CH.FILM

Sangue del mio sangue Frankreich, Italien, Schweiz 2015 – 106min.

Filmkritik

Sangue del mio sangue

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Vergangenes wird gegenwärtig: In Marco Bellocchios neustem Filmmysterium geht es um eine bizarre Liebes- und Leidensgeschichte, die sich in einem Kloster 1630 abgespielt hat und heute wieder ins Spiel kommt. Ein düsteres Melodram mit gesellschaftskritischen Spitzen.

Bobbio, ein abgeschiedenes Nest in Norditalien. Trutzig und abweisend harrt ein Kloster aus. Man schreibt das Jahr 1630. Aberglaube, eine rigorose Klosterordnung und eine unerbittliche Kirche knechten die Menschen. Die junge Nonne hat einem Klosterbruder schöne Augen gemacht. Der liess sich von Benedetta (Alba Rohrwacher) verführen, mag mit dieser «Schmach» aber nicht mehr leben und sucht den Freitod, erfährt man. Der Zwillingsbruder des Priester, der smarte Degenheld Federico (Filippo Timi), will seinen Bruder rehabilitieren und in geweihter Erde bestatten lassen. Doch um in den Schoss der Kirche bzw. des Klosters zurückkehren zu können, also christlich begraben zu werden, muss die Verführerin gestehen, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Man prüft sie (Feuer- und Wasserprobe, Nachweis der Tränen), quält sie. Doch das Urteil steht von vornherein bei den bigotten Klosterbrüdern fest: Benedetta wird lebendig eingemauert. Liebhaber Federico, selbst von der attraktiven Frau angetan, lässt sie schnöde im Stich und fürchtet ihre Rache.

Fast vier Jahrhunderte später taucht ein Finanzbeamter namens Federico (Timi) in dem heruntergekommen Dorf Bobbio auf. Er soll im Auftrag eines reichen Russen die Klosterruine kaufen. In dem Gemäuer haust ein mysteriöser Graf, der sich jeglicher Modernisierung verweigert. Manche nennen ihn auch Vampir. Ist er Kloster- und Ahnherr, ehemaliger Abt oder gar Inquisitor?

Vieles bleibt im Dunkeln und Rätselhaften – im Drama Sangue del mio sangue von Marco Bellocchio. Schauplatz ist Bobbio, Heimatdorf des italienischen Filmautors. Grausam und scheinbar demütig vor Gott, gnadenlos und fast lüstern vergehen sich die Kirchenmänner an einer jungen Frau, stigmatisieren sie als Liebes-Hexe. Will sich Federico, der den Befreier spielt, an Benedetta rächen? Der Erzählbogen spannt sich von barocker Inquisitionszeit bis in die Gegenwart. Wird das Opfer am Ende befreit und rehabilitiert? Wirkt die Vergangenheit bis in die Gegenwart? Wird man die alten Geister nicht los?

Klar, Bellocchio nimmt die zweifelhaften Methoden der Kirchenmänner, Knechtung und Ächtung «ungehorsamer», verteufelter Nonnen und kirchliche Selbstgerechtigkeit aufs Korn. Mal grob, mal fein spinnt er kritische Spitzen an Kirche und Gesellschaft ins düstere Spiel ein. Doch insgesamt bleibt das Werk des 77jährigen Regisseurs recht unverdaulich und unverständlich.

15.02.2016

3

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