Allied Grossbritannien, USA 2016 – 125min.

Filmkritik

Töte, wen du liebst?

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Robert Zemeckis hat sich über die Jahre als vielseitiger Regisseur erwiesen, der immer wieder versucht, Stoffe zu finden, die keinem seiner bisherigen Werke gleichen. Mit Allied präsentiert er nun ein Weltkriegsdrama mit Spionage-Elementen, das so gerne ein neuer Casablanca wäre, aber an diesen zeitlosen Klassiker nicht heranreicht.

Der alliierte Geheimdienstoffizier Max Vatan (Brad Pitt) und die französische Resistance-Kämpferin Marianne (Marion Cotillard) lernen sich in Casablanca kennen und lieben. In London sind sie später wieder vereint, doch dann wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt, denn man verdächtigt Marianne, als Spionin für den Feind aktiv zu sein. Max steht nun vor der schweren Aufgabe, herauszufinden, ob ihre Gefühle für ihn echt sind – und ob sie wirklich für den Feind aktiv ist. Sollte dies der Fall sein, so ist sein Auftrag klar: Er muss sie liquidieren.

Das größte Problem des Films ist der Trailer. Er verspricht eine Geschichte, die auch wirklich vorkommt – allerdings erst nach gut der Hälfte des Films. Der Twist, dass Brad Pitts Figur im moralischen Dilemma steckt, ob er Cotillards Figur liquidieren soll, ist das spannendste Element des Films. Es ist auch das, womit der Film beworben wurde, aber diese Geschichte hätte auch am Anfang stehen müssen. So wie es jetzt ist, muss man sich tatsächlich durch eine Stunde relativer Langeweile kämpfen, bis der eigentlich interessante Teil beginnt.

Bis dahin kann man sich an den schönen Dekors, den tollen Kostümen und der Tatsache, dass Brad Pitt mit seiner schneidigen Frisur bestens in ein 1940er-Setting passt, erfreuen, aber ein bisschen mehr erwartet und erhofft man sich bei einem Film dann schon. Immerhin ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern hervorragend.

Die zweite Hälfte des Films entschädigt dann einigermaßen für den reichlichen Leerlauf, der zuvorgekommen ist. Denn die Mission der beiden, bei der sie sich überhaupt erst kennen lernen, wirkt zu ordinär, als dass sie die Aufmerksamkeit des Zuschauers fesseln könnte.

Visuell ist Allied umwerfend. Die Kameraarbeit ist ein Augenschmaus, doch die Inszenierung bleibt hinter dem zurück, was man von Robert Zemeckis normalerweise erwarten darf. Die holprige Erzählstruktur tut ein Übriges, um zu verhindern, dass Allied ein künftiger Kriegs-Romanze-Klassiker werden könnte. So bleibt eine tolle Darstellung von Cotillard und eine Rolle für Pitt, die so viel besser hätte sein können, wenn der psychologische Kontext seiner Figur effektiver ergründet worden wäre. Am Ende des Films erledigt sich dann auch die Frage, ob man Allied jemals wieder sehen muss, da der Film nur von der Frage lebt, wer Cotillards Figur wirklich ist.

19.02.2024

3

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Kommentare

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Jeaf09

vor 7 Jahren

Ich kann diese schlechte Kritiken des Films "Allied" nicht nachvollziehen. Der Film ist super und von ANFANG AN spannend. Sehr empfehlenswert!


martin.de

vor 7 Jahren

Ja, Zemeckis hat schon bessere Filme gemacht. Fast allen von ihnen hätte ich fünf Sterne gegeben. Diesem nun "nur vier". Dennoch ist der Film bei weitem besser als das Meiste was derzeit und in letzter Zeit im Kino zu sehen war. Die Geschichte hat das richtige Tempo, die Figuren gehen einem nah, man glaubt ihnen was sie sagen, man glaubt auch die echte Liebe, die das Paar verbindet. Ein schöner und stimmiger Film, und trotz scheinbarer Vorhersagbarkeit fand ich ihn spannend genug. Nur die beiden kritisierten Szenen (Liebesakt im Wagen im Sandsturm und die Geburt des Kindes in der Bombennacht) sind tatsächlich dicker aufgetragen als nötig gewesen wäre.Mehr anzeigen


dulik

vor 7 Jahren

Allied ist ein gelungenes Drama mit raren Action-Sequenzen.
Die Geschichte wird eher langsam aber mit einer guten Struktur erzählt.
Insgesamt wurde eine gute Mischung zwischen Liebes- und Kriegsfilm erreicht.
Wenn man sich aber im Vorfeld über den Film informiert hat, so weiss man leider bereits, auf welche einzig entscheidende Frage die Handlung hinauslaufen wird.
Auf diese Weise büsst der Film einiges an Spannung ein und ist somit auch kein Drama, das sich der Durchschnittszuschauer ein zweites Mal ansehen mag.
7/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


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