Spectre Grossbritannien, USA 2015 – 148min.

Filmkritik

Auf eigene Faust

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die Zeichen standen gut. Das Team von Skyfall hatte sich erneut versammelt, darunter Regisseur Sam Mendes und Autor John Logan, die Neuankömmlinge in der Besetzung können sich sehen lassen, der Film verbindet alle vorherigen Craig-Bonds miteinander und doch fehlt etwas: richtige Klasse.

James Bond ermittelt auf eigene Faust. Er ist hinter einer schattenhaften Geheimorganisation her, die die Geschicke der Welt leiten will. Nicht mal seinem direkten Vorgesetzten kann Bond sagen, welche Mission er verfolgt, doch sie führt ihn von Mexiko über Italien und Österreich bis nach Afrika. Mit Hilfe von Moneypenny (Naomie Harris) und Q (Ben Whishaw) findet er nicht nur einen alten Feind, sondern muss auch jemanden beschützen, der ein Opfer in diesem Krieg der Schatten werden könnte. 007 tut das, was er am besten kann: seine Lizenz zum Töten auch einsetzen!

Spectre ist ein überlanger Actionfilm, bei dem man schon sieht, dass Unsummen des Budgets in die aufwendigen Materialschlachten gesteckt wurden. Es beginnt mit einer Hubschrauber-Sequenz, die für Hochspannung sorgt. Auch ansonsten kann man nicht klagen. Die Action-Einlagen im verschneiten Österreich – mal nicht auf Skiern, auch wenn Bond Mittel und Wege findet, beispielsweise ein Flugzeug zweckzuentfremden –, aber auch in Afrika und in London selbst lassen keine Wünsche offen. Die Action-Choreographie ist mitreißend, es kracht und zischt, doch letzten Endes ist das alles ein bisschen wenig.

Weil sich das Skript nicht weit genug hinauswagt. Was Spectre ist, wird nicht mal angedeutet. Ein ominöses Ziel, das irgendwie eine Aussage zum Verhalten moderner Geheimdienste als unersättliche Datenkraken sein soll, ist zwar vorhanden, was sowohl Spectre als auch der Katzen-Liebhaber Blofeld aber wirklich wollen? Geht in reichlich Action unter, die auch die wenigen ruhigen Momente unterminiert. Da hat man schon Bond und Blofeld Auge in Auge und dann endet das wie? In einer völlig uninspirierten Folterszene, die der Begegnung nun wirklich nicht gerecht wird. Die Enthüllung, wer Blofeld ist – wer er für James Bond ist! – ist im Grunde aber auch die einzige Überraschung, die Spectre zu bieten hat.

Generell ist Spectre aber zu selbstgefällig. Man sonnte sich in dem Gefühl, doch eigentlich total originell zu sein, das scheitert aber schon an solchen Kleinigkeiten wie der Besetzung von Andrew Scott. Im Umfeld eines Bond-Films kann der Moriarty aus der BBC-Serie Sherlock nur eins sein: ein Schurke. Dave Bautista ist nichts im Vergleich zu früheren Killern – das zeigt sein lahmer Abgang auch eindrucksvoll.

Auf die Action reduziert, ist Spectre gerade so in Ordnung, ein hervorragender Bond ist diese Streifen aber nicht. Nach Skyfall ist der Fall zudem umso tiefer...

17.02.2024

3

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Kommentare

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Wooma

vor 8 Jahren

Wieder einmal etwas sehenswertes von James Bond.


tashinasaphira

vor 8 Jahren

Wieder einmal ein guter James Bond FIlm: -)


Deg89

vor 8 Jahren

Überraschend gute Fortsetzung zu Skyfall. Eine starke Eröffnungssequenz, die vielleicht beste Einführung des Bondantagonisten und die Thematik einer digitalisierten Welt, die vom analogen Bond gestoppt wird passt hervorragend zur Neuzeit. Den Charakteren fehlt es leider etwas an Präsens und die Action ist selbst für Bondverhältnisse zu Übertrieben.Mehr anzeigen


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