». Doch halt, die Britin Andrea Arnold (Buch und Regie) hat alles andere im Sinn als Teenie-Gaudi oder Party-Trip. Der Film American Honey, auch so ein Song, dokumentiert geradezu, dass das Leben kein Honigschlecken ist, alles seinen Preis hat – die vermeintliche Freiheit, die Liebe und erst recht Träume.

Speziell ist nicht nur die Geschichte der Aussteigertruppe, die sich verschwört und in der unerbittlichen Wirklichkeit dennoch Lust und Leben findet und lebt, sondern auch der Produktionshintergrund. Andrea Arnold hat sich auf die Suche nach Darstellern begeben, fand authentische junge Leute, die das Milieu, das Leben der Unterschicht kannten. Zum Ensemble gehörten 15 Personen. Profis sind dabei rar: Shia LaBeouf (Jake) war in Nymphomaniac von Lars von Trier zu sehen, Riley Keough (Chtystal) in Mad Max: Fury Road. Sasha Lane aus Texas gab nun ihr Debüt als Star, die diesen Film prägt und trägt. Andrea Arnold zog tatsächlich durch die US-Lande, drehte vor Ort zu Bedingungen, die der Story entsprechen. Ein starkes Stück amerikanischer Wirklichkeit, spielerisch dokumentiert, ungeschönt und unerbittlich.

20.02.2024

5

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Kommentare

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Deg89

vor 6 Jahren

Ein Partyroutetrip quer durch Amerika mit viel Drogen- und Finanzexzesse. Hier wird deutlich, dass jedes Erlebnis finanziell unterdrückt wird. Selbst die aufkommende Liebe zwischen Hauptfiguren muss zum Wohle des Verkaufs abgeschaltet werden. Sowohl die Ortschaften, als auch die Figuren werden mit einer eindringlichen Nähe gezeigt, ohne aufdringlich zu wirken. Auch wenn der Bezug zu vielen Nebencharkteren nicht verdeutlicht wird und einige Szenen gestreckt, selbstverliebt daherkommen.Mehr anzeigen


mfo

vor 7 Jahren

Ein sehr langer Film daürber, dass eigentlich nichts passiert und dieses nichts wird filmisch festgehalten. Die Stimmung und Aussage des Films ist eigentlich bereits nach einer Stunde mehr als klar und daher ist mir dieses Werk persönlich viel zu lange geworden. Die Umsetzung und Story ist durchaus gelungen aber eben einfach viel zu langatmigMehr anzeigen


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