CH.FILM

Reset Restart Schweiz 2016 – 88min.

Filmkritik

Eine Reise ins Ungewisse

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Als Kleinkind musste Mischa Steiner seine koreanische Heimat Richtung Europa verlassen. Über dreißig Jahre später, begibt er sich auf eine Suche nach seinen Ursprüngen. Die berührende, sehr persönliche Dokumentation Reset Restart begleitet Mischa auf seiner Reise.

Mischa Steiner ist dreieinhalb Jahre alt, als er seine Heimat Korea verlassen muss. In der Schweiz kommt er zu Adoptiveltern. Dort lebt er sich schnell ein, verdrängt aber viele Jahre Fragen nach seiner Herkunft. Das belastende Gefühl des "Fremdseins" wird Mischa lange nicht los. Das – wie er es nennt – "schwarze Loch seiner Kindheit" beschäftigt ihn so sehr, dass er eines Tages beschließt, seiner Familiengeschichte auf den Grund zu gehen. In alten Unterlagen entdeckt er die Namen seiner Eltern. Für Mischa die Initialzündung: von heute auf morgen lässt er sein bisheriges Leben in der Schweiz hinter sich und reist nach Korea.

Reset Restart ist das Solo-Filmdebüt der Schweizer Medienwissenschaftlerin Judith Lichtneckert. In den vergangenen zehn Jahren war sie vor allem als Regieassistentin und Produktionsleiterin bei Spiel- und Werbefilmen tätig. 2013 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma. Für Reset Restart begleitete sie Mischa Steiner, der als Bae Suk in Seoul geboren wurde, mit der Kamera in dessen Heimat.

Reset Restart ist das sensible, feinfühlige Porträt eines mutigen jungen Mannes, der sein komplettes Leben hinter sich lässt, um seine Vergangenheit zu ergründen. Mischa kündigt Job und Wohnung und macht sich auf zu einer Reise in die eigene Kindheit. Dem Protagonist gebührt Respekt, da er sich jederzeit offen und freimütig vor der Kamera äußert und den Zuschauer so an seiner persönlichen Geschichte hautnah teilhaben lässt. Auf (fast) jeder Etappe seines Weges ist die Kamera intimer Begleiter der emotionalen Suche nach der eigenen Herkunft.

Und auch Regisseurin Lichtneckert ist es hoch anzurechnen, sich einem (weithin unbekannten) Thema so eindringlich und ausführlich zu widmen: denn Mischa ist nicht der Einzige mit dieser Lebensgeschichte. 1976 strandeten einige südkoreanische Kinder am Zürcher Flughafen ohne ein Ticket zurück in die Heimat. Ihr Schicksal: ungewiss. Und eines dieser Kinder: Mischa. Lichtneckert ist bei den wesentlichen, berührendsten Momenten dabei: bei der Abschiedsfeier in Basel, dem (tränenreichen) Abschied am Flughafen, der Ankunft in Seoul, bei den Treffen mit der Verwandtschaft.

Ungefiltert fängt sie dabei die Emotionen aller Beteiligten ein. Besonders intensiv und eindringlich geschieht dies bei der ersten Begegnung von Mischa mit einem seiner Neffen und wenn sich Beide später alte Familienfotos ansehen. Am Ende wird sich Mischa vieler überraschender, aber auch einiger trauriger Wahrheiten, bewusst. Aber er wird etwas gefunden haben, das ihm fast 30 Jahre lang gefehlt hat: seine Identität.

15.12.2016

4

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